Sacramentum
passiert.« Er stieg auf den Beifahrersitz und schloss die Tür. »Ich sehe Sie dann im Krankenhaus. Fragen Sie einfach am Empfang nach mir. Die werden Ihnen schon sagen, wo Sie mich finden können.« Der Krankenwagen fuhr los.
Der Reporter sprang hinter das Steuer seines Übertragungswagens, der ebenfalls neben dem Tor auf sie gewartet hatte, und trat das Gaspedal durch, kaum dass sein Kameramann ebenfalls hineingeklettert war. Er war gerade erst losgefahren, als ein lauter Knall zu hören war und das Steuer nach rechts gerissen wurde. Der Reporter versuchte noch ein paar Meter, den Wagen in der Spur zu halten; dann trat er auf die Bremse und sprang hinaus, um nachzusehen, was los war.
Ein kleines Holzstück steckte in einem platten Vorderreifen. Der Reporter riss es heraus. Ein Nagel ragte aus dem Holz. Das war Sabotage! Der Reporter hob gerade noch rechtzeitig den Blick, um zu sehen, wie der Krankenwagen um die nächste Ecke bog und verschwand.
*
»Hat sie wirklich eine Überdosis Barbiturate bekommen?«, fragte Arkadian.
Der Fahrer schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Sie hat vielleicht tatsächlich irgendein Barbiturat bekommen, aber keine gefährliche Dosis. Sie hat reagiert, und ihr Blutdruck ist vollkommen in Ordnung. War ich eigentlich überzeugend? Normalerweise atmen meine Patienten ja nicht mehr.«
Der Fahrer war Dr. Bartholomew Reis, der städtische Chefpathologe. Er hatte schon bei Hunderten von Fällen mit Arkadian zusammengearbeitet, und er war der Einzige, der kurzfristig einen Krankenwagen besorgen konnte und dem Arkadian vertraute. Seine schauspielerischen Leistungen waren im Übrigen hervorragend gewesen.
»Und wohin jetzt?«, fragte Reis. Er schaltete Sirene und Blaulicht aus und lenkte den Krankenwagen durch die leeren Straßen von Trahpah.
»Fahren Sie einfach weiter in Richtung Osten, raus aus der Stadt«, antwortete Arkadian und schaute zum Krankenhaus, als sie daran vorbeifuhren. »Ich sage Ihnen dann schon, wenn wir in die Nähe unseres Ziels kommen.«
82
Vatikanstadt
Clementi wurde vom lauten Klingeln eines Telefons aus einem besorgniserregenden Traum geweckt. Er blickte auf die Uhr neben seinem Bett. Es war kurz nach vier Uhr morgens, die schlimmste Zeit für einen Anruf. Clementi tastete in der Dunkelheit nach dem Hörer.
»Hallo?«, meldete er sich.
»Wie schnell können Sie sich in Ihren sicheren Server einloggen?« Das war Pentangeli, das amerikanische Mitglied der Gruppe.
»Das dauert knapp zehn Minuten«, antwortete Clementi. Er war sofort hellwach. »Ich muss aber erst ins Büro.«
»Sie sollten lieber schneller sein. Ich habe Ihnen etwas geschickt, das Sie unbedingt sehen müssen.«
Das Telefon verstummte.
*
Clementi hörte bereits das Telefon in seinem Büro klingeln, als sich acht Minuten später die Aufzugtür im vierten Stock des Apostolischen Palastes öffnete.
Clementi stolperte durch den Flur. Er war sich durchaus bewusst, dass der Heilige Vater gerade im Nebenzimmer schlief. Seine eigenen Gemächer lagen in einem anderen Gebäude, auf der anderen Seite der Sixtinischen Kapelle. Er hatte den ganzen Weg rennen müssen – sofern man das bei jemandem mit seiner aufgedunsenen Gestalt ›rennen‹ nennen konnte. Nun fummelte er den Schlüssel ins Schloss, stürzte in den dunklen Raum und warf einen Stapel Zeitungen herunter, als er nach dem Telefon griff, um es zum Schweigen zu bringen.
»Ich … Ich bin da«, keuchte er.
»Sehen Sie sich Ihre Mail an?«
Clementi ließ sich auf den Stuhl fallen. »Ich rufe gerade den … den Client auf.« Er rang nach Luft. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und seine Finger zitterten, als er auf der Tastatur herumhackte. Er fand zwei Nachrichten in seinem sicheren E-Mail-Account, eine mit der ID der Anlage im Irak und eine ohne Betreff und Absender. Clementi nahm an, dass Letztere von Pentangeli stammte. Er öffnete sie, und automatisch startete ein Video.
Zuerst war alles viel zu dunkel und zu verwackelt, um etwas zu erkennen. Dann beruhigte sich das Bild, und ein helles Licht sprang an und überraschte einen riesigen blonden Mann in schwarzem Anzug, der eine Kiste vor sich herschob. Als ihm klar wurde, was er da sah, hatte Clementi das Gefühl, als würde sich die Erde unter ihm auftun.
»Was Sie da sehen, ist unbearbeitetes Nachrichtenmaterial«, erklärte Pentangeli, »das einem meiner Produzenten aufgefallen ist und das er dann an mich weitergeleitet hat. Sie wollten das als Exklusivbericht in den nächsten
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