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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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anfangen.«
    »Musst du ja auch nicht.« Sandra hörte sich gereizt an. »Mona hat doch gesagt, die Nachricht ist nicht vom Orga-Team. Also ist sie nicht an uns gerichtet. Vergiss sie.«
    Ihm gegenüber bewegte sich Iris, es raschelte.
    »Ich habe zwei trockene Decken hier«, sagte sie. »Ihr könnt eine davon haben. Aber es wäre besser, wenn ihr euch ohne eure nassen Klamotten darin einwickelt, sonst werdet ihr trotzdem frieren.«
    »Nein danke.« Sandra klang wieder mal patzig und schien nervös. Die ganze Zeit rutschte sie hin und her, unruhig wie ein gefangenes Tier.
    »Ich hätte gern eine Decke«, meldete sich Bastian. »Sehr gerne sogar, danke. Wie hast du es geschafft, dass deine Sachen trocken geblieben sind?«
    Er hörte, wie Iris Luft durch die Nase ausstieß. »Es hilft, wenn man gelegentlich einen Blick zum Himmel wirft, dann sieht man ein Gewitter, bevor es über einen hereinbricht.« Wieder Rascheln. »Ich kenne diese Höhle noch vom letzten Mal und ich habe mich mit meinem Zeug hier in Sicherheit gebracht, sobald klar war, was auf uns zukommt.«
    »Wie freundlich, dass du uns rechtzeitig gewarnt hast«, fauchte Sandra.
    »Ihr wart sehr beschäftigt. Ich wusste übrigens nicht, dass ich hier die Einzige mit Augen im Kopf bin.«
    Bastian fühlte eine weitere Bewegung neben sich, der ein unterdrückter Schmerzensschrei folgte. Sandra musste irgendwo angestoßen sein.
    Minutenlang sagte niemand ein Wort. Bastian starrte in die Nacht, die schwarz zurückstarrte. Hemd und Hose klebten immer noch feucht an seinem Körper, das würde erst mal so bleiben. Ihn überlief ein Frösteln. Er musste wirklich aus seinen nassen Sachen raus. Genug Bewegungsfreiheit zu bekommen, um aus Hemd und Hose zu schlüpfen, war schwieriger als gedacht. Als er endlich das Hemd über den Kopf gezogen hatte, drückte sich ihm aus der Finsternis etwas Kratziges, aber Trockenes entgegen - Iris' Decke.
    »Danke. Sandra, du solltest wirklich auch -«
    »Ich sagte doch: nein!«
    Mit einem Mal spürte er ihr Gewicht auf seinem Körper - sie rollte sich über ihn, um zum Höhlenausgang zu kommen. »Mir ist es hier zu eng, ich suche mir draußen einen Schlafplatz.«
    »Was? Es ist stockdunkel, da kannst du nichts suchen. Du verirrst dich höchstens und stürzt irgendwo runter!«
    »Quatsch. Ich komme zurecht. Ich war schließlich auch schon mal hier, ich weiß, in welche Richtung ich gehen muss.«
    »Das ist verrückt!« Bastian ruderte mit der Hand im Nichts herum, stieß dann doch auf Sandras Arm und hielt ihn fest. »Du wirst dir den Hals brechen.«
    Sie lachte. »Sehr optimistisch. Lass nur, mir passiert nichts.«
    Sie zog ihren Arm aus seinem Griff, er hörte ihre tastenden Schritte, langsam, einen nach dem anderen. Sie vermischten sich mit den allgegenwärtigen Geräuschen der Nacht - dem Rauschen der Baumkronen, dem Knacken der Äste im Wind. Nach einigen Minuten waren Sandras Schritte nicht mehr zu hören.
    »Ich verstehe sie nicht.« Bastian sagte es eher zu sich selbst als zu Iris. In ihm pochte das schlechte Gewissen - er hätte sie nicht gehen lassen dürfen. Während des Gewitters war er zu feige gewesen, um Doro von ihrem Felsen zu zerren, danach hatte er auf die anderen gehört und nicht nach Warze gesucht, aber jetzt, jetzt hätte er nur entschlossener zupacken und Sandra festhalten, auf sie einreden und sie überzeugen müssen, dass ihr Vorhaben gefährlich war. Was, wenn sie verloren ging? Was, wenn sie an einem der Hänge abstürzte? Er würde es sich nie verzeihen können.
    »Ich Idiot. Ich Riesenidiot.« Er schlug seinen Hinterkopf gegen die Felswand, was mehr wehtat als erwartet.
    Beim nächsten Mal würde er es anders machen. Nicht zulassen, dass sich ständig jemand in Gefahr brachte. Rechtzeitig eingreifen. Wenn er dazu noch eine Chance bekam.

 
    D raußen frischte der Wind wieder auf. Iris hörte, wie der Musterschüler unruhig hin und her rutschte. In seinem nassen Gepäck mussten Wollsachen sein, jedenfalls stank es nach Schaf. In der Ferne grollte leiser Donner. »Nicht schon wieder ein Gewitter, oder?«, stöhnte Bastian. »Leider gut möglich. In dieser Ecke treffen gern mehrere Wetterfronten aufeinander. Es würde mich wundern, wenn es im Laufe der Nacht nicht noch mal ordentlich zur Sache geht.«
    »Ich hätte sie nicht fortlassen dürfen«, murmelte er, mindestens zum fünften Mal. Er war ein richtiger Pfadfinder, dieser Bastian, ein Möchtegern-Ritter. Edel, hilfreich und gut. Passte perfekt ins

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