Saeculum
Botschaften tauchten auf. Nur dass sie leider völlig unverständlich waren. Am besten, er zeigte das keinem von den anderen, der Spruch würde sie nur von der Suche nach Warze ablenken, die sie ohnehin viel zu wenig ernst nahmen.
Er überlegte, seinen Fund einfach wegzuwerfen, steckte ihn dann aber doch in seine Gürteltasche. Er würde ihn sich später noch einmal ansehen. Ihn vielleicht Steinchen zeigen. Oder Iris. Aber nicht jetzt.
Unverrichteter Dinge kehrten sie zurück auf die Lagerwiese, wo Roderick sie kläffend begrüßte.
»Kein Warze, kein Lars«, murmelte Iris. »Die können doch nicht einfach verschwinden.«
Hinter ihnen rauschte der Wald, der Bastian plötzlich wie ein riesiges dunkles Tier erschien, das atmete, lebte und nun bereits den Zweiten von ihnen verschlungen hatte.
D en Speer hat er bei einem Turnier gewonnen, den würde er nie einfach liegen lassen!« Steinchen füllte Bastians Schüssel so voll mit Brei, dass er an den Rändern fast überschwappte. Angesichts der graubräunlichen Pampe, die im Kessel über dem Feuer träge Blasen schlug, verging Bastian der Appetit, obwohl er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Es roch nach … nichts. Ein bisschen wie Mehl vielleicht. »Ich mache mir Sorgen, ehrlich«, murmelte Steinchen. Wem sagst du das. Bastian setzte sich ein Stück abseits und löffelte die erste Mahlzeit dieses Tages mehr aus Vernunft als aus Hunger in sich hinein. Das Zeug schmeckte, wie es roch. Nach nichts mit Körnern drin. Vier Löffel und er hatte genug; trotzdem aß er alles auf. Wer konnte schon wissen, wann es das nächste Mal etwas geben würde? Nach dem letzten Bissen war ihm leicht übel, der Brei lag ihm im Magen wie eine tote Riesenqualle. Wieder und wieder ging er sein Gespräch mit Lars durch; er hatte gesagt, er würde pfeifen, wenn er etwas fand, doch es war kein Pfiff gekommen. Auch kein Hilfeschrei. Lars war völlig geräuschlos verschwunden.
Vom Waldrand her näherten sich Lisbeth und Sandra, begannen erneut, den Boden nach dem bescheuerten Medaillon abzusuchen. Bastian ging zu den beiden Mädchen hinüber, wich Sandras vorwurfsvollem Blick aus und hockte sich neben Lisbeth. »Ich möchte mich für das entschuldigen, was ich vorhin gesagt habe.«
»Gebrüllt«, erwiderte Sandra frostig.
»Ja, für den Ton entschuldige ich mich auch. Es ist einfach … Ich mache mir riesige Sorgen.« Er musste ihnen begreiflich machen, dass die Dinge gewaltig schiefliefen. »Mittlerweile ist nicht nur Warze fort, sondern auch Lars.«
Lisbeths unglaublich schöne Augen weiteten sich. »Lars? Seit wann?«
»Seitdem wir anderen von unserer Suche nach Warze zurück sind. Kurz davor habe ich ihn noch gesehen, hier angekommen ist er nie.«
»Na, das ist nicht so lange her«, sagte Sandra.
Wie konnte sie so gleichgültig sein?
»Dann kannst du mir vielleicht erklären, wo er abgeblieben ist? Wir haben nachgesehen, ob er sich auf den letzten paar Metern verletzt hat und nicht weiterkonnte. Fehlanzeige. Er ist einfach weg.«
» Wir haben nachgesehen?« Sandras Lächeln war schmal wie eine Messerklinge.
»Iris und ich.«
»Na, wie schön. Hast du ein Glück, dass sie dir die Brille abgenommen haben, das hilft bestimmt dabei, ihren Anblick zu ertragen.« Ein Windstoß blies ihr eine Haarsträhne aus der Stirn und bauschte die Ärmel ihrer weiten Bluse. Als Sandra weitersprach, vermied sie es, ihn anzusehen. »Tut mir übrigens leid, dass ich dich mitgenommen habe. War ein Fehler.«
Im ersten Moment schmerzten ihre Worte ihn, im zweiten ließen sie ihn völlig ruhig werden. »Mir nicht«, sagte er, selbst überrascht darüber, wie richtig sich die Worte anfühlten. »Aber wir beide haben uns vermutlich etwas vorgemacht. Ich fürchte, wir sind sehr … verschieden.«
Jetzt blitzte etwas in Sandras Augen. »Ganz recht. Dann sei doch so nett und lass mich in Ruhe.«
Die Mittagssonne brannte mit so viel Kraft auf die Lichtung, dass alle sich in den Schatten des Waldrandes zurückzogen, in kleinen Gruppen oder allein.
Bastian saß mit seiner halb leer gegessenen Breischüssel unter einem Baum und dachte nach. Sie mussten sich mit dem Organisationsteam besprechen - wo steckten die eigentlich? Paul hat immer einen Plan, waren Lars' Worte gewesen. Das konnte man nur hoffen. Trotzdem würden sie Hilfe von außen holen müssen. Niemand konnte verantworten, dass Warze eine zweite Nacht verletzt und allein durchleben musste.
Durchleben. Hoffentlich.
Er verzog das
Weitere Kostenlose Bücher