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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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sich aber nicht.
    »Das ist unsere einzige Ausbeute, dabei haben wir jeden Stein umgedreht«, stöhnte Paul. Er hatte sich nahe der Feuerstelle auf den Boden gelegt. Zum ersten Mal, seit Bastian ihn kannte, wirkte er müde. »Nichts. Wir mussten dann umkehren, denn Lisbeth wäre fast kollabiert. Mein Fehler, ich hätte sie nicht mitgehen lassen sollen.« Paul griff sich an den Bauch. »Habt ihr etwas zu essen gemacht? Wir haben auf dem Weg nur ein paar halb reife Blaubeeren gefunden.«
    »Dabei wird es wohl auch bleiben«, sagte Iris. »Es sei denn, du hast eine Schwäche für Maden.«
    Paul fuhr hoch. »Was?«
    »Alle unsere Vorräte sind befallen. Jeder einzelne Sack.«
    »Aber … das gibt es nicht. Ich habe sie doch selbst gekauft und kontrolliert. Die waren völlig in Ordnung!« Er riss einen Sack nach dem anderen an sich und überzeugte sich selbst, mit sichtlichem Ekel im Gesicht. Dann setzte er sich langsam auf den Boden, kopfschüttelnd und merklich erschöpft. »Doro wird ausflippen. Maden! Wie in der Sage, das ist langsam wirklich zum Irrewerden.« Er fuhr sich mit einer nervösen Geste durchs Haar und sah Bastian an, als könne er ihm helfen. Bastian hob ratlos die Schultern.
    »Ich habe auch keine Lösung«, sagte er. Es klang gereizter, als er beabsichtigt hatte. »Außer dass wir abhauen und schnellstmöglich Hilfe holen sollten. Allein kriegen wir das nicht mehr hin. Warze ist den dritten Tag weg. Ich will mir gar nicht vorstellen …« Er biss sich auf die Lippe. Er wollte es sich tatsächlich nicht vorstellen und aussprechen wollte er es schon gar nicht.
    »Ja.« Pauls Stimme war kraftlos. »Ohne Vorräte können wir ohnehin nicht hierbleiben. Außerdem wird Lisbeth langsam hysterisch. Sie hat panische Angst um Sandra und zu allem Überfluss musste sie wieder eins von diesen bescheuerten Gedichten finden.«
    »Was für ein Gedicht?«, stieß Iris hervor.
    »Ach - gereimter Schwachsinn. Klingt aber sehr bedrohlich, Lisbeth hat es gelesen und sofort zu heulen angefangen.« Paul nestelte ein Stück Rinde aus dem Beutel an seinem Gürtel und reichte es Iris.
    Bastian sah, wie ihre Augen blitzschnell die Zeilen entlangglitten. Als sie fertig war, nickte sie und gab die Rinde an ihn weiter. Ihre Miene war angespannt, aber nicht so entsetzt wie beim letzten Mal.
    Er nahm das Holzstück entgegen. Wieder diese altertümliche Schrift, rotbraun, wie mit Blut geschrieben.
    Ich warte. Ich wache. Ich halte euch hier.
Ihr seid mir längst zu Willen.
Ich werde eure Leben nehmen
und meine Rachsucht stillen.
    Etwas in seinem Kopf begann sich zu drehen. Das Wort, das zu denken er sich seit Tagen verbot, kreiste wie ein schwarzer Vogel in seinem Bewusstsein: Tot. Jemand wollte Leben nehmen - war ihm das bereits gelungen? Bei Sandra, Warze, Lars? Bastian musste sich festhalten, irgendwo, doch da war nichts, also setzte er sich schnell hin. Hoffte, dass niemand bemerkt hatte, wie schwach er sich plötzlich fühlte. Der leere Magen, das war es. Die Hitze in der Sonne. Leben nehmen. Aber das ergab doch keinerlei Sinn!
    »Irgendjemand muss diese Sprüche verfasst haben.« Er wechselte einen Blick mit Iris, die nickte und gleichzeitig gezwungen lächelte. »Jemand, der uns fertigmachen will.«
    »Passt bloß auf, dass Doro das nicht liest«, murmelte Iris.
    Doch kurz darauf machte es bereits die Runde, und wer immer es war, der es auf sie abgesehen hatte, er schien Erfolg damit zu haben. Während Bastian Steinchens Stirn kühlte, beobachtete er, wie Georg mit Nathan und Alma flüsterte. Georg war in Pauls Gruppe gewesen, sehr wahrscheinlich also, dass er den Rätselspruch kannte und ihn jetzt weitertrug.
    Keine halbe Stunde später wussten alle, was Sache war. Der Hunger, die Hitze, die heute besonders drückend war, der Gestank und das namenlose Etwas, das sie zu beobachten schien, ließen alle Nerven blank liegen.
    »Komm doch, komm«, brüllte Ralf in den Wald, während er mit seinem Holzschwert ins Nichts stach. »Ich kämpfe mit dir! Versteck dich nicht, Feigling!«
    »Sei still!«, fuhr Iris ihn an, doch Ralf war nicht zu bremsen. Er tobte, brüllte Beleidigungen, die wahrscheinlich kilometerweit zu hören waren, und traf bei einem seiner Schwertschwünge fast Iris' Kopf.
    Sein Geschrei ebbte erst ab, als Paul der Geduldsfaden riss, er Ralf das Schwert aus der Hand fegte und sein Gesicht fest zwischen beide Hände nahm. »Nimm dich zusammen«, zischte Paul, »oder ich stopfe dir Moos in den Mund.«
    Über Ralfs rote

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