Saat des Himmels
Männlichen.
Es folgte eine Pause, die zu einem gemeinsamen Essen
überleitete.
Die meisten hatten den Raum verlassen, AmUlzo schickte
sich an zu folgen.
Da kam der herrische Ruf VomLageros: „AmUlzo – einen
Augenblick!“
Der Gerufene verharrte, eine heiße Welle durchflutete ihn.
Er wendete sich und glitt zum Allbevollmächtigten zurück.
„Ja?“ fragte er, und er bemühte sich um Gelassenheit.
„Wie kam VomBergo ums Leben?“ VomLageros eine
Auge sah am Gefragten vorbei.
AmUlzo zögerte nur einen kurzen Moment. „Nun, wie ich
bereits berichtete: Ich war, als es passierte, nicht
unmittelbar zugegen. Während meiner Annäherung sah ich,
wie einer von den Hiesigen auf einen anderen mit gezückter
Lanze zustürmte. Zwischen ihm und dem Bedrohten stand –
für den Angreifer unsichtbar – VomBergo. Die Waffe drang
ihm ins Zentrum, es war keine Hilfe mehr möglich. Als ich
ihn erreichte, war ein großer Teil seines Odems bereits
ausgeflossen…“
„… unser Handikap“, warf VomLagero beiläufig ein.
Drängend fügte er hinzu: „Und der Angreifer? War es nur
einer?“
„Nein, zwei andere lagen, als ich hinzukam, bereits tot am
Boden. Und den mit der Lanze hat VomBergo, bevor er
zusammenbrach, noch niederschlagen können. Ich habe die
Leichen, auch die VomBergos, annulliert.“ Den letzten Satz
sprach AmUlzo leise.
„Die Angegriffenen…?“
„Sind geflohen!“
„VomBergos Code?“
„Habe ich selbstverständlich sichergestellt.“
„Ja, ja…“ VomLagero wirkte auf einmal zerstreut, so als
seien seine Gedanken anderwärts. Eine Weile sann er nach.
„Du kannst gehen“, sagte er dann. „Weiter im Norden –
eine große Insel. Man erreicht sie nach der Überquerung
einer Meerenge. Es existieren dort ebenfalls Siedlungen.
Dein Programm wird dahingehend erweitert. Die
Unterlagen sind vorbereitet.“
„Verstanden.“
AmUlzo glitt aus dem Raum – zum einen fühlte er sich
erleichtert, dass der Fall VomBergo, wie es schien,
zunächst ohne weitere Konsequenzen für ihn geblieben und
er nicht gezwungen worden war, weitere Zusammenhänge
darzulegen, zum anderen aber höchst unzufrieden, weil
nunmehr die Entfernung zu seinen Schützlingen sich wegen
der blöden Insel vergrößern würde.
AmUlzo verließ die abendliche Zusammenkunft schon
vorzeitig. Er vergewisserte sich, dass der Schutzschild des
Gleiters wieder funktionstüchtig war, und er wählte für den
Rückflug einen Umweg über den Fluss Nadro.
Er brauchte nicht lange zu suchen, bis er Ibrahims
Wirkungsstätte fand, nicht nur weil ein großes Feuer ihm
den Weg wies, sondern auch weil die ungefähren
Koordinaten des Ortes im Autopiloten programmiert waren.
Dreißig bis vierzig dieser Menschen lauschten andächtig
Ibrahims Worten. Und wenn sein Redefluss für kurze Zeit
versiegte, fragten sie oder schwiegen gedankenvoll.
„Die Saat wird aufgehen“, dachte AmUlzo, und ihn stach
der Hafer: Er steuerte den Gleiter in mittlere Höhe über die
Versammelten, machte ihn sichtbar, sodass er als schwarzer
Klotz vorm sternigen Firmament stand, und sandte überlaut
mit Hall die Worte: „Folget, ihr Menschen, meinen
Verheißungen, die ich durch meinen Diener Ibrahim euch
überbringen lasse. Folgt ihnen, und verbreitet sie unter
euresgleichen, damit auch ihnen die Gnade des Herrn zuteil
wird. Fürchtet euch nicht, und ihr werdet in meinem Reich
willkommen sein!“ Dann ließ AmUlzo die Maschine
langsam hinter dem Schild verschwinden. Unten aber lagen
die Menschen furchtsam im Staub.
Mehr denn je fühlte sich AmUlzo in seinem Tun bestätigt,
sodass er für diesen Augenblick den Ärger über die
Ausweitung seines Auftrages vergaß, befriedigt den Gleiter
startete und den Kurs zu den Barbaren eingab.
17.
Das Wiedersehen Jussups mit Ibrahim war
herzlich, wenngleich der Ruhelose, mittlerweile
mehr als überzeugt von seiner Mission, ein wenig den
Gönnerhaften herauskehrte. Erst als Jussup durchblicken
ließ
– ohne natürlich sein Geheimnis vollständig
preiszugeben –, dass der Allmächtige auch mit ihm
gesprochen und dem Sohn, den er mit Miriam haben werde,
Großes vorausgesagt habe, stieg er in Ibrahims Ansehen,
und sie traten der übrigen Pilgerschaft gegenüber als sich
ergänzende Wissende auf.
Hunderte, Tausende, „jedenfalls sehr, sehr viele“, seien
bei ihm gewesen, berichtete Ibrahim mit Stolz. Und die
Kunde verbreite sich immer mehr im ganzen Lande. „Die
Not ist groß, die Abgaben an die Usurpatoren werden
immer
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