Sacramentum
auf das Näherkommen des Sakraments.
Nicht mehr lange, und es war wieder da. Dann würde es den Berg mit seiner reinigenden Kraft erfüllen und Dragan seine Gesundheit wiedergeben.
Hinter sich hörte er das Scharren eines Schuhs auf dem Steinfußboden. Zwei Rotkutten standen neben dem großen Drehkranz und warteten darauf, den Aufzug hochzuholen. Dragan hatte mit ihren Ängsten gespielt und an ihren Ehrgeiz appelliert, indem er ihnen versprochen hatte, sie als Gegenleistung für ihre Hilfe in die Ränge der Sancti zu erheben.
Bringt das Sakrament wieder zurück , hatte er zu ihnen gesagt, und alles wird wieder so sein wie früher.
Die Zitadelle, die Sancti … und auch er.
80
Dick spürte, wie die automatischen Bremsen anschlugen, und der Waggon wurde allmählich langsamer. Weiter vorne fiel das Licht der Natriumdampflampen durch den Stationseingang in den Tunnel.
Endstation.
Dick war vollkommen ruhig und zufrieden. Sobald die Kiste auf die Aufzugplattform geladen war und er die Glocke geläutet hatte, war seine Mission vorbei.
Dann war sie kom-plet-tiert .
Das war auch eines seiner Lieblingsworte, einfach perfekt in Form und Bedeutung. Allein schon, es auszusprechen, war ein voller Workout für den Mund, der in einem zufriedenen Lächeln endete. So hatte er auch gefühlt, als er im Gefängnis das Wort Gottes für sich entdeckt hatte. Mit schier unglaublicher Kraft hatte es die Leere in seiner Seele gefüllt.
Der Waggon kam sanft zum Stehen, und Dick stieg aus. Die Ladebucht war so groß wie eine Doppelgarage. Stahlregale standen an den Wänden, und in der Ecke parkten elektrische Handkarren, deren Batterien über Nacht aufgeladen wurden. Die Regale waren leer. Was auch immer tagsüber hier gelagert wurde, jetzt war es verteilt. Dicks Schritte hallten durch den leeren Raum und mischten sich mit dem Summen eines Elektromotors, als er sich eine der kleineren Karren schnappte und sie zum Waggon fuhr. Er schob die Kiste darauf und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
Kühle Nachtluft schlug ihm ins Gesicht, als er den Tunnel verließ und sich auf den Weg den Wall hinauf machte. Der Aufzug lag unmittelbar vor ihm. Er musste nur noch über eine kleine Holzbrücke. Dick hielt darauf zu und genoss die Einsamkeit und das befriedigende Gefühl, dass seine Arbeit bald erledigt war.
Er hatte gerade die Brücke betreten, als plötzlich alles aus dem Ruder lief.
Das Erste, was er hörte, waren schnelle Schritte, die über das trockene Pflaster auf ihn zueilten – dem Geräusch nach zu urteilen, waren es drei oder vier Mann. Instinktiv wirbelte Dick herum, und er griff nach der Waffe in seiner Tasche; dann wurde er von einem gleißenden weißen Licht geblendet.
»James Harris, World News. Was ist in der Kiste?«
Dick sah eine Kameralinse unter dem hellen Licht, und ein Mikrofon wurde in seine Richtung vorgeschoben. Kurz dachte er darüber nach, das Licht auszuschießen und sich den Mann dahinter zu schnappen; doch dann schaltete sich sein Verstand wieder ein, und er hielt sich zurück. Die Kamera übertrug ihre Bilder vermutlich direkt ins Sendezentrum oder sendete sogar live.
Dick ließ die Hand rasch wieder in der Tasche verschwinden, doch der Kameramann hatte die Waffe gesehen und sie für eine Sekunde in den Fokus gerückt.
»Da ist nichts in der Kiste«, erklärte Dick. »Sie haben gar nicht die Erlaubnis, hier zu sein.«
»Doch, haben sie, und zwar von mir.« Das war eine neue Stimme. Sie gehörte einem Mann, der einen Arm in einer Schlinge hatte, und mit dem anderen hielt er eine Polizeimarke hoch.
Polizei und Presse. Das war falsch, einfach nur falsch.
Dick blieb nichts anderes mehr übrig, als seine Mission aufzugeben und zu fliehen.
Er trat einen Schritt auf die Kamera zu, lächelte breit und hob leicht die Arme, als wolle er sich ergeben. Der Kameramann wich zurück, aber er war nicht schnell genug. Dick schlug dem Mann die Kamera aus der Hand. Die Kameralampe zerbarst mit lautem Knall, und plötzlich wurde alles in Dunkelheit getaucht. Dann stürzte Dick sich auf den Polizisten.
*
Schmerz schoss durch Arkadians Arm, als der Mann gegen ihn prallte und ihn rückwärts auf die Pflastersteine warf. Er rollte sich herum und griff nach seiner Waffe, doch der Riese verschwand bereits im Tunnel der Seilzugbahn. Dann war er verschwunden. Von den anderen würde niemand ihn verfolgen. Sie waren viel zu sehr mit der Story beschäftigt, die Arkadian ihnen versprochen hatte.
Der Kameramann hatte seine Kamera
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