Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
Kurs waren und Hans den Motor ganz abgeschaltet hatte, kamen sie zurück ins Cockpit geklet tert, erschöpft und abge spannt, aber guter Laune.
„Wir machen zu viel Fahrt“, meinte Hans und deutete auf die Logge. „Sieben Knoten.“
Das Boot lag für Sabines Begriffe beängstigend schräg. Auf der dem Wind abgewandten Seite tauchte die Reling dauernd ins Wasser. Aber abgesehen davon war die Fahrerei jetzt viel angenehmer als vorhin unter Motor.
Peter machte irgend etwas mit den Seilen, die nach vorn zu den Segeln führten, woraufhin sich das Boot etwas aufrichtete und langsamer fuhr.
„Fünf Knoten“, meinte Peter. „Das dürfte richtig sein“
„Vorausgesetzt, dass die bei diesem Sturm noch ihre alte Geschwindigkeit halten.“
5
Eine unendlich lang erscheinende Zeit rauschten sie so durch die wild kochende See. Sabine fühlte sich müde, aber glücklich. Sie wusste, dass sie diese Nacht, dieses Erlebnis, nie vergessen würde. In ihrem ganzen Leben nicht. Ihre Angst ließ immer mehr nach und sie gewöhnte sich daran, mit dieser lä cherlich kleinen Nussschale durch die dunkle, to bende See zu schaukeln. Es war, als könnte gar nichts passieren. Schließlich waren vier gestandene Män ner da, die etwas von der Sache verstanden.
Und außerdem war noch Leo da, aber der zählte nicht mit.
„Was ist, wenn einer über Bord fällt?“, fragte sie.
„Das ist das schlimmste, was passieren könnte, meinte Peter. „Das erste, was man dann zu tun hat, ist den Ring von der Reling zu nehmen und hinterher zu werfen.“
„Wie soll der den Ring in der Dunkelheit finden?“
„Am Ring ist eine Lampe, die geht an, sobald der Ring ins Wasser kommt.“
„So dass der im Wasser den Ring sieht, und dass man auch später vom Schiff das Licht am Ring sieht und ihn findet?“
„So ist das gedacht. Aber bei diesem Wetter ist das alles sehr zweifelhaft“
„Hier hätte man wenigstens Zeit zum Suchen“, mein te Hans. „In der Ostsee, wo man um diese Zeit Wassertemperaturen von 12 Grad oder weniger hat, kann man sich höchstens eine Stunde im Wasser auf halten, bis man in Gefahr gerät, durch Unterküh lung zu sterben. Hier haben wir 18 bis 20 Grad, da kann man es fünf bis zehn Stunden aushalten - wenn man sich so lange über Wasser halten kann. Was bei diesem Seegang gar nicht so leicht ist.“
Gegen Mitternacht machte Hans darauf aufmerksam, dass man vermutlich gerade an der Insel Arki vorbei segelte. Die Nacht war jetzt rabenschwarz. Peter hatte Hans vor langer Zeit am Ruder abgelöst. Hans war alle paar Minuten nach unten geklettert und hatte „Navigation gemacht“. Sehen konnte man nichts. Nichts, außer dem Licht des Kaikis, dem sie folgten, wie weiland die drei Weisen aus dem Morgenland dem Stern von Bethlehem.
Eigentlich müsste ich jetzt furchtbare Angst haben, dachte Sabine. Komisch, dass mir das sogar gefällt.
Gegen ein Uhr änderte das Kaiki den Kurs und fuhr nun nach Süden. Auf diesem Kurs hatten sie den Wind direkt von hinten und Sabine musste mit Erstaunen lernen, dass diese Art des Segelns, die sie für die einfachste gehalten hatte, sich als sehr proble matisch erwies. Da der Wind nicht gleich mäßig blies, schlug immer dann, wenn der Wind nachließ, der Fahrtwind das Großsegel nach hinten. Möglicherweise schwang der Baum ganz herum auf die andere Seite des Schiffes, was man eine Patenthalse nannte. Eine sehr gefährliche Sache. Wer den zurückschwingenden Baum an den Kopf bekam, konnte von Glück sagen, wenn er mit dem Leben davonkam, und der bei wieder einsetzendem Wind nach vorn schla gende Großbaum konnte die Wanten und den Mast schwer beschädigen und das Schiff manövrier unfähig machen. Hans musste nach vorn klettern und den Baum mit einem Strick, den er 'Bullentalje' nannte, fest binden, so dass er nicht mehr nach hinten schwingen konnte.
Eine halbe Stunde später sah man rechts Lichter. „Das muss Skala sein“, erklärte Hans. „Skala ist der Hauptort auf Patmos. Da ist auch der Hafen.“
Das Kaiki bog auch tatsächlich ab und fuhr in den Hafen hinein.
„Und wir?“ fragte Peter, zu Hans gewendet.
„Was würdest du tun?,“ fragte Hans zurück.
„Genau dasselbe wie du“, sagte Peter. „So leid es mir auch tut.“
„Und was ist das?“, fragte Sabine.
„Bei dem Sturm können wir es nicht wagen, in den uns unbekannten Hafen hineinzufahren. Wir müssen hier so lange hin und her kreuzen, bis der Sturm nachlässt.“
„Und wo kreuzen wir hin und her?
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