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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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Führung antreten, schielte dabei aber unablässig zu Doro hinüber.
    Wieder einer, der ihr glaubt, dachte Bastian.
    Nathan zögerte am längsten und murmelte schließlich, er wolle Steinchen nicht im Stich lassen.
    Am Ende waren es tatsächlich nur drei, die den Rückweg antreten würden. Alma, der schweigsame Arno und Carina.
    »Ich hoffe, wir haben Empfang, bevor wir die Straße erreichen«, sagte sie. »Auf jeden Fall sollten wir schnell aufbrechen, damit wir nicht in die Dunkelheit geraten. Oder in ein weiteres Unwetter.«
    »Danke, Carina«, sagte Paul leise. »Du findest den Weg, oder?«
    Sie nickte und warf ihr rotes Haar über die Schultern. »Du hast ihn mir schließlich mehrmals gezeigt.«

    Nachdem die kleine Gruppe aufgebrochen war - Roderick angeleint, aber immer noch mit dem mittlerweile halb gefressenen Knochen im Maul -, wurde es ruhiger im Lager.
    Wenn ihm nicht vor Hunger fast schlecht gewesen wäre, hätte Bastian sich neben Steinchen gelegt und ein Nickerchen gemacht. So tigerte er am Waldrand entlang und hielt Ausschau nach Beeren.
    »Klee«, schlug Iris vor. »Sieh mal, da hinten wächst er haufenweise.«
    »Danke. Im nächsten Leben dann, wenn ich als Kuh wiedergeboren werde.«
    »Nein, ganz im Ernst. Du kannst das Zeug essen. Blüten, Blätter, alles. Schmeckt nicht mal so übel.« Sie kitzelte seine Lippen mit einem dreiblättrigen Kleeblatt, bis er den Mund aufmachte und sich füttern ließ. Es war okay. Salat schmeckte auch nicht viel besser.
    Gedankenverloren beobachteten sie Doro, die an einer flachen Stelle der Lichtung mit einem Ast drei konzentrische Kreise auf den Boden gezeichnet hatte und nun kleine Steine hineinwarf.
    »Was tut sie da?«
    »Sie befragt ihr Runenorakel. Ist auf den Märkten immer ein großer Erfolg.«
    »Und, stimmen ihre Vorhersagen?«
    Iris wiegte ihren Kopf hin und her. »Manchmal. Mir hat sie allerdings prophezeit, ich würde ferne Länder bereisen und dort meine Erleuchtung bei einem mystischen Meister finden. Was ausgeschlossen ist.«
    Wer weiß, dachte Bastian, doch dann sah er Iris von der Seite an, sah ihr schiefes Lächeln, das Funkeln in ihren Augen und musste lachen. Nachdem er einmal damit angefangen hatte, konnte er nicht mehr aufhören. Toll, jetzt wurde er auch noch hysterisch. Er spürte, wie Iris ihn musterte, und hätte am liebsten die Arme um sie geschlungen, seinen Kopf in ihrem Zaushaar vergraben und weitergelacht, bis ihm die Tränen kamen.
    Doro war seine Heiterkeit nicht entgangen. Sie richtete sich über ihrem Orakel auf und sah ihn an, mit ihrem üblichen dunkel umwölkten Blick. Das gab ihm den Rest. Er stützte die Ellenbogen auf die Knie, verbarg das Gesicht in den Händen und lachte, bis er nach Luft rang.
    »Tut mir leid«, japste er. »Es hat nichts mit dir zu tun, Doro. Es sind nur meine Nerven. Schlafmangel.« Vor lauter Lachen begann sein Zwerchfell sich zu verkrampfen, gleich würde er Schluckauf bekommen. Tief einatmen. So war es gut. Allmählich bekam er sich wieder unter Kontrolle.
    Doro sah ihn immer noch ungerührt an. »Thurisaz in Wasser, am äußersten Rand«, sagte sie und deutete auf etwas, das Bastian von seinem Platz aus nicht sehen konnte. »Auf dieser Position bedeutet die Rune drohendes Unheil, das schon sehr nahe ist.«
    »Wie bitte?« Er stand auf und ging zu ihr.
    »Othala liegt in Erde«, fuhr Doro ungerührt fort. »Das steht für große Anstrengungen, die möglicherweise nicht zum Ziel führen werden. Perthro ist ins Feuerfeld gefallen und sagt uns, dass wir niemandem trauen sollen.« Sie ging mit unglücklichem Gesicht um die von ihr gezogenen Kreise herum. »Die Zeichen stehen schlecht, seit Tagen. Ihr könnt ruhig weiter lachen, aber besonders bei dir, Bastian, sehe ich Verhängnis und Verzweiflung.«
    Bastian betrachtete die Kreise und Steine. »Ich glaube nicht an Zeichen, Runen oder Horoskope. Wenn du jemanden erschrecken willst, bist du bei mir an der falschen Adresse.«
    Doro sammelte ihre Runensteine wieder ein. »Erschrecken, ja? Warum sollte ich das wollen? Ich habe mehr Angst als ihr alle zusammen. Du hingegen hast zu wenig.« Sie verstaute die Steine sorgfältig in einem Lederbeutel und schnürte ihn zu, bevor sie Bastian mitfühlend ansah. »Wir werden ja sehen. Wenn ich recht habe und der Fluch uns getroffen hat, dann werden Alma, Arno und Carina den Weg zurück in die Zivilisation nicht schaffen. ›Sie gehören mir, ich lasse sie nicht mehr fort‹, sagte Tristram über alle, die seinen

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