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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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nicht, als würde Paul selbst daran glauben. »Lass uns erst mal zu den anderen zurückgehen.«
    Das taten sie, wurden mit Fragen bestürmt und berichteten stockend, was sie vorgefunden hatten.
    »Was heißt das, der Ausgang ist wirklich zu?« Georg war aufgesprungen und brüllte Paul an. »Das mit dem Seil kann ich ja noch irgendwie verstehen, aber ein Stein auf dem Schacht? Wie soll der da draufgekommen sein? So etwas gibt es doch nicht!«
    »Reiß dich zusammen, dein Geschrei hilft keinem«, erwiderte Paul bestimmt.
    »Was weißt du denn schon! Du Arsch! Du hast gesagt, wir sollen hier runterklettern!«
    »Ich weiß.« Etwas in Pauls Gesicht bebte, möglicherweise waren es aber auch nur die Reflexionen des flackernden Feuers. »Folgendes werden wir jetzt tun: Wir teilen uns in drei Gruppen auf. Eine bleibt hier, das sind die Verletzten und die, die sich um sie kümmern. Die zweite nimmt sich den Gang vor, der hinter der Gruft abzweigt. Ich könnte mir vorstellen, dass das der Weg war, auf dem sie früher die Toten zur Bestattung hereingetragen haben. Sehr wahrscheinlich also, dass er nach oben führt. Die dritte Gruppe erkundet den letzten Korridor. Den niedrigen dort links, seht ihr ihn?«
    Sie nickten. Keiner widersprach, nicht einmal Georg. Sie liefen los, ohne viele Worte zu wechseln, jede Gruppe mit einer Fackel. Bastian und Iris schlossen sich Paul an, der den Pfad hinter der Gruft erkunden wollte.
    »Ich wünsche uns viel Glück«, murmelte Doro, als sie an ihr vorbeigingen.
    Weit kamen sie nicht. Höchstens zwanzig Meter, dann war der Weg versperrt. Man konnte gerade noch einen Treppenabsatz erkennen, der Rest der Stufen verschwand unter der Erdlawine, die hier schon vor langer Zeit abgegangen sein musste. Nichts deutete mehr auf einen Ausgang hin.
    Tonnenweise Erde, über uns, um uns. Ein Grab, wie Doro gesagt hat. Das Gefühl, von den Stein- und Erdmassen rund um ihn erdrückt zu werden, schnürte Bastian die Luft ab. Luft - ein guter Gedanke. Wenn sie Pech hatten, würde die irgendwann knapp werden, alles andere sowieso. Wasser vor allem. Mit einem Mal ließ sich das Wort, das zu denken er sich verboten hatte, nicht mehr wegwischen.
    Tod. Diesmal mein eigener.
    Er suchte in Pauls Gesicht nach einem Hoffnungsschimmer, doch es war wie aus Stein, man sah, dass ihn jeder Atemzug Kraft kostete. Er prüfte die Festigkeit des Hindernisses, versuchte, lockere Felsbrocken herauszuziehen. Hinter ihnen stand Carina, beide Hände über dem Mund, als würde sie versuchen, sich am Schreien zu hindern.
    »Endstation«, sagte Paul dumpf. »Ich weiß nicht weiter. Wenn die anderen nichts finden, dann … dann hab ich keine Ahnung, was wir tun sollen.«
    »Lass uns doch nachsehen, ob da irgendwo ein Loch ist, das wir vergrößern können. Eine Schwachstelle. Irgendwas.« Iris untersuchte die Erdlawine auf lose Brocken, rüttelte an einigen der Steine. Erde rieselte auf sie herab.
    »Nicht, hör auf.« In Bastians Vorstellung brach bereits die gesamte Decke über ihnen ein und begrub sie für alle Ewigkeit. Er zog Iris am Arm zurück. »Hier geht's nicht weiter. Lass uns umkehren.«
    Sie sah ihn an, ihre Augen groß wie nie. »Wohin denn umkehren? Wir dürfen nicht so schnell aufgeben, wir müssen uns eben mehr anstrengen, dann finden wir schon einen Weg hinaus.«
    Carina nickte. »Sehe ich auch so. Vielleicht haben die anderen mehr Glück. Ich gehe nachsehen.«
    Iris nahm Paul die Fackel aus der Hand, leuchtete nach oben, dorthin, wo die eingedrungene Erde die Decke des Tunnels berührte. »Nicht mal ein winziger Spalt«, murmelte sie.
    Ein Wutschrei. Paul drosch mit der geballten Faust auf die Wände ein, warf sich gegen den Erdrutsch, als könnte er ihn dadurch fortschieben.
    »Hör auf!«, rief Bastian. »Dadurch wird es nicht besser.«
    »Meine Schuld, das alles«, keuchte Paul. »Wenn wir hier unten verrecken, geht das auf mein Konto. Ich wünschte -« Er rutschte kraftlos zu Boden, senkte den Kopf und verbarg das Gesicht in seinen Händen. »Ich wünschte, wir wären nie hergekommen. Aber - ich hatte alles so gut vorbereitet. Alles bedacht.«
    »Es ist nicht deine Schuld.« Bastian legte eine Hand auf Pauls Schulter und dieser sah lächelnd zu ihm auf.
    »Wessen denn sonst?«

 
    E s fiel ihnen schwer, den anderen zu sagen, was sie vorgefunden hatten.
    »Eine Sackgasse, ich weiß nicht, wie wir uns da durchgraben sollen«, sagte Paul. »Wir haben nicht mal Werkzeug.«
    Ihre ganze Hoffnung hing an der Gruppe, die

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