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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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der Wachen empfand Axel das Eingesperrtsein vermutlich als noch demütigender wie der Rest von ihnen. Außerdem war er nun schon zum zweiten Mal kurz vor Erreichen seiner ehrgeizigen Ziele gescheitert. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, mit der Rückkehr Bruder Dragans sei seine Erhebung zum Sanctus garantiert gewesen, und dann das!
    Vater Malachi wiederum ging ganz anders mit der Quarantäne um. Er saß an einer der Workstations, und sein Gesicht leuchtete grün im Licht des Bildschirms. Er sperrte einfach alles aus und konzentrierte sich voll und ganz auf seine Arbeit. Ohne dass die Welt etwas davon wusste, war der Großteil der Millionen von Büchern und Dokumenten in der Großen Bibliothek schon längst digitalisiert worden, und Vater Malachi und seine Mitarbeiter katalogisierten sie nun schon seit über einem Jahr. Damit würde er noch jahrelang beschäftigt sein, vorausgesetzt natürlich, er hatte weiter Verbindung zu seiner geliebten Bibliothek und wurde nicht krank.
    Athanasius und Vater Thomas hockten gemeinsam vor der einzigen anderen Workstation im Raum und tippten sich gegenseitig Nachrichten, sodass Axel und Malachi sie nicht belauschen konnten. Athanasius beendete gerade seinen Bericht über die ergebnislose Suche im Beinhaus und stellte Thomas, dem Architekten der Bibliotheksdatenbank, die entscheidende Frage:
    ›Kannst du auf die Archive zugreifen und möglichst schnell herausfinden, ob nach den Renovierungsarbeiten der Bibliothek etwas hinzugefügt wurde?‹
    Vater Thomas nickte, nahm die Tastatur und tippte. Zuerst rief er das Bibliothekshauptprogramm auf und fand heraus, wann genau das Beinhaus vor acht Jahren renoviert worden war. Dann kopierte er die Daten in die Suchmaschine des Hauptkatalogs und drückte Enter.
    Suchergebnisse ratterten über den Schirm.
    Athanasius ermüdete es schon, sie nur anzusehen. Die Zitadelle war schier unendlich gierig, wenn es um Publikationen, Forschungsberichte oder Bücher ging, die auch nur im Entferntesten etwas mit dem Sakrament zu tun hatten. Obwohl die Suche hier auf einen Zeitraum von wenigen Wochen beschränkt war, belief sich die Zahl der Neuzugänge auf mehrere Tausend. Sie zu durchsuchen würde Stunden dauern – vielleicht sogar Tage –, und die Liste war nicht gerade detailliert. Athanasius schnappte sich erneut die Tastatur.
    ›Kannst du die Suche irgendwie einschränken und nach archäologischen Artefakten suchen? Vor allem nach Stein- oder Tontafeln?‹
    Thomas rief wieder das Suchfenster auf und gab eine Reihe von Codes ein, die Athanasius gar nichts sagten, dem Programm aber offenbar schon. Diesmal erschienen nur zwei Einträge.
    Die Ergebnisse wurden in einer Art Tabelle mit vier Spalten angezeigt. Links befand sich eine eindeutige Nummer, dann kam eine kurze Beschreibung des Gegenstands, gefolgt vom Ursprungsort, und in der letzten Spalte stand dann zu lesen, wo der Gegenstand jetzt zu finden war.
    Der erste Eintrag wurde wie folgt beschrieben: Tontafel, mit Proto-Keilschrift beschrieben und dem Symbol des Tau. Sie stammte aus dem Irak und befand sich nun in der babylonischen Abteilung der Bibliothek zusammen mit Tausenden anderer, ähnlicher Tafeln, die die Zitadelle in vielen, vielen Jahren erworben hatte.
    Der zweite Gegenstand war weitaus geheimnisvoller.
    Laut Beschreibung handelte es sich schlicht um eine ›Steintafel mit Zeichen‹. In der Spalte, wo der Ursprungsort hätte stehen sollen, war nur ein Querstrich zu sehen, und in der letzten Spalte, dem Aufbewahrungsort, stand ASV 2 und ein drei Jahre altes Datum. Athanasius nahm an, das war Computerjargon, doch als er darauf deutete, zuckte Thomas nur mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Er war offenbar genauso verwirrt wie Athanasius. Thomas schaute zu der buckeligen Gestalt auf der anderen Seite des Raums. »Bruder Malachi«, rief er. Der Bibliothekar riss erschrocken den Kopf hoch, als hätte er vergessen, dass er nicht allein war. »Ich führe hier gerade ein paar Systemtests in der Datenbank durch, und ich habe da eine Anomalie entdeckt. Könntest du dir das bitte ansehen?«
    Malachi stand widerwillig auf und schlurfte auf sie zu. »Wo liegt das Problem?«, verlangte er zu wissen und blieb ein Stück zurück, als hätten Athanasius und Thomas bereits das Wehklagen.
    »Dieser Eintrag hier scheint irgendwie korrumpiert zu sein«, sagte Thomas. »Weißt du, was das sein soll?«
    Malachi schaute ihn sich durch seine dicken Gläser an und schnaubte verächtlich. »Da ist gar

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