Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
Vom Netzwerk:
Licht, das Gesicht so hart wie die Felsen um sie herum, die Hände zu Fäusten geballt.
    Sofort sprang Georg auf. »Drohst du ihr? Allen Ernstes?«
    »Sie soll ihre Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten stecken.«
    »Sonst?« Georg richtete sich so hoch auf, wie es ging, trotzdem überragte Paul ihn um gut einen halben Kopf..
    »Sonst könnte es sein, dass die Nase Schaden nimmt.«
    Georg ging auf ihn los, mit gesenktem Kopf wie ein wütender Bulle. Er versetzte ihm einen Schlag gegen die Brust, der zweite, der aufs Kinn gezielt hatte, ging ins Leere, denn Paul war zur Seite gewichen. Er packte Georgs Arm, verdrehte ihn, bis Georg schrie, dann erst ließ er ihn los und stieß ihn zu Boden.

    »Es wäre besser, du tust das nicht noch einmal«, sagte Paul. Er atmete etwas schneller, sonst war ihm die Anstrengung kaum anzumerken. »Wir müssen zusammenhalten, verstehst du? Versteht ihr das alle? Egal was noch kommt, wir müssen zusammenhalten.«
    »Das sagst ausgerechnet du! Dabei bist du es, der uns etwas verschweigt! Sag es schon, das bist du uns schuldig.«
    »Bin ich nicht.«
    Paul wirkte wieder völlig gefasst, er ließ Georgs unverhohlen hasserfüllten Blick mit ungerührter Miene an sich abprallen, dafür beobachtete er Lisbeth, wie sie um das Feuer herumlief und sich hinter Georg kniete, um seine Schulter auf Verletzungen abzutasten. Neue Tränen standen in ihren Augen.
    »Doch, Paul«, sagte sie. Ihre Stimme kippte, als sie seinen Namen aussprach, aber sie bekam sie wieder in den Griff. »Das ist doch schon lange kein Spiel mehr. Drei von uns sind fort, und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, dann denkst du das Gleiche wie ich. Dass sie tot sind. Und bald sind wir es auch. Du bist uns die Wahrheit schuldig und das weißt du genau.«
    »Sei still, Lisbeth.«
    »Sag es ihnen. Sonst tue ich es oder willst du mich ebenfalls schlagen?«
    Paul senkte den Blick. »Die Frage ist doch eine ganz andere. Wenn ich es euch sage, was tut ihr dann? Was wirst du tun, Lisbeth? Wozu wärst du fähig, hm?«
    Sie öffnete den Mund zu einer Antwort, wandte sich dann jedoch stattdessen ab und schluchzte auf.
    Bastian sah von Lisbeth zu Paul, dann wieder zu Lisbeth. Dieses Gespräch war wie ein Tischtennisspiel mit Worten, nur dass er den Ball nicht sehen konnte, sosehr er sich auch bemühte. Doch im Grunde war er auf Lisbeths Seite - wenn es etwas gab, das Paul wusste und das ihnen möglicherweise helfen würde, dann wollte er es hören.
    »Vielleicht«, er räusperte sich, »vielleicht wäre es wirklich besser, du sagst es uns einfach, Paul.«
    Aus Paul brach ein undefinierbarer Ton heraus, eine Mischung aus Aufschrei und Lachen. Er kauerte sich auf den Boden und verbarg den Kopf in seinen Armen.
    Die anderen wechselten ratlose Blick. Damit, dass Paul die Kraft verlassen könnte, hatte keiner gerechnet.
    »Und das kommt von dir, ausgerechnet«, flüsterte er.
    »Lasst endlich die Geheimniskrämerei!«, schrie Alma so plötzlich, dass Roderick aufsprang und zu bellen begann. Mit einem Mal war die Halle von Lärm erfüllt. »Arno liegt hier und es geht ihm mit jeder Minute schlechter, er wird der Erste sein, der stirbt, und dann sind wir dran, einer nach dem anderen! Wenn es etwas gibt, das uns hier rausbringt, dann sagt es, verdammt, und hört auf zu streiten!«
    Sie biss sich auf die Lippe, als sei sie selbst erschrocken über ihren Ausbruch, doch Roderick kläffte weiter, bellte gegen sein eigenes Echo an, und während bis auf den Hund alle schwiegen, traf Bastians Blick auf den von Lisbeth, und darin sah er etwas völlig Neues. Unbarmherzigkeit.
    Sie wendete sich schnell ab und Bastian drückte Iris' Hand. Er glaubte nicht an Vorahnungen, doch er fühlte etwas auf sich zurollen, wie eine Welle, die ihn mit sich fortreißen würde, wenn sie ihn erst erreicht hatte.
    Wie auf einen unhörbaren Befehl verstummte Roderick.
    »Bastian hat selbst gesagt, er will es hören«, flüsterte Lisbeth in die Stille. »Darüber bin ich froh.«
    »Aber er hat doch keine Ahnung, was er da sagt!«, schrie Paul. »Ich bitte dich, lass es. Bitt-«
    »Sie sind Brüder.« Lisbeth löste ihren Blick von Paul und heftete ihn auf Bastian. »Bastian und Paul sind Brüder.«
    Einen Moment lang war Bastian sich sicher, Lisbeths Worte falsch verstanden zu haben, bestimmt hatte sie etwas anderes gesagt als das, was er gehört hatte. Brüder.
    Er lachte. »Wir sind doch keine Brüder!«
    Sie antwortete nicht, sondern sah weiterhin Paul an, der an der

Weitere Kostenlose Bücher