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Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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sind krank.
    STAWROGIN
    Heute Nacht hat er sich ganz dicht zu mir gesetzt und ist mir nicht von der Seite gewichen. Dummdreist ist er. Und schäbig. Ja. Schäbig. Ich bin wütend, dass mein persönlicher Teufel so schäbig ist.
    DASCHA
    Sie reden von ihm, als gäbe es ihn wirklich. Gott möge das verhüten!
    STAWROGIN
    Nein, nein, ich glaube nicht an den Teufel. Dabei krochen die bösen Geister heute Nacht aus allen Sümpfen und stürmten auf mich ein. Denken Sie, auf der Brücke hat mir so ein Teufelchen angeboten, Lebjadkin und seiner Schwester die Kehle durchzuschneiden, damit ich von dieser Ehe befreit bin. Es hat drei Rubel Vorschuss verlangt. Aber die Kosten des Unternehmens hat es auf fünfzehnhundert Rubel beziffert. Ein buchhalterischer Teufel!
    DASCHA
    Sind Sie sicher, dass das eine Erscheinung war?
    STAWROGIN
    Nein, es war keine. Es war Fedka, der entwichene Sträfling.
    DASCHA
    Was haben Sie geantwortet?
    STAWROGIN
    Ich? Nichts. Um ihn loszuwerden, habe ich ihm die drei Rubel gegeben und sogar noch mehr. ( DASCHA unterdrückt einen Schrei.) Ja. Wahrscheinlich glaubt er jetzt, ich sei einverstanden. Aber keine Sorge, mitfühlendes Herz. Ohne dass ich es ihm befehle, handelt er nicht. Wer weiß, vielleicht tue ich es noch!
    DASCHA (faltet die Hände)
    Mein Gott, mein Gott, warum quält er mich so?
    STAWROGIN
    Verzeihen Sie. Es war nur ein Scherz. So geht es mir übrigens seit gestern Nacht: Ich habe eine unglaubliche Lust zu lachen, zu lachen, ohne aufzuhören, lange, ewig … (Lacht freudlos, als müsste er sich dazu zwingen. DASCHA streckt die Hand nach ihm aus.) Ich höre eine Kutsche. Sicher meine Mutter.
    DASCHA
    Gott möge Sie vor Ihrem Teufel schützen. Rufen Sie mich. Ich werde kommen.
    STAWROGIN
    Hören Sie, Dascha. Falls ich zu Fedka gehe und ihm den Befehl gebe, würden Sie dann auch noch kommen, wenn das Verbrechen verübt ist?
    DASCHA (weinend)
    Oh Nikolai, Nikolai, ich flehe Sie an, bleiben Sie in diesem Zustand nicht allein … gehen Sie zu Tichon im Priesterseminar, er wird Ihnen helfen.
    STAWROGIN
    Schon wieder der!
    DASCHA
    Ja, Tichon. Und danach werde ich auch kommen, ich werde zu Ihnen kommen …
    (Sie eilt weinend hinaus.)
    STAWROGIN
    Sie wird kommen, natürlich wird sie kommen. Mit Entzücken. (Angewidert) Äh!
    [ ALEXEJ [2] (kommt herein)
    Mawriki Nikolajewitsch … wünscht Sie zu sehen.
    STAWROGIN
    Der? Was kann er … (Lächelt hochmütig) Bitte sehr.
    ( MAWRIKI tritt ein. ALEXEJ geht ab. Beim Anblick von STAWROGIN s Lächeln hält MAWRIKI inne, als wollte er umkehren. Aber STAWROGIN wechselt den Gesichtsausdruck, jetzt schaut er ehrlich überrascht, hält ihm die Hand hin, die MAWRIKI nicht nimmt. Wieder lächelt STAWROGIN , aber höflich.)
    STAWROGIN
    Bitte, setzen Sie sich.
    ( MAWRIKI setzt sich auf einen Stuhl, STAWROGIN nimmt schräg auf dem Sofa Platz. Einen Augenblick lang mustert STAWROGIN seinen Besucher, der zu zögern scheint. Dann redet er unvermittelt.)
    MAWRIKI
    Wenn Sie können, dann heiraten Sie Lisa Nikolajewna.
    ( STAWROGIN sieht ihn mit unveränderter Miene an. MAWRIKI starrt zurück.)
    STAWROGIN (nach einer Pause)
    Wenn ich mich nicht irre, ist Lisa Nikolajewna Ihre Verlobte?
    MAWRIKI
    Ja, offiziell sind wir verlobt.
    STAWROGIN
    Haben Sie miteinander gebrochen?
    MAWRIKI
    Nein. Sie liebt und achtet mich, das sind ihre eigenen Worte. Und ihre Worte sind für mich das Kostbarste.
    STAWROGIN
    Das verstehe ich.
    MAWRIKI
    Aber ich weiß eins: Wenn sie in der Kirche steht, vor dem Altar, im Brautkleid, und Sie rufen sie, dann lässt sie mich stehen, mich und die anderen, und folgt Ihnen.
    STAWROGIN
    Irren Sie sich da nicht?
    MAWRIKI
    Nein, sie sagt, sie hasse Sie, und sie meint es ernst. Aber im Innersten liebt sie Sie bis zum Wahnsinn. Und mich, den sie zu lieben vorgibt, hasst sie dann rasend.
    STAWROGIN
    Ich muss schon sagen, ich bin einigermaßen überrascht, wie Sie über Lisa Nikolajewna verfügen. Hat Sie sie dazu bevollmächtigt?
    MAWRIKI
    Abscheuliche Reden. Rachsucht und Triumph. Aber ich habe keine Angst, mich noch weiter zu erniedrigen. Nein, ich habe weder Vollmacht noch Auftrag. Lisa weiß nicht, dass ich hier bin, um Ihnen zu sagen, dass nur Sie sie glücklich machen können und meinen Platz vor dem Altar einnehmen müssen. Abgesehen davon kann ich jetzt, da das gesagt ist, weder Lisa heiraten noch mich selber ertragen.
    STAWROGIN
    Falls ich sie heirate, bringen Sie sich dann nach der Hochzeit um?
    MAWRIKI
    Nein. Viel später. Vielleicht

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