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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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mich in eine andere Zelle, und es gehört Ihnen.«
    Es folgte eine kurze Pause. Gabriel konnte förmlich hören, wie es im Kopf des Mannes ratterte.
    Dann spürte er, wie etwas in seinen Rücken gedrückt wurde. »Eine Bewegung, und du bekommst eine Ladung direkt in die Wirbelsäule. Und wenn da nichts in der Tasche ist, werde ich den Finger auf dem Knopf lassen, bis du dir in die Hose pisst, verstanden?«
    Gabriel nickte. »Was ist mit meiner neuen Zelle?«
    »Darüber werden wir später reden.«
    Gabriel duckte sich noch ein wenig mehr und konzentrierte sich auf eine unebene Stelle an der Wand. Er spürte, wie der Beamte seine Tasche von außen abtastete und dann etwas fand. Allerdings war das nur die Visitenkarte, die ihm sein Anwalt zugesteckt hatte.
    Als Teil seiner militärischen Ausbildung hatte Gabriel gelernt, Folter zu widerstehen, und dazu hatten auch Elektroschocks gehört, um zu sehen, wie er darauf reagierte. Körpergröße oder Fitness schienen keinerlei Einfluss darauf zu haben. Ein paar der größeren Jungs waren wie ein Sack Kartoffeln umgefallen, während andere sich fast sofort wieder erholt hatten. Gabriel war irgendwo in der Mitte gewesen, und daher wusste er, wenn er einen Fehler machte, war es vorbei. Ein Stromschlag in den Rücken würde sein gesamtes Nervensystem lahmlegen, und bis er sich davon wieder erholt hatte, würde er bei dem blonden Gorilla in der Zelle sein. Er konzentrierte sich auf den Druck der Elektroden in seinem Rücken, als der Beamte sich runterbeugte. Das richtige Timing war alles. Er musste schnell sein. Der Beamte beugte sich immer weiter vor, und seine Fingerspitzen berührten die Visitenkarte. Gabriel handelte.
    Er schleuderte die gefesselten Hände nach rechts und schlug so den Taser von seinem Rückgrat weg. Gleichzeitig riss er das Bein hoch, klemmte die Hand des Beamten in seiner Tasche ein und stieß sich mit voller Wucht von der Wand ab. Die Arme um den perfekt positionierten Kopf des Beamten geschlungen drückte er so fest zu wie er konnte, doch im selben Augenblick war das Knistern des Tasers zu hören.
    Gabriels rechter Arm erschlaffte, als 50 000 Volt in ihn hineinschossen, und er spürte, wie sein Griff sich lockerte. Also legte er all seine Kraft in den linken Arm. Gabriel und der Mann fielen gemeinsam gegen die Wand, und die Wucht des Aufpralls trieb die Elektroden noch tiefer in Gabriels Fleisch. Nun erschlaffte auch der andere Arm, und der Beamte versuchte, sich aus Gabriels Griff zu winden.
    Gabriel ließ sich fallen und riss den Beamten mit sich. Gemeinsam schlugen sie auf dem Boden auf, und es war der Beamte, der dabei besonders hart aufkam. Die Elektroden wurden aus Gabriels Fleisch gerissen, und kaum waren sie weg, da drückte Gabriel wieder mit beiden Armen auf den dicken Hals seines Gegners. Er rollte sich nach rechts und drückte den Mann mit seinem Gewicht nieder. Dann war wieder das Knistern des Tasers zu hören, nur diesmal machte das keinen Unterschied, denn Gabriel hatte den Beamten fest im Griff, und jedes Mal wenn der Strom ihn erschlaffen ließ, drückte er schlicht mit seinem Gewicht weiter auf den Hals des Mannes.
    Der menschliche Hals hat drei deutliche Schwachstellen, die man mit dem richtigen Griff ausnutzen kann: die Halsschlagader, die Drosselader und der Kehlkopf. Über alle drei wird Sauerstoff durch den Körper transportiert, und wird auch nur eine dieser Leitungen unterbrochen, dann verliert der Mensch schon nach kurzer Zeit das Bewusstsein. Sind alle drei betroffen, dann dauert es nur Sekunden.
    Im Falle des Beamten waren es zehn.
    Tatsächlich beschleunigte er das Ganze sogar noch, indem er Gabriel immer wieder und wieder mit dem Taser stach. Das kostete ihn schlicht Kraft, und Gabriels Gewicht wurde er so auch nicht los. Schließlich rührte sich der Mann nicht mehr, und der Taser fiel klappernd zu Boden. Gabriel schaute zu dem Riesen hinauf, um sicherzustellen, dass der ihn nicht erreichen konnte. Das Monster beobachtete ihn jedoch nur mit geradezu unheimlicher Ruhe, die riesigen, gefesselten Hände wie zum Gebet gefaltet. »Und? Was hast du jetzt vor?«, fragte der Riese in überraschend sanftem Ton. »Einfach abhauen, bevor er wieder aufwacht?«
    Gabriel ignorierte ihn. Er spürte, wie das Blut ihm wieder in die Finger floss, und das Gehirn des Beamten würde sich mit Sicherheit genauso schnell erholen. Gabriel hatte nicht viel Zeit. Er schnappte sich die Schlüssel vom Gürtel des Beamten, fand den für die Handschellen

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