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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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sie und drückte Arkadian die Hand.
    »Es war mir ein Vergnügen.« Er zog die Hand zurück und griff in seine Tasche. »Man wird Sie bald entlassen.« Er gab Liv eine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an, wenn es so weit ist. Sie zum Flughafen zu fahren ist das Mindeste, was ich tun kann.« Er schaute auf seinen bandagierten Arm. »Oder zumindest kann ich jemand anderen besorgen, der uns dann fahren kann.« Er beugte sich vor und küsste Liv auf die Stirn. Als sie noch ein Kind gewesen war, hatte ihr Vater ihr so Gute Nacht gewünscht.
    »Passen Sie gut auf sich auf«, sagte Arkadian, stand auf und ging zur Tür.
    »Was ist in dem anderen Beutel?«
    »Etwas für Mrs Mann«, antwortete Arkadian. »Sie liegt ein Stück den Flur hinunter.«
    »Grüßen Sie sie von mir«, sagte Liv.
    »Das werde ich.«
    »Und grüßen Sie auch Gabriel … wenn Sie ihn sehen.«
    »Oh, das können Sie selbst übernehmen. Sie können ihn nicht ewig festhalten, und ich werde keine Strafanzeige stellen, obwohl er mich mit einem Betäubungsmittel vollgepumpt hat. Bevor Sie sich versehen, ist er wieder draußen.«

12
    Polizeipräsidium, Zentralbezirk, Trahpah
    Gabriel Mann wurde von demselben stämmigen Wärter durch eine Brandschutztür gestoßen, der ihm ein paar Minuten zuvor die Handschellen angelegt hatte. Er befand sich im Zellenblock unter dem Polizeipräsidium von Trahpah, einem Labyrinth mit niedrigen Decken, unregelmäßigen Wänden und vollgestopften Korridoren, die vor Jahrhunderten in den Fels unter der Stadt gehauen worden waren. Leuchtstreifen flackerten grün an den grau gestrichenen Wänden und vermittelten Gabriel den Eindruck, als befände er sich in den Eingeweiden eines Gebäudes, das unter Übelkeit litt.
    Und Gabriel fühlte sich auch nicht sonderlich gut.
    Er kam gerade von einem Treffen mit seinem Rechtsbeistand, der ihm die Anklagepunkte erklärt hatte. In einem Hangar am Flughafen hatte man drei Leichen entdeckt, und die Polizei konnte Gabriel nachweisen, dass er dort gewesen war. Zwei waren mit einer 9-mm-Pistole erschossen worden, und an Gabriels Fingern hatten die Kriminaltechniker Pulverreste gefunden, die zu solch einer Waffe passten. Außerdem war er auf den Bildern einer Überwachungskamera in der städtischen Leichenhalle zu sehen, und zwar zum selben Zeitpunkt, als dort eine Leiche gestohlen worden war. Und er hatte einen Polizeibeamten mit einer Spritze voller Beruhigungsmittel attackiert. Sicherlich war es dieser letzte Anklagepunkt, der für die unfreundliche Behandlung durch den stummen Beamten hier gesorgt hatte. Die meisten anderen Anklagepunkte würden sich irgendwann in Luft auflösen, doch das würde dauern … Und Gabriel hatte keine Zeit.
    Im Kopf war er immer wieder durchgegangen, was in der Zitadelle passiert war, und er versuchte, dem Ganzen einen Sinn zu entnehmen. Er hatte keine Ahnung, warum man ihn hatte gehen lassen und das auch noch mit dem Mädchen, aber er wusste, dass ihre Flucht nur vorläufig war. Was auch immer mit Liv auf dem Gipfel des Berges geschehen war, bevor er sie gefunden hatte, war irrelevant – egal, ob sie nun das Sakrament entdeckt hatte oder nicht. Die Sanctus-Mönche, die geschworen hatten, das große Geheimnis des Berges zu beschützen, würden sich neu formieren und alles unternehmen, um sie zum Schweigen zu bringen. Liv schwebte in Todesgefahr wie auch Gabriels Mutter und er selbst; aber solange er hier eingesperrt war, konnte er niemanden beschützen. Flucht war die einzige Möglichkeit … Er wusste nur noch nicht, wie er das bewerkstelligen sollte.
    Gabriel hatte sich das Gebäude genau angesehen, als er durch es hindurchgeführt worden war, und nach möglichen Fluchtwegen gesucht. Doch jede Tür, an der sie vorbeigekommen waren, war nur der Eingang einer Zelle gewesen. Einige waren belegt, andere leer. Zum Verhörraum musste man eine Treppe hinauf, was hieß, dass der Zellentrakt sich im zweiten Untergeschoss befand, und der einzige Weg hinein oder hinaus führte durch das automatische Tor, durch das auch Gabriel auf dem Weg hindurchgekommen war.
    Gabriel wurde langsamer, als er sich seiner Zelle näherte, doch ein Stoß in den Rücken ließ ihn weiterstolpern. Es gelang ihm, das Gleichgewicht zu bewahren, und er ging weiter und an seiner alten Zelle vorbei. Seine Gedanken überschlugen sich. Bis jetzt hatte man ihn isoliert, was ihm ganz gelegen gekommen war, doch eine neue Zelle könnte Zellengenossen bedeuten, und das war gar nicht gut.
    Sie gingen tiefer in

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