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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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habe? Da hat sie mich gefragt, ob ich mitkomme. Dann würde sie sich sicher fühlen.« Hinter Bastians Schläfen breitete sich der leichte Druck aus, der meistens der Vorbote von Kopfschmerzen war. »Aber ich habe nicht aufgepasst, verstehst du? Sie hat ganz nah am Waldrand geschlafen, alleine, das wusste ich nicht mal.«
    Es auszusprechen, machte es schlimmer.
    Iris schrubbte so heftig, als wäre sie wütend. »Wieso hat sie dich wirklich mitgenommen?«, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm. »Ich schlucke das mit dem Beschützt-werden-Wollen nicht. Bei Lisbeth ja, aber nicht bei Sandra.« Sie spülte den Kessel mehrmals mit Wasser aus, schnupperte hinein, zog ein missbilligendes Gesicht und schrubbte weiter. »Kurz nachdem ihr hier wart, hat sie ziemlich schnell das Interesse an dir verloren, oder?«
    So konnte man es ausdrücken.
    » Du könntest Frau Doktor werden. «
    » Wahnsinnig witzig, Paul. «
    Mit dem Gespräch zwischen Paul und Sandra hatte es begonnen.
    »Sie hält mich für bieder«, erklärte er. »Aber offenbar hat sie das erst auf der Reise hierher entdeckt.«
    »Hm. Ja, für bieder könnte man dich halten. Aber eher auf den ersten als auf den zweiten Blick.« Iris grinste ihn über den Kessel hinweg an. »Bis ich mir endlich deinen Namen merken konnte, habe ich dich immer Musterschüler genannt.«
    Er fühlte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Volltreffer. »Habe ich mitbekommen.«
    »Mach dir nichts draus. Jetzt finde ich dich ziemlich interessant.« Noch einmal begutachtete sie den Kessel, schien zufrieden, füllte ihn zur Hälfte mit Wasser und machte sich zurück auf den Weg ins Lager.

    Das Feuer brannte, aber Alma schenkte den flackernden Flammen keinerlei Beachtung. Sie kniete zwischen den Vorratssäcken, mit gesenktem Kopf. Bastian sah ihren Rücken beben. Lachte sie? Weinte sie? Was es auch war, sie tat es geräuschlos.
    »Der Topf ist sauber und wir haben Wasser«, verkündete Iris. »Lass uns das kochen, was am schnellsten geht, ich verhungere.«
    Nun sah Alma auf. Ihre Augen waren leer, sahen an ihnen vorbei zu den Bäumen. »Es ist alles wahr. Doro hat es vorhergesagt.«
    »Was? Wovon redest du?«
    Alma deutete auf zwei der Leinensäcke, die halb offen im Gras lagen. Bastian griff sich einen davon und ließ ihn mit einem Aufschrei wieder fallen, denn sein Inhalt lebte, wand sich, kroch heraus …
    »Maden.« Der Kessel in Iris' Hand fiel mit einem dumpfen Klong zu Boden und kippte um, das Wasser versickerte im Gras. »Das ist … ekelhaft.« Sie wischte sich die Handflächen an ihrem Rock ab, als wäre sie mit den Tieren in Berührung gekommen.
    »Ja, aber das ist nicht so schlimm, wenn nur diese beiden Säcke betroffen sind.« Es kostete Bastian einige Überwindung, sich den großen Sack mit den Bohnen vorzunehmen. Ein schneller Blick genügte und er wusste, dass sie heute keinen Bohneneintopf essen würden. Beim Gedanken an das gestrige Abendessen würgte es ihn beinahe. Wie lange waren ihre Vorräte schon befallen? War es möglich, dass sie gestern Eintopf mit gekochten Maden verspeist hatten?
    »Es sind alle Säcke. Alle«, brachte Alma mühsam hervor. »Wir haben nichts mehr zu essen.«
    Mit unendlicher Leere im Kopf starrte Bastian auf die dicken weißen Würmer, die sich im Gras krümmten, bis er Stimmen vom Waldrand her hörte.
    Die zweite Gruppe trat auf die Lichtung, angeführt von Ralf, er keuchte und hochrot im Gesicht war. Hinter ihm folgten Carina, Steinchen, Arno und Doro. Um Ralf machte Bastian einen weiten Bogen - sein Schweißgeruch war allmählich kaum noch zu ertragen - und lief auf Steinchen zu.
    »Habt ihr jemanden gefunden?«
    »Nein.« In Steinchens Bewegungen lag Vorsicht, sein Gesicht war leicht verzerrt. Ein Blick auf seine Arme und Bastian verstand, warum. Die Haut war gerötet und begann, an manchen Stellen Blasen zu werfen.
    »Was ist passiert? Hast du dich verbrannt?«
    »Nein. Ich habe keine Ahnung. Erst hat es gejuckt, dann gebrannt und jetzt …«, Steinchen blickte ratlos auf die roten Stellen, »… jetzt tauchen diese Blasen auf. Was mich aber viel mehr beunruhigt, ich kriege nicht besonders gut Luft.«
    Er keuchte tatsächlich, Bastian hatte das erst der Anstrengung vom Laufen zugeschrieben, doch nun hörte er ein leichtes Rasseln in Steinchens Atem. Besorgt führte er ihn zu den Walbuckelsteinen und setzte ihn auf eine Decke.
    »Möchtest du Wasser?« Oder etwas zu essen?, hätte er beinahe hinzugefügt, doch ihm fiel gerade noch ein,

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