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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Art und Tonfall ihr so schrecklich vertraut vorgekommen waren. Genau wie die Polizeibeamten, die unerwartet vor fremden Türen erschienen, trug Dr. Anata die Last des Todes. Nur dass sie nicht von irgendeinem Opfer in der Leichenhalle sprach, sondern von Livs Überlebenschancen.
    »Wie lange habe ich noch?«, fragte Liv.
    »Die gegenwärtige Mondphase endet morgen Nacht«, sagte Gabriel. Es fiel ihm sichtlich schwer, sich zu beherrschen. »Wir haben noch zwei Tage, um den Garten Eden zu finden, sonst stirbt das Sakrament in dir und du mit ihm, und Gott allein weiß, was dann mit dem Rest von uns geschehen wird.«
    Liv schaute durch ein staubiges Fenster und auf eine geordnete Reihe von Bäumen, die von dem Schuppen wegführte. Blütenblätter fielen wie Schnee von den Ästen, und über ihnen, tief über dem Horizont konnte sie den Halbmond sehen, der langsam im schwächer werdenden Licht des Tages aufstieg.
    »Sie haben gesagt, Sie hätten Zweierlei gefunden«, sagte sie und drehte sich wieder zu Dr. Anata um.
    Dr. Anata griff nach dem Laptop und drehte ihn herum, sodass Liv den Bildschirm sehen konnte. »Ich habe das hier gefunden«, sagte sie.
    Auf dem Bildschirm war ein Browserfenster zu sehen und darin das Bild einer zerbrochenen Lehmtafel.

    »Das ist der Imago Mundi , die älteste bekannte Karte der Welt und Teil der babylonischen Sammlung im Britischen Museum. Imago Mundi bedeutet wörtlich übersetzt ›Bild der Erde‹, und viele – ich eingeschlossen – glauben, dass er von der Sternenkarte inspiriert worden ist.«
    Liv beugte sich vor und betrachtete das Bild genauer. Der obere Teil war voller seltsamer Symbole und unten befanden sich zwei perfekte Kreise – einer im anderen –, die wiederum ein weiteres Symbol enthielten, das Liv sofort als ein Tau erkannte.
    »Ich bin zu der Schlussfolgerung gelangt«, fuhr Dr. Anata fort, »dass dieser Stein ähnliche Charakteristiken wie die Sternenkarte haben muss – vorausgesetzt natürlich, er ist wirklich von ihr inspiriert worden. Karten sind stets uniform und folgen bestimmten Regeln, damit so viele Leute wie möglich sie interpretieren können. Auf modernen Karten ist zum Beispiel Norden immer oben und die Meere blau. Und das Einzige auf dieser Karte hier, das sich auch auf allen anderen Karten aus der Zeit findet, ist das hier.« Sie deutete auf das Tau inmitten der beiden Kreise.
    »Es ist immer in der Mitte, und alles andere ist in Relation dazu gesetzt. Früher sind die Gelehrten davon ausgegangen, dass das Tau sich auf Trahpah bezog; schließlich wird die Stadt schon seit Ewigkeiten mit dem Symbol assoziiert. Doch als man die Keilschrift im 19. Jahrhundert entschlüsselte, musste man erkennen, dass das falsch war. Der untere Teil repräsentiert in Wahrheit einen Fluss und der obere, der quer darauf liegt, eine Stadt, unter deren Mauern der Fluss hindurchfloss.« Dr. Anata deutet auf ein Symbol rechts neben dem Querbalken. »Babylon. Einst die größte Stadt der Welt und Zentrum der Zivilisation. Deshalb haben die ersten Kartenzeichner sie auch ins Zentrum von allem gesetzt.«
    »Und Sie glauben, dass das bei der Sternenkarte genauso ist?«
    Dr. Anata nickte. »Der Weg nach Eden beginnt ohne Zweifel dort, wo damals alle Reisen begonnen haben: in Babylon.« Sie deutete auf einen Punkt auf der Karte. »Al-Hillah in der Provinz Babil, im Süden des Irak.«
    Liv schaute zu Gabriel. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, als er auf jenen Ort starrte, wo sein Vater ermordet worden war.
    »Wir sollten alles in den Jeep laden und losfahren«, sagte er schließlich und stand auf. »Die Grenze ist nur wenige Stunden von hier entfernt. Wir haben nicht viel Zeit.«

V
    Und der Tempel wurde voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes … und niemand konnte in den Tempel gehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.
    Offenbarung des Johannes, 15:8

86
    Vatikanstadt
    Clementi legte den Hörer beiseite und tippte das Passwort für den sicheren Server ein. Er hatte fast eine Stunde lang mit Harzan gesprochen und so aus erster Hand erfahren, was sie alles gefunden hatten. Aber obwohl die Neuigkeiten ihn mehr als nur erfreut hatten, waren am Ende des Gesprächs doch auch Sorgen gewesen.
    … ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um diese Leute zu finden, bevor sie über etwas stolpern, das wirklich Schaden verursachen könnte.
    Während seines langen Gesprächs mit Harzan war eine neue E-Mail eingetroffen. Begierig auf weitere gute Neuigkeiten, öffnete

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