Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
sagte er und legte seinen Arm um sie. „Ich hätte da noch eine andere Idee.“
„Abgelehnt“, entschied Sabine. „Dann lieber Pompeius. - Aber den Arm können sie ruhig da liegen lassen.“
So wanderten sie leicht beschwipst weiter. Es war eine herrliche Nacht in der herrlichsten Stadt der Welt. Peter hatte seinen Arm um sie gelegt, führte sie durch einsame Gassen und erzählte: „Das Pompeius-Theater war das erste in Stein gebaute Theater. Frü here Theater waren aus Holz. Das Pompeius-Theater bildete einen Halbkreis. Es war der Anfang eines großen Gebäudekomplexes, den Pompeius errichten ließ. Vergleichen wir den Gebäude komplex mit einem Schiff, dann war das Theater der Bug. Daran schloss sich ein langer Hof mit präch tigen Säulenhallen an, groß genug, damit die Zuschauer einen überdachten Ort hatten, wohin sie bei einem plötzlichen Regenguss fliehen konnten.“
“Das Theater war wohl nicht überdacht?“
„Nein. Da saß man im Freien. - Am Ende unseres ge dachten Schiffes, am Heck also, befanden sich vier Tempelchen. Die Reste davon sind noch zu sehen. Wir werden sie gleich errei chen.“
Peter beendete seinen Vortrag und sie bummelten schweigend nebeneinander her. Er hatte sie inzwischen losgelassen.
„Wir bauen heute auch so große Theater mit Anlagen drum herum, wo abends viele Menschen zusammenkommen“, meinte Sabine nach einer Weile versonnen. „Wenn man daran denkt, wie das hier vor zweitausend Jahren ausgesehen hat - Menschen wie wir kamen hierher in eine großzügige prachtvolle Anlage, von der fast nichts mehr existiert.“
„Ja“, sagte Peter. „So geht es mir auch, wenn ich an solchen Plätzen bin. Ich sehe dann immer, was früher mal da war, und danach sehe ich unsere Welt irgendwie anders. Ich sehe sie realer, mehr von außen. Und dann schätze ich das, was ich habe, doppelt und dreifach so hoch.“
„Vergänglichkeit?“
„Ja. So etwas wie Vergänglichkeit. Aber es macht mich nicht traurig. Es ist mehr, dass ich eine Ordnung sehe, in die ich auch hineingehöre. Ich sehe dann meinen Platz in der Welt von heute.“
„Und sie wissen dabei, dass dies nicht die einzige mögliche Welt ist.“
„Genau so empfinde ich es“, sagte Peter.
Sie stießen auf eine größere Straße und mussten wegen des herrschenden Verkehrs einen Moment warten, bis sie sie überqueren konnten. Schräg vor ihnen war jetzt ein Platz, besser gesagt eine Grube, in der man einige Meter unter dem Straßenniveau die Reste von vier kleinen Tempeln sah.
Sabine betrachtete stumm die Ruinen, soweit man sie in der inzwischen längst eingebrochene Dunkelheit erkennen konnte.
„Wir sind hier auf dem ehemaligen Marsfeld“, dozierte Peter weiter, „das au ßerhalb der Stadt Rom lag. Wer von der Stadt zum Pompeius-Theater wollte, kam hier vorbei, und gelangte zwischen den Tempeln hindurch in die sogenannte neue Curie, die in die Säulenhallen hineingebaut war.“
„War die denn nicht auf dem Forum?“
„Nein. Dort war die alte Curie. Pompeius hat dann hier die neue Curie gebaut. Hier in der neuen Curie ist Cäsar ermordet worden.“
„Hier war das?“ fragte Sabine.
„Hier war das“, bestätigte Peter. „Ich denke, die Curie hat dort gestanden, wo jetzt die Straße ist. Da - das gelbe Auto da – “, er schwieg eine Weile. „Jetzt“, sagte er. „Da wo das Auto war, als ich 'jetzt' sagte, das müsste die Stelle sein, wo man Cäsar ermordet hat.“
Die Gegend war hier belebter als die Straßen, aus denen sie gekommen waren. Es war nicht mehr weit bis zum Kapitol. Bald lag die große Treppe vor ihnen, die auf den Kapitolplatz hinaufführte. Links davon sah man das große nationale Denkmal, im Volksmund 'Schreibmaschine' genannt, und eine Kirche. Peter führte Sabine an den Fuß der Treppe, die zu der Kirche hinaufführte, und zeigte ihr die Ruinen eines Hauses links neben der Treppe.
„Das sind die Reste eines römischen Mietshauses“, erklärte er. „Eine sogenannte Insula. Die meisten Rombesucher laufen hier vorbei, ohne dieses Überbleibsel zu bemerken, an dem man sehen kann, wie früher das einfache Volk hauste. Sie müssen mal bei Tageslicht herkommen und das in Ruhe betrachten.“
Sie stiegen dann die Treppen zum Kapitol hinauf, gin gen über den Platz und schauten dann von einem klei nen Platz hinunter auf ein weites Ruinenfeld.
„Das Forum Romanum“, sagte Peter.
„Ich finde es ganz toll, das auch noch zu sehen“, sagte Sabine, „Aber vielleicht sollten wir langsam
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