Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
um den Dicken. Michael merkte nichts; er war glücklich über seine plötzliche Volkstümlichkeit. Jeder von den anderen musste natürlich mit dem Dicken trinken, und wieder noch einen trinken. Die Flasche wurde schnell leer, eine neue erschien, und als schließlich eine dritte auf dem Tisch stand, war es so weit. Michael, der von allen gelobte prima Kerl sank lallend in sich zusammen. Guido und seine Freunde halfen noch, ihn in ein Taxi zu verfrachten. Peter nannte dem Fahrer das Hotel, dann waren sie ihn los.
„So! Der kommt vor morgen Mittag nicht mehr zu sich“, sagte Peter.
„Eigentlich ist es ja gemein. Aber ich bin richtig froh, dass er endlich unschädlich ist. Das haben sie gut gemacht“, sagte Sabine, und plötzlich wurde ihr mit Erschrecken klar, dass sie ihre Chance verpasst hatte. Sie hätte mit Michael mitfahren sollen. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als den Abend mit ihrem liebenswerten Verfolger zu verbringen. Ob das gut ging? Vor lauter Angst krampfte sich wieder einmal alles in ihr zusammen.
Drinnen im Lokal rückten sie die Tische wieder aus einander. Peter bedankte sich bei den jungen Leuten.
„Ist gut“, sagte Guido. „Hat uns gemacht viel Spaß. Aber jetzt weg mit diese Flasche Galliano. Schreckli ches Zeug! Wein bringen!“
Alle lachten.
„Und jetzt wollen wir so richtig gemütlich essen“, sagte Peter.
6
Es war wirklich phantastisch! Nun saß sie mit dem Mann, den sie am meisten auf der Welt fürchten sollte, in einem gemüt lichen Lokal bei einem guten Essen und einer interessanten Unterhaltung, in deren Verlauf immer deutlicher sichtbar wurde, wie gut sie sich verstanden und wie sehr ihre Inter essen sich gli chen. Angst und Verwirrung führten dazu, dass sie viel zu schnell von dem Wein trank und sehr bald einen klei nen Schwips hatte, was sie hinwiederum sehr mutig mach te. War sie nicht Spitze! Natürlich - Mata Hari war nichts gegen sie! Die konnte ihr nicht das Wasser reichen.
„Sie scheinen mit ihren Gedanken woanders zu sein“, sagte Peter lächelnd.
„Bin ich“, gestand sie mit einem kecken Augenauf schlag. „Aber nicht bei einem anderen Mann.“
„Bei wem denn dann?“
„Bei ihnen natürlich.“
„Nanu?“
„Ich habe eine tierische Angst vor ihnen.“
„Aber wie kommt denn das?“
Bin ich noch zu retten, dachte Sabine. Jetzt flirte ich mit ihm auch noch auf Teufel komm raus und weiß selber schon nicht mehr, wo der Spaß aufhört und der Ernst anfängt. „Ich habe Angst, dass sie hinter mein Geheimnis kommen“, sagte sie.
„Ist das ein süßes Geheimnis?“ fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Leider nicht.“
„Dann will ich es auch nicht wissen.“
„Ich danke ihnen verbindlichst.“
Er lachte und sah dabei wieder wie ein unbekümmerter Lausbub aus. „Darf ich ihnen noch etwas bestellen, oder wollen wir lieber einen Spaziergang machen?“
„Spaziergang“, entschied sie. „Eine Frühlingsnacht in Rom mit dem charmantesten Feind, den eine Frau jemals hatte.“
Er blickte sie betroffen an. „Bin ich wirklich ihr Feind?“
„Ja“, sagte sie. „Sie wissen es nur noch nicht.“
„So etwas will ich auch nicht wissen“, meinte er und winkte dem Kellner, um zu zahlen.
Draußen auf der Straße hängte sie sich einfach bei ihm ein. „Wollen wir zum Hotel zurücklaufen?“
„Laufen ja – aber warum gehen wir nicht in der anderen Richtung? Bis zum Kapitolinischen Hügel sind es nur zehn oder zwan zig oder vielleicht lieber vierzig Minuten. Von dort aus können wir mit dem Taxi zurückfahren.“
„Warum lieber vierzig Minuten?“
„Das ist die Zeit, die man braucht, wenn man zu zweit ist, und jung ist - und wenn Frühling ist.“
Sabine blieb stehen und runzelte die Stirn. „Das verstehe ich nicht. Das müssen sie mir erklären. Aber erst morgen!“
„Gut“, sagte er. „Darf ich ihnen heute etwas anderes erklä ren?“
Sie waren von der Hostaria Costanza aus rechts herum und dann wieder nach rechts in eine kleine unbelebte Gasse eingebogen. Sabine sah ihn misstrauisch an. „Wollen sie mir hier in dieser dunklen Ecke irgend etwas schlimmes beibrin gen?“
„Nein“, sagte er. „Ich wollte ihnen nur zeigen, dass die Häuser hier immer noch die Form des Pom peius - Theaters zeigen.“
„Und sonst wollten sie mir hier nichts zeigen?“
„Nein. Ganz bestimmt nicht.“
„Schade“, sagte sie. „Ich muss mich heute also wirk lich mit diesem Gespenst von Pompeius begnügen?“
„Nein“,
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