SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
als Eindringling entlarvte, würde ich wenig zu lachen haben.
Da mich meine Fotoarbeit ohnehin ermüdet hatte, beschloss ich, heute einmal früher als gewohnt ins Bett zu gehen. Ich stellte den Wecker auf kurz vor 7 Uhr und schlief überraschend schnell ein.
Irgendwann in der Nacht machte sich ein bohrendes Hungergefühl bei mir bemerkbar. Bis auf ein Frühstück hatte ich den ganzen vergangenen Tag über nichts zu mir genommen. Ich war derart mit meinen Problemen oder dem Fotografieren beschäftigt gewesen, dass der Gedanke an Essen völlig nebensächlich geworden war. Nun aber meldete mein knurrender Magen umso dringlicher seine Bedürfnisse an.
Stöhnend erhob ich mich, um mir in der Küche einen kleinen Nacht-Snack zuzubereiten. Seltsamerweise musste ich kein Licht einschalten; der ganze Flur war von einem matten, bläulichen Schimmer umgeben. So, als ob die Strahlen des Vollmondes durch unsichtbare Dachluken eindringen konnten.
In der Küche wirkte die Kühlschrankbeleuchtung schon unangenehm grell auf mich. Ich war gerade dabei, mir im Halbdunkel ein Sandwich mit Käse, Tomaten und Salat zu belegen, als ich ein undeutliches Geräusch wahrnahm.
»Bastet?«, fragte ich in die Stille. Keine Reaktion.
Wenige Augenblicke später hörte ich es erneut. Diesmal klang es wie ein tiefes Knurren. Und es kam von draußen.
Neugierig öffnete ich das Fenster. Das Grundstück machte um diese Zeit wieder einen vollkommen anderen Eindruck auf mich. Es wirkte wie ein Negativ-Abzug seiner Tages-Erscheinung. Anders als noch vor einer Woche ließ das bläuliche Licht des Mondes nun aber mehr Einzelheiten erkennen. Ich konnte nun deutlich sehen, welchen Weg ich in jener Nacht gegangen war. Meine Augen wanderten zwischen den Mauern entlang zu der kleinen Senke, in der sich der halbierte Bus befand. Von genau dort drang auch jetzt wieder ein Knurren an mein Ohr.
Auf dem Busdach oberhalb der defekten Tür saß eine Katze. Sie thronte dort zwar in ähnlicher Haltung wie die meisten der Keramik- und Holzfiguren in meiner Wohnung, es war jedoch nicht Bastet. Die Katze dort oben war um ein Vielfaches größer.
Es dauerte einige Zeit, bis ich begriff, was ich dort sah. Die Löwin aus meinen Träumen hatte schließlich ihr Ziel erreicht. Die blutgierige Raubkatze existierte tatsächlich. Und nun war sie zu mir gekommen, um … ja, um was zu tun? Ungläubig starrte ich auf den schwarz-bläulichen Schemen. Wie ich es schon einmal gesehen hatte, bog die Löwin ihren Kopf in den Nacken und stieß ein unheilvolles Gebrüll aus. Ihr Schlachtruf. Entsetzt wich ich vom Fenster zurück … und erwachte. Ich saß aufrecht im Bett. Meine Arme zitterten, als ob sie von Schüttelfrost befallen wären. Schweiß tropfte mir brennend in die Augen. Nur ganz allmählich beruhigte sich mein wild pochendes Herz.
»Na wunderbar«, murmelte ich, »wenn das hier zur Gewohnheit wird, sollte ich mir bald einen Jahresvorrat an Valium besorgen.«
Als sich meine Anspannung wieder etwas gelöst hatte, spürte ich, dass ich tatsächlich hungrig war. Offenbar bescherte auch ein zu leerer Bauch Alpträume. Ich stand auf, achtete dabei aber diesmal darauf, jeden Lichtschalter zu betätigen, den ich erreichen konnte. Ich verzichtete auch bewusst auf ein Sandwich; stattdessen aß ich eine Banane und verdrückte anschließend noch einige Butterkekse, die ich in lauwarmer Milch eintunkte. Kein verdächtiges Geräusch störte meinen Imbiss. Zur Vorsicht hatte ich allerdings auch die Jalousien unten gelassen. Die Ruinen, und was immer sich zwischen ihnen versteckt hielt, mochten bleiben, wo sie waren.
Noch bevor der Wecker klingelte, war ich bereits aus dem Bett und stand unter der Dusche. Ich konnte es kaum abwarten, bis das erste Model eintreffen würde.
Obwohl eigentlich nicht ich derjenige war, der sich präsentieren musste, beherrschte mich ein bislang nie gekanntes Lampenfieber. Befürchtete ich etwa, meine Rolle nicht überzeugend genug spielen zu können? War es möglich, dass die Mädchen meine wahren Motive erkannten und augenblicklich zur Polizei rannten? Würde ich den heutigen Abend schon hinter Gefängnismauern erleben müssen, verhaftet als gefährlicher Psychopath mit abnormen sexuellen Vorlieben?
Nein! , schrie ich mir innerlich zu. Reiß' dich zusammen! Es ist alles in Ordnung. Nichts dergleichen wird geschehen. Du weißt genau, was du zu tun hast. Alles Routine. Langsam gewann ich wieder etwas Selbstvertrauen. Und wenn du SIE heute findest
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