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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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„Ich
zweifle, dass wir das hier noch erleben. Kann ich?“ Sie
machte Anstalten, die Frau aus der Ohnmacht zu holen.
„Ja – das war’s schon.“
Aber keiner von den beiden erwachte, sie waren aus der
Ohnmacht in den Schlaf geglitten.
    „Das, meine Lieben, ist mir aber nicht sicher genug!“,
erwiderte AmUlzo bestimmt, als er den Bericht der Frauen
über ihr Erlebnis mit den beiden Einheimischen und den
erfolgreichen Eingriff entgegengenommen hatte.
„Wenn diese Frau zeitlebens unfruchtbar war, ist nicht
gesagt, dass sich in ihr nun die Frucht entwickelt“, meinte
er. AusGarmi widersprach.
    „Gut“, lenkte AmUlzo ein. „Du bist die Fachfrau – aber
ich möchte nichts riskieren. Sagen wir: Doppelt hält besser.
Wiederhole es bei noch einer!“
    „Bei einer Jüngeren aber“, warf VomBergo ein. „Bei der
wirkt’s glaubwürdiger, und VonEtali braucht kein Wunder
zu suggerieren.“
    „AmUlzo ist mittlerweile ganz beachtlich informiert über
diese – diese Bewohner“, stellte AusGarmi anerkennend
fest.
    Sie war mit VonEtali unterwegs, das Anwesen zu suchen,
das dem Ben Abchat gehörte, jenem Reichen, bei dem die
Magd Miriam, zu der sich Jussup, dieser Schafaufpasser, so
stark hingezogen fühlte, im Dienst stand.
    Es war nicht eben leicht gefallen, das alles ausfindig zu
machen. AmUlzo hatte sich ins Gedächtnis von Passanten
schalten müssen. Erst vom dritten erfuhr er die Wohnstatt
des Abchat.
    „Er will einen doppelten Effekt erreichen“, sagte
VonEtali, „diesem Jussup einen Gefallen tun und seinen
zweiten Künder zeugen.“
    „Wieso dem einen Gefallen…?“
„Er hat Schwierigkeiten mit dem Dienstherrn dieser
Magd. Ben Abchat will sie nicht freigeben – an einen
Habenichts, der eine Entschädigung nicht geben kann,
gleich gar nicht. Da soll ich ein wenig nachhelfen.“
„Du bist aber auch ganz schön eingeweiht! Und wie willst
du das anstellen?“
„Wenn sie schwanger wird, ergibt sich das vielleicht von
selber. Du hast doch auch einige Weiber mit diesen
unförmigen Leibern gesehen. Richtig körperlich arbeiten –
so wie hier üblich
– kann man damit wohl nur sehr
eingeschränkt. Da nutzt dem Abchat die beste Magd nicht
mehr viel. – Und so ein Kind bedarf intensiver Zuwendung.
Auch das ist ein Handikap für eine Magd. Also!“
„Aber vorerst: Sie selber wird zunächst nicht definitiv
feststellen können, dass in ihr etwas heranwächst. Wenn
dieser Jussup mit seinen Schafen zurückkommt, wird sich
für ihn nichts geändert haben.“
„Doch: Die Haltung des Abchat ihm gegenüber. AmUlzo
hat sich etwas ausgedacht.“
    Die Sonne näherte sich dem Zenit. Die Straßen der Stadt
leerten sich zunehmend. Die Menschen suchten ihre
Häuser, den Schatten auf.
    Die Maschine glitt langsam in geringer Höhe über die
flachen Dächer. AusGarmi beobachtete intensiv den
Navigationsschirm. „Das müsste es sein“, sagte sie dann.
    Unter ihnen lag ein etwas größeres, stattliches Haus, dem
sich ein Pferch und niedrige Lagerschuppen anschlossen.
Im hinten liegenden Hof waren zwei männliche Menschen
damit beschäftigt, einen Karren, der hochauf mit Säcken
befrachtet war, zu entladen. Sie taten es lustlos, träge. Und
als ein lauter Ruf erschallte, beendeten sie offensichtlich
froh die Arbeit und eilten ins Haus.
„Sie wird ebenfalls im Inneren sein“, vermutete VonEtali.
„Es ist eine ungünstige Zeit für unser Vorhaben.“
„Es wird schnell gehen; ich bin bestens vorbereitet“,
beschwichtigte AusGarmi.
„Obwohl du auch noch den Sender implantieren willst?
Überraschen darf uns niemand. Wenn sie schlafend
angetroffen wird, dürfte das für sie nicht ohne Folgen sein.“
„Auch mit dem Sender… Eine äußerst üble soziale
Struktur haben manche dieser Menschen sich ausgedacht –
zum Schaden der Mehrheit!“ AusGarmi steuerte die
Maschine in den entlegensten Winkel des Pferchs. „Ich
aktiviere vorsichtshalber den Schild, bevor sie den Gleiter
für ein gefährliches Ungeheuer halten.“
„Bei diesen Okzidentalen ist es noch schlimmer.“
VonEtali nahm den Faden wieder auf. „Sie bringen von
ihren Kriegszügen Gefangene mit, die auf Märkten gekauft
und zum absoluten Eigentum Wohlhabender werden
können. Diese entscheiden sogar über Leben und Tod der
Unglücklichen. Solche Sklaven müssen die niedrigsten
Tätigkeiten verrichten und besitzen keinerlei Rechte. Einige
werden gezwungen, zur Volksbelustigung gegeneinander
oder gegen große Tiere zu kämpfen – bis zum

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