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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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ich aber zu sehr bemüht, mein Verhalten ihr gegenüber zu rechtfertigen. Tascha veränderte ihre statuenhafte Haltung um keinen Zentimeter.
    »Und was ist mit dir?«, führte ich mein Plädoyer fort, »du hast mich schließlich auch hintergangen. Und das sogar noch mit einer stinkenden Raubkatze. Glaubst du, DAS wäre normal; denkst du wirklich, man könnte danach einfach wieder zur Tagesordnung übergehen?«
    Meine ehemalige Geliebte erhob sich langsam von ihrem Platz und streckte ihre Glieder. Einen Augenblick lang glaubte ich, sie würde lächeln, doch dann sah ich, wie sich ihr Maul zu einem leisen Fauchen verzog. Ihre nadelspitzen Zähne schimmerten wie mattes Elfenbein. Kalte Angst erfasste mich. Taschas Zorn und Macht krallten sich wie bleischwere Gewichte an meinen Körper. Ihre Ohren legten sich plötzlich flach an den Kopf, die Augen verengten sich zu zwei schrägen, schwarzen Strichen. Das erneute Fauchen war so laut und durchdringend, dass ich glaubte, man hätte es noch auf der anderen Seite des Müllgeländes hören können.
    Diesmal wich ich trotz meiner Starre zwei Meter zurück. Ein ausgewachsener Tiger hätte mich kaum mehr in Schrecken versetzen können. Ich kannte dieses Wesen dort vor mir nicht, wurde mir schlagartig bewusst. Es war mir vollkommen fremd. Alles, was ich bislang hatte sehen dürfen, waren kaum mehr als Bruchstücke einer verhüllten Oberfläche gewesen, Teile einer Maske. Was sich dahinter verbarg, konnte ich nur erahnen. Vielleicht war das auch ein Grund dafür gewesen, warum ich nach Nataschas ›Tod‹ keine große Neugier an den Tag gelegt hatte. Ich hatte mich förmlich davor gesträubt, ihre wahre Herkunft zu entschlüsseln. Tief in mir befürchtete ich, nein, wusste ich, dass ich dabei auf eine unbegreifliche Finsternis stoßen würde. Eine Finsternis, die den letzten Rest meines Verstandes vollends verdunkeln würde.
     
    Meine Gedanken kreisten auch in diesem Moment fast nur um ›Flucht‹. Tascha strahlte eine tödliche Gefahr aus. Und noch etwas anderes. Ich spürte schmerzhaft, dass ihr Zorn sie dazu bringen würde, mir jede Minute ihr wahres Gesicht – oder einen großen Teil davon – zu zeigen. Jene unwirkliche Finsternis. Ich weiß es heute nicht mehr genau, aber ich glaube, ich fürchtete mich mehr davor, als vor einem wilden, zähnefletschenden Angriff. Ich wollte nicht hinter ihre Maske blicken. Um keinen Preis.
    Doch dann geschah es dennoch: Ungläubig beobachtete ich, wie sich die Tür links neben Tascha leise knarrend öffnete. Kein Windhauch konnte dafür verantwortlich sein. Gleichzeitig setzte wieder jenes vertraute Rasseln ein, nur lauter. Es schien direkt aus dem dunklen Zimmer zu kommen. Es klang wie trockener Reis in einer Schüssel.
    Mein Mund war so trocken, als habe man ihn mit Sand gefüllt. Gebannt starrte ich auf die schmale Türöffnung. Ein Schatten, dunkler als das Grau des Hintergrundes zeichnete sich allmählich in dem Spalt ab. Ein Mensch. Eine Frau? Die vage Silhouette verschwamm vor meinen aufgerissenen Augen. Meine Gedanken überschlugen sich. Wer verbarg sich dort hinter der Tür, wen hatte Tascha eingelassen? Einen Komplizen? Einen gedungenen Killer, der sie als Gottheit verehrte? Oder gar ein Wesen, das ihr ähnlich war?
    Die Wände des Flurs rückten immer näher zusammen, drohten, mich zu zerdrücken. Aus dem Inneren des Raums ertönte nun zusätzlich der monotone Klang einer Rohrflöte.
    Tascha, die ich nur noch aus den Augenwinkeln heraus beobachtete, gab erneut ein durchdringendes Fauchen von sich. Die Haut meiner Arme spannte sich fest und eisig um die Knochen; jedes Härchen richtete sich auf. Ich wollte – musste – handeln, wusste aber nicht wie.
    Als die Tür unter leisem Knarren weiter aufschwang, gab es für mich kein Halten mehr. Voller Panik wirbelte ich herum, rannte das kurze Stück zum Eingang zurück, schleuderte die schwere Pforte gegen die Wand und sprang – jedes Mal vier oder fünf Stufen gleichzeitig nehmend – die Treppe hinunter. Am dritten Absatz verlor ich kurz den Halt am Geländer und landete unglücklich verdreht auf meinem linken Fuß. Der heiße Schmerz der Verstauchung ließ mich jedoch keine zwei Sekunden zögern; krampfhaft nur noch das Gewicht auf rechts verlagernd, eilte ich weiter. In meiner Erregung glaubte ich, das beängstigende Rasseln immer noch direkt hinter mir zu hören.
    Auf dem Hof hielt ich kurz tief atmend an und lauschte in den Flur. Von einem etwaigen Verfolger war nichts zu

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