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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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würde.
    »Sollen wir weitermachen?« Er tippte mit dem Bleistift auf die Quartette, um ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
    Edie überraschte ihn, indem sie ihm den Bleistift aus der Hand schnappte. »Das ist jetzt wohlgemerkt nur eine Vermutung, aber ich glaube, Galens Rätsel ist wie ein Quadrat aufgebaut.«

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    »In der Kunst des frühen vierzehnten Jahrhunderts wurde eine Truhe oder Kiste jeglicher Art immer als flaches, zweidimensionales Rechteck dargestellt.« Ohne ein Hehl aus seiner Herablassung zu machen, sah der Wissenschaftler Boyd Braxton über seine Brille hinweg an. »Als während der Renaissance die Perspektive Einzug in das Repertoire der Künstler fand, änderte sich das alles natürlich.«
    Arroganter kleiner Pisser , schäumte Stan innerlich, während er die altertümlichen Verse anstarrte, die an die Wand des Speisesaals projiziert waren. Wenn dieses schnittlauchhaarige kleine Wiesel unter seinem Militärkommando stünde, würde er es zusammenstauchen, dass ihm der dürre Arsch zu den Ohren rauskäme. Im Moment allerdings war er auf das Expertenwissen des Gelehrten angewiesen. Und auf dessen Kooperation. Obwohl er ahnte, dass er eine ganze Menge Selbstbeherrschung brauchen würde, um sein Temperament in Zaum zu halten.
    »In Galen of Godmershams Vorstellung hätte sich ein flaches, zweidimensionales Rechteck nicht von der dreidimensionalen mittelalterlichen Truhe unterschieden, die Ihr Konsortium zu entdecken hofft. Könnt ihr mir so weit folgen, Leute?«
    Stan überlegte, wie man wohl die Bundeslade im vierzehnten Jahrhundert in einer Kirche oder einer Kathedrale dargestellt hätte. Das Wiesel hatte recht: Höchstwahrscheinlich wäre sie als ein flaches Rechteck abgebildet worden.
    »Weiter«, befahl er, ohne die Frage des jungen Mannes zu beantworten. Von seinen Männern sagte ebenfalls keiner ein Wort. Er hatte ihnen angedroht, dass er jeden Einzelnen von ihnen mit einem stählernen Pfahl aufspießen würde, sollte auch nur einem das Wort »Bundeslade« über die Lippen kommen.
    »Nun, ich denke, der Ausdruck ›Salomons Stadt‹ im ersten Quartett
bezieht sich auf Galens Anwesenheit in Jerusalem während des Kreuzzugs. Und für den Fall, dass ihr Jungs das noch nicht selbst herausbekommen habt: Das erste Quartett ist auch die erste Seite unseres metaphorischen Rechtecks.«
    Wieder blieb Stan stumm. Tatsächlich scherte er sich einen Dreck um den ersten Vierzeiler, denn er nahm an, dass er sich auf Schischak, nicht auf Galen of Godmersham bezog. Mit diesem Teil der Geschichte war er sehr gut vertraut, denn im Alten Testament, im 1. Buch der Könige, Kapitel 14 stand geschrieben, Schischak zog »herauf gegen Jerusalem und nahm die Schätze aus dem Hause des Herrn«. Was ihn interessierte, waren die verschlüsselten Botschaften, die in den nächsten drei Vierzeilern verborgen waren. Irgendwo in diesen altertümlichen Versen enthüllte Galen of Godmersham das Versteck der Bundeslade, der heiligen Truhe, die es Gott erlaubte, unter den Menschen zu weilen, um in den letzten Tagen der Menschheit seine heilige Armee gegen die Ungläubigen zu führen.
    Stan fühlte, wie die Erregung in ihm anschwoll, und warf einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk.
    Vier Tage, neun Stunden und sechsundzwanzig Minuten, bis zum Beginn des Id al-Adha, des höchsten muslimischen Festes.
    Was bedeutete, dass ihm noch vier Tage, neun Stunden und sechsundzwanzig Minuten blieben, um die Bundeslade zu finden.

42
    »Ah, ja. Ein Quadrat. Genau«, lächelte Cædmon begeistert. »Ein Quartett ist schließlich ein Gedicht mit vier Zeilen.«
    »Und Galen verfasste vier Quartette«, fügte Edie hinzu.
    »Nicht zu vergessen, dass die Bundeslade in der mittelalterlichen Kunst üblicherweise als Rechteck dargestellt wurde.« Immer
noch lächelnd zwinkerte Cædmon ihr zu. »Du musst verdammt gut in Sudoku sein. Also, was ist nun mit diesem metaphorischen Quadrat?«
    Erfreut darüber, dass Cædmon an ihrer Meinung interessiert war, gab sie ihr Bestes. »Ich glaube, Galen versuchte, einen lückenlosen chronologischen Bericht über die Aufenthaltsorte der Bundeslade zu erstellen. Und er beginnt hier im ersten Quartett damit, dass Pharao Schischak die Bundeslade aus Salomons Tempel raubt. Von dem, was Sir Kenneth uns heute erzählt hat, wissen wir, dass der Pharao ein Opfer – die Bundeslade – im Tal Esdrelon zurückließ.«
    »Wo ungefähr zweiundzwanzig Jahrhunderte später eine marodierende Bande Malteserritter, angeführt

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