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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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funkeln, als sie das kleine Buch in den Händen drehte, und das Kerzenlicht spiegelte sich in den Silberringen an ihren Fingern. Ihre Lippen formten stumm Worte, als sie versuchte, eine Frage zu formulieren, und als sie sie schließlich herausbrachte, zitterte ihre Stimme vor Gefühl. »Glaubst du … Glaubst du, dass sie sie deswegen … Glaubst du, dass sie da hinterher gewesen sind?«
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Hätten sie das Buch gewollt, dann hätte der Cop es sich geschnappt. Das schien mir eher eine Säuberungsaktion gewesen zu sein, eine koordinierte Aktion, um alle zum Schweigen zu bringen, die in der Zitadelle gewesen sind. Was auch immer in dem Buch steht, ich bezweifele, dass sie davon wissen.«
    »Hast du es gelesen?«
    Erneut schüttelte Gabriel den Kopf. »Ich bin direkt hergekommen. Ich wusste nicht, wo ich sonst hinsollte. Tut mir leid, wenn das … wenn das irgendwie unangemessen war. Ich will Ihnen keinen Ärger machen. Wenn Sie wollen, gehe ich. Sie müssen es nur sagen.«
    Dr. Anata legte den Kopf auf die Seite und warf Gabriel über die Lesebrille hinweg jenen entrüsteten Blick zu, wie er ihn schon öfter bei ihr gesehen hatte. Angesichts der Vertrautheit und Ehrlichkeit dieses Blicks fühlte er sich schon ein wenig besser. Dr. Anata schlug das Buch auf und hielt es ins Kerzenlicht.
    Sie hatte ihr ganzes Leben lang versucht, die Geheimnisse der Zitadelle zu entschlüsseln. Sie hatte mehr Bücher zu dem Thema veröffentlicht als sonst jemand, und sie kannte alle Legenden, die es dazu gab. Als sie nun also die mittleren Seiten aufschlug und die Symbole in Form eines umgedrehten Tau sah, schnappte sie entsetzt nach Luft. Gabriel kannte die von der Hitze schwarze Schrift von Spielen in seiner Kindheit, als seine Mutter ihm Geheimbotschaften geschrieben hatte, die er suchen sollte. Er schüttelte die Erinnerung ab, konzentrierte sich auf den Text und übersetzte im Kopf die Malasprache, die Kathryn ihm beigebracht hatte.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er schließlich.
    »Das ist ein Mythos … oder zumindest habe ich das bis jetzt geglaubt. Das ist die sogenannte ›Spiegelprophezeiung‹, Teil des verlorenen Wissens der Mala. Es ist das Wort Gottes, wie es aufgeschrieben und von jenen im Geheimen weitergegeben wurde, die die Wahrheit bewahren wollten.« Sie fuhr mit dem Finger die Symbole entlang. »Das ist das Gegenstück zu der Prophezeiung, die dich und Liv in die Zitadelle geführt hat. Wenn das das Mala-Gegenstück der Genesis war, dann ist das hier das Gegenstück zur Offenbarung. Hier ist vom Ende aller Dinge die Rede.
    Die Alten glaubten, die Götter selbst hätten diesen Text diktiert und in der ältesten Sprache der Menschheit aufzeichnen lassen – als Warnung für die Zukunft. Dieses auf dem Kopf stehende Symbol stellt den Weg dar, den wir gehen müssen, und die Wahl, die wir am Ende haben werden.«
    Ihr Finger fuhr über die Mitte des Tau. »Siehst du, wie die Worte eine Folge von Ereignissen beschreiben, die bereits begonnen haben.
    Der Schlüssel öffnet das Sakrament
Das Sakrament wird der Schlüssel
Und die Erde wird erzittern
    Dr. Anata drehte sich zu Gabriel um. »Das Erdbeben ist der Beweis dafür. Liv muss das Sakrament freigelassen haben.«
    Gabriel schüttelte den Kopf und rief sich ins Gedächtnis zurück, was er auf dem Gipfel des Berges gesehen hatte. »Ich bin nicht sicher«, sagte er. »Die Kapelle schien leer gewesen zu sein.«
    Diese Worte ließen Dr. Anata zögern. Sie hatte ihr ganzes Leben mit der Jagd nach dem Geheimnis des Sakraments verbracht. Sie kannte jede Theorie darüber, um was es sich dabei handeln könnte, und sie hatte auch ein paar eigene entwickelt. Sie hatte niemals auch nur davon geträumt, irgendwann einmal mit jemandem zu reden, der tatsächlich in der Zitadelle gewesen war, und nur Gabriels Trauer hielt sie davon ab, ihn mit Fragen zu bombardieren. »Erzähl mir, was du gesehen hast«, sagte sie, als ihre Neugier dann doch die Oberhand gewann.
    Gabriel legte die Stirn in Falten. »Die Zitadelle ist kleiner, als ich mir vorgestellt habe – oder zumindest wirkt sie so. Es gibt jede Menge enge Tunnel wie in einer Mine. Die Kapelle des Sakraments liegt hoch oben am Ende einer langen Treppe. Überall an den Wänden hängen Klingen, und das Tau steht am Altarende.«
    Dr. Anata beugte sich vor. »Und was ist das Tau?«
    »Es ist … Es ist ein Sarg in Form eines Kreuzes, vielleicht anderthalb Meter hoch. Als ich dort angekommen bin, war

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