SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
umdrehen, um ein plötzlich aufsteigendes Kichern zu unterdrücken. Kannst froh sein, dass sie so wählerisch ist , dachte ich. Wie es aussah, war Bastet nämlich nicht sonderlich von Ty angetan. Sie umrundete nochmals die Couch in angemessenem Abstand und sprang dann wieder von der Bühne. Mit drei federnden Sätzen war sie bei meinen Füßen und warf mir einen gelangweilten ›Okay-Wann-Kommt-Die-Nächste?-Blick‹ zu.
Nachdem ich noch einen Pseudo-Film verknippst hatte, beendete ich das Casting und drückte Ty 20 Dollar für ihren Stadtbummel in die Hand. »Und vergessen Sie bitte nicht, mich um 6 Uhr anzurufen«, erinnerte ich sie abschließend. »Vielleicht haben Sie ja Glück, und ich entscheide mich für Sie.«
Ich schätzte die Möglichkeit allerdings als höchst gering ein.
Als die erste Kandidatin gegangen war, hockte ich mich auf den Boden und streichelte das weiche Fell meiner Gefährtin.
»Warst nicht gerade begeistert von ihr, hmmh?«, raunte ich ihr zu. Bastet hielt es nicht für nötig, auf eine rhetorische Frage zu reagieren. »Ich glaube, sie war auch nicht ganz mein Typ. Irgendwie.« Meine Unsicherheit nagte noch immer in mir. Ich fühlte zwar, dass Tys Körper für den geplanten Wechsel ungeeignet war, ich hätte allerdings kein stichhaltiges Argument nennen können, warum dem so war. Ich blickte auf die Uhr. Etwas weniger als 4 Minuten mussten ausreichen, um mich auf die nächste Bewerberin vorzubereiten.
»Okay, bleiben also noch sieben«, seufzte ich.
Bei den nächsten beiden Mädchen verhielt es sich ähnlich; so sehr ich ihre wohlgeformten Körper auch mit meinen Objektiven abtastete, so genau ich auch ihre Gesichter studierte, ich sah mich nicht in der Lage, ein abschließendes Urteil zu fällen. Bastet schien es immerhin kaum besser zu gehen. Sie lief jeweils nur kurz über die Bühne und beobachtete ansonsten das Schauspiel aus sicherer Distanz. War sie ähnlich unsicher wie ich oder besaß sie ein untrügerisches Gespür für ›die Richtige‹?
Bei Model Nr. 4 – einer fröhlichen Rothaarigen aus Riverside – machte sie sich jedenfalls nicht einmal mehr die Mühe, das ›Angebot‹ aus nächster Nähe zu prüfen. Scheinbar schläfrig rollte sie sich auf einem Stuhl im hinteren Bereich des Studios zusammen und begegnete meinem inszenierten Schauspiel mit sichtbarem Desinteresse. Ein Verhalten, das nicht gerade dazu beitrug, meinen Wankelmut zu beheben. Ich fing an, meine Rolle oberflächlich und nachlässig zu spielen. Einmal ertappte ich mich dabei, dass ich achtzigmal und mehr den Auslöser gedrückt hatte, ohne einen ›neuen‹ Film einzulegen. Glücklicherweise war das Mädchen so sehr mit sich und seinem Posing beschäftigt, dass ihm das Missgeschick nicht auffiel.
Als ich die Rothaarige mit meiner Standardfloskel verabschiedet hatte, wandte ich mich ärgerlich meiner Auftraggeberin zu.
»Was ist los mit dir?«, fuhr ich sie an. »Gibst du bereits auf? Wir haben gerade erst Halbzeit; noch ist nichts verloren. Wenn du dich aber noch nicht einmal bemühst, die Mädchen genauer zu betrachten, wozu soll dann der ganze Hokuspokus hier gut sein?«
Bastet bedachte mich nur mit einem gelangweilten Blick und rollte sich noch kleiner auf dem Stuhl zusammen. Ich kochte. Spielte sie etwa nur ein Spiel mit mir? War dies alles hier womöglich nur eine Farce zu ihrer persönlichen Unterhaltung? Massive Zweifel wurden plötzlich in mir wach. Was war, wenn sie nie beabsichtigt hatte, in einen neuen Körper zu schlüpfen? Oder wenn sie es gar nicht konnte?
Genau in diesem Moment schellte es erneut. »Verdammt!«, fluchte ich laut vor mich hin. Wie sollte ich bei einem derart gedrängten Zeitplan nur eine vernünftige Entscheidung treffen können. Während ich zur Tür ging, überlegte ich mir, ob ich die nächsten Mädchen nicht einfach wegschicken sollte. Unter den gegebenen Voraussetzungen würde es heute ohnehin nicht mehr zur erhofften Wahl der ›Miss Bastet‹ kommen. Vielleicht war es besser, einen neuen Termin zu vereinbaren. Oder sollte ich behaupten, das Projekt sei kurzfristig abgesagt worden?
Vielleicht … - »Mr. Trait? Mein Name ist Lindsay Quinlan. Ich komme wegen der Probeaufnahmen.«
Ich starrte die Frau nur stumm an. Sie war recht groß – ca. 1,80 m – und hatte kurzes, hellblondes Haar. Sie trug ein schlichtes, weißes Baumwollkleid und elegante, weiße Schuhe. Das Blau ihrer Augen war derart intensiv, als fluoresziere es.
»Äh, … bin ich etwa zu
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