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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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waren.

    Liv schaute sich an, was sie geschrieben hatte, und wieder hörte sie in Gedanken das Wort:
    KuShiKaam
    Und dann seine Bedeutung:
    Der Schlüssel
    Liv hob den Blick. Die Frau hatte ihre Sachen inzwischen wieder eingesammelt, den Metalldetektor passiert und sich erneut zu ihrem Mann gesellt. Der Zollbeamte winkte sie rasch weiter, damit sich alles wieder normalisieren konnte. Vermutlich sahen die Beamten hier jeden Tag solche Ausbrüche häuslicher Gewalt. Trotzdem: Der Beamte hatte einfach zugesehen, wie eine schwangere Frau geschlagen wurde, und nichts dagegen getan. Allein der Gedanke machte Liv schon krank, aber sie konnte auch nichts dagegen tun. Wenn sie sich jetzt mit einem Haufen sexistischer Schweine anlegte, war es mit der Unauffälligkeit vorbei. Aber das Flüstern in ihrem Kopf wollte einfach nicht aufhören, und sie neigte immer mehr zu Gewalt dem Mann gegenüber. Sie wollte ihm wehtun, ihn vor aller Augen demütigen. Sie wollte ihn sogar töten. Sie wollte einem der nutzlosen Beamten die Waffe entreißen und dem Kerl in den Kopf schießen. Die Intensität ihres Hasses überraschte sie. Doch irgendwie passte das perfekt zu dem Geräusch in ihrem Kopf. Das Gefühl machte ihr Angst. Es war, als wäre da etwas Gefährliches in ihr, das sie weder verstehen noch kontrollieren konnte. Erneut hob sie den Blick und sah, dass die Leute in der Schlange sie anstarrten. Eine Frau vor ihr sagte etwas, doch Liv konnte sie bei dem Lärm in ihrem Kopf nicht hören. Sie warf ihre Sachen auf ein Plastiktablett und starrte stur vor sich hin. Weiteren Augenkontakt wollte sie unbedingt vermeiden. Was zum Teufel geschah mit ihr? Verlor sie den Verstand?
    Liv ging durch den Metalldetektor. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie sich an nichts mehr erinnern konnte; jetzt hörte sie auch noch Stimmen. Das ärgerte sie. Sie war Liv Adamsen, die knallharte Reporterin, Ultrarationalistin und zynische Ungläubige, was alles betraf, das man als ›New Age‹ bezeichnen konnte … Und nun passierte ausgerechnet ihr so was. Liv gefiel das nicht, und sie wollte es auch nicht. Sie war noch immer fest davon überzeugt, dass man ihr im Krankenhaus irgendwelche Drogen verabreicht hatte. Vermutlich war das Ganze nur ein Nebeneffekt davon. Wenn sie erst einmal Zuhause war und ein paar Gallonen Kaffee intus hatte, würde sich alles sicherlich in Wohlgefallen auflösen.
    Liv blickte zur Abflugtafel hinauf. Ihr Flug war schon aufgerufen worden, und die Passagiere gingen bereits an Bord, aber sie zögerte. Wann immer irgendetwas nicht zusammenpasste, zwang sie ihr Instinkt, es aus allen möglichen Blickwinkeln zu betrachten, bis sie dem Ganzen einen Sinn entnehmen konnte. Im Augenblick sagte ihr ihr Verstand, dass das Wort, das sie auf ihre Hand gekritzelt hatte, etwas war, woran sie sich vage erinnerte, und dass es zu einer Sprache gehörte, die sie verifizieren und erklären konnte, sobald sie ihr Gedächtnis zurückerlangte. Liv ließ ihren Blick über die Duty-free-Shops am Terminal wandern und sah, was sie brauchte. Leider lag der Shop in genau der entgegengesetzten Richtung wie das Gate. Liv warf sich die Tasche über die Schulter und lief los. Sie musste sich beeilen.

28
    Gabriel schaute auf das iPhone. Das Display leuchtete hell im Zwielicht der Bar. Er war im Mezzanin des Sahnesi, des ehemaligen Theaters und Opernhauses, das für den europäischen Adel gebaut worden war, der ab dem 18. Jahrhundert in Massen nach Trahpah gekommen war. Heutzutage war es ein beliebtes Kino mit mehreren Bars, und es gab einen kostenlosen Wi-Fi-Anschluss, weshalb Gabriel auch hierhergekommen war.
    Gabriel klickte auf das Browsericon und gab KRANKENHAUS TRAHPAH in das Suchfenster ein. Ajda hatte das iPhone in einem Secondhandladen im Verlorenen Bezirk gekauft, der auf Diebesgut von Touristen spezialisiert war. Es war teuer gewesen, aber es hatte eine SIM-Karte, die man nicht zurückverfolgen konnte, und besaß die Prozessorleistung eines kleinen Laptops. Die Suche erbrachte die Telefonnummer des Krankenhausempfangs. Gabriel wählte sie.
    »Davlat-Hastenesi-Krankenhaus.«
    »Ich habe da ein paar Blumen für zwei ihrer Patientinnen, und jetzt wüsste ich gerne deren Zimmernummern.«
    »Haben Sie die Namen?«
    »Der erste lautet Kathryn Mann, der zweite Liv Adamsen.«
    Gabriel hörte das Tippen von Fingern auf einer Tastatur. »Mrs Mann liegt in Zimmer 410 im Sicherheitstrakt der Psychiatrie. Miss Adamsen liegt in Zimmer 406 im gleichen Trakt

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