Sacramentum
es, Gabriel zurücklassen zu müssen, doch auf der anderen Seite wartete ihr Vater auf sie … und auch John. Sie würde ihren Mann wiedersehen. Nach und nach ergab sie sich ihrem Schicksal, als Kälte sich in ihrem Hals ausbreitete.
Dann flog die Tür zu ihrem Zimmer auf, und Gabriel sprang durch die Dunkelheit auf sie zu.
39
Gabriel stürzte sich auf die Gestalt auf dem Bett, traf sie mit voller Wucht und stieß sie gegen die Wand. Der Mann war groß und schwer und ohne Zweifel bewaffnet, doch Gabriel landete auf ihm, was ihm einen kleinen Vorteil verschaffte.
Gabriel packte die rechte Hand des Mannes – die, in der er am wahrscheinlichsten eine Waffe hatte – und rammte ihm den Ellbogen aufs Handgelenk, damit er fallen ließ, was immer er dort hielt. Gabriel hörte ein schmerzhaftes Grunzen; dann fiel etwas in der Dunkelheit zu Boden, und er erhaschte einen kurzen Blick auf den Mann unter ihm. Das war nicht der Priester, sondern der Cop! Gabriel griff nach dem Holster, aber der Polizist war schneller. Er hatte die Waffe bereits halb gezogen. Gabriel packte sie und stieß gleichzeitig mit dem Kopf zu. Er spürte ein nasses Krachen, als seine Stirn auf die Nase des Beamten prallte. Instinktiv verstärkte er den Griff um die Waffe … doch es gab keinen Schuss. Was auch immer das für eine Pistole war, sie hatte eine Sicherung, und die war offensichtlich noch nicht gelöst.
Gabriel versuchte weiter, dem Mann die Waffe zu entwinden. Erneut stieß er den Kopf nach vorne, und wieder hörte er das Grunzen und spürte Blut auf seiner Stirn. Nach einem letzten brutalen Ruck hatte er dann auch endlich die Waffe des Cops in der Hand.
Der Mann schrie vor Schmerz und schlug in Panik um sich. Gabriel wurde nach vorne geschleudert. Er traf mit dem Kopf auf die Wand und war kurz benommen, während der Cop bockte wie ein Pferd, um ihn wieder loszuwerden. Gabriel hatte jetzt zwar die Waffe, aber er hielt sie am Lauf. Alles ging viel zu schnell, als dass er sie hätte umdrehen können; also benutzte er sie wie einen Hammer. Sein erster Schlag streifte den Kopf des Beamten nur. Dann wurde er von einer Faust in die Seite getroffen, und der Hieb trieb ihm die Luft aus der Lunge. Gabriel hob den Arm, doch der Cop trat zu und hatte Glück. Er traf Gabriel am Arm, und die Pistole fiel mit lautem Klappern in die Dunkelheit.
Jetzt hatte keiner der beiden die Waffe.
Der Polizist nutzte die Gelegenheit, rappelte sich auf, sprang über das Bett und floh aus dem Zimmer. Gabriel stürzte ihm hinterher, blieb jedoch erst einmal an der Tür stehen und spähte vorsichtig in den dunklen Flur hinaus für den Fall, dass der Mann noch eine zweite Waffe hatte. Er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Der Cop wollte nur noch weg. Gabriel sah, wie er um die Ecke verschwand, die zurück zum Hauptgebäude führte. Kurz dachte er darüber nach, ihn zu verfolgen, doch seine Beine waren viel zu müde vom Sprint die Treppen hinauf; außerdem war da noch etwas anderes, das ihm viel größere Sorgen bereitete.
Gabriel holte das Handy aus der Tasche und nutzte das Licht des Displays, um die Waffe zu suchen. Es war eine Beretta PX4 – nicht gerade die typische Dienstwaffe der Polizei. Gabriel hob sie auf, prüfte den Sicherungsbügel und steckte sie sich in den Hosenbund. Dann drehte er sich zu der reglosen Gestalt seiner Mutter um. Ihre Stille besorgte ihn mehr als alles andere. Seit er in den Raum gestürzt war, hatte sie sich weder gerührt noch einen Laut von sich gegeben.
»Hey«, sagte er und beugte sich dicht an sie heran. »Alles okay mit dir?«
Er leuchtete ihr mit dem Licht des Handys ins Gesicht. Sie sah furchtbar blass aus, doch ihre Augen waren offen. »Gabriel«, hauchte sie und lächelte ihn an. »Ich wusste, dass du kommen würdest.«
Gabriel nahm ihre Hand. Sie schien direkt durch ihn hindurchzublicken.
Gabriel bemerkte etwas an ihrem Hals und schaute es sich genauer an. Blut sickerte aus einer winzigen, runden Wunde, viel zu klein, als dass sie von einem Messer hätte stammen können. Der ausgerissene Rand legte nahe, dass, was auch immer dieses Loch verursacht hatte, gewaltsam herausgerissen worden war, als er den Cop zu Boden gestoßen hatte. Gabriel leuchtete im Zimmer herum und fand schließlich eine Spritze unter dem Bett. Der Kolben war fast vollständig durchgedrückt. Gabriel hob sie auf und schnüffelte daran. Kein Geruch. Die Flüssigkeit war klar. Das könnte Gott weiß was sein.
Gabriel drehte sich wieder zu seiner
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