Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
Vom Netzwerk:
kippt zurück, sie ist tot.)
    Lisa, liebste Lisa, ich folge dir nach!]
    Dunkel
    DER ERZÄHLER
    Während man Stepan Trofimowitsch, der auf den Landstraßen herumirrte, überall suchte wie einen gestürzten König, überschlugen sich die Ereignisse. Schatows Frau, Marja Schatowa, kam nach dreijähriger Abwesenheit zurück. Doch was Schatow für einen Neuanfang hielt, war in Wirklichkeit ein Ende.
    Achtzehntes Bild
    ( MARJA SCHATOWA steht in Schatows Zimmer, eine Reisetasche in der Hand.)
    MARJA
    Ich werde nur kurz bleiben, bis ich Arbeit gefunden habe. Aber bitte, falls ich störe, sagen Sie es mir sofort, wie ein ehrlicher Mann. Dann verkaufe ich etwas und gehe ins Hotel. (Sie setzt sich auf das Bett.)
    SCHATOW
    Marja, sprich nicht vom Hotel. Du bist hier zu Hause.
    MARJA
    Nein, bin ich nicht. Wir haben uns vor drei Jahren getrennt. Bilden Sie sich nicht ein, dass ich das etwa bereue und neu anfangen will.
    SCHATOW
    Nein, nein, das hat keinen Zweck. Es macht auch nichts. Du bist der einzige Mensch, der mir jemals gesagt hat, dass er mich liebt. Das genügt mir. Du tust, was du willst, du bist da.
    MARJA
    Ja, Sie sind ein guter Mensch. Ich bin hierhergekommen, weil ich Sie immer für einen guten Menschen gehalten habe, der über diesen ganzen Schurken steht …
    SCHATOW
    Marja, hör her, du siehst müde aus. Bitte sei nicht böse … Willst du vielleicht ein Tässchen Tee? Tee tut immer gut. Willst du?
    MARJA
    Ja bitte, ich will. Sie sind immer noch genauso kindisch. Geben Sie mir Tee, wenn Sie welchen haben. Es ist so kalt hier.
    SCHATOW
    Ja, ja, du bekommst Tee.
    MARJA
    Haben Sie keinen hier?
    SCHATOW
    Doch gleich, gleich. (Geht hinaus und klopft bei KIRILLOW an) Können Sie mir mit etwas Tee aushelfen?
    KIRILLOW
    Kommen Sie herein und trinken Sie eine Tasse mit!
    SCHATOW
    Nein. Meine Frau ist gekommen …
    KIRILLOW
    Ihre Frau?
    SCHATOW (stotternd, den Tränen nah)
    Kirillow, Kirillow, wir haben in Amerika so viel zusammen durchgemacht.
    KIRILLOW
    Ja, ja, Moment. (Er verschwindet und kommt mit einem Tablett zurück.) Hier bitte. Und da, ein Rubel.
    SCHATOW
    Morgen bekommen Sie ihn zurück! Ach, Kirillow!
    KIRILLOW
    Nein, nein, es ist gut, dass sie wieder da ist und Sie sie immer noch lieben. Gut, dass Sie bei mir angeklopft haben. Wenn Sie irgendetwas benötigen, fragen Sie mich, egal wann. Ich werde an Sie und Ihre Frau denken.
    SCHATOW
    Was für ein wunderbarer Mensch Sie wären, wenn Sie Ihre schrecklichen Ideen ablegen könnten.
    ( KIRILLOW geht schroff. SCHATOW schaut ihm nach. Jemand klopft. LJAMSCHIN tritt herein.)
    SCHATOW
    Ich kann Sie nicht empfangen.
    LJAMSCHIN
    Ich habe Ihnen etwas auszurichten. Werchowenski lässt bestellen, dass alles in Ordnung ist. Sie sind frei.
    SCHATOW
    Wirklich?
    LJAMSCHIN
    Ja, ganz und gar frei. Sie brauchen nur noch Liputin zu zeigen, wo die Druckpresse vergraben ist. Ich hole Sie morgen früh um genau sechs Uhr ab, vor Tagesanbruch.
    SCHATOW
    Ich werde kommen. Lassen Sie mich jetzt allein. Meine Frau ist da.
    ( LJAMSCHIN geht. SCHATOW kehrt in sein Zimmer zurück. MARJA ist eingeschlafen. Er stellt das Tablett auf den Tisch und betrachtet sie.)
    Oh! Du bist so schön!
    MARJA (wacht auf)
    Warum haben Sie mich einschlafen lassen? Ich liege auf Ihrem Bett. Ah!
    (Sie wirft sich in einem Schmerzanfall nach hinten und nimmt SCHATOW s Hand.)
    SCHATOW
    Du hast Schmerzen, Geliebte. Ich rufe einen Arzt … Wo tut es weh? Soll ich dir Umschläge machen?
    MARJA
    Was? Was meinen Sie …
    SCHATOW
    Nichts … Ich verstehe dich nicht.
    MARJA
    Nein, nein, es ist schon vorbei … Stehen Sie nicht so da. Erzählen Sie mir etwas, zum Beispiel von Ihren neuen Ideen. Was predigen Sie so zurzeit? Sie können das Predigen nicht lassen, es gehört zu Ihrem Wesen.
    SCHATOW
    Ja … Das heißt … Ich predige Gott.
    MARJA
    Ohne an ihn zu glauben. (Erneuter Anfall.) Ich ertrage Sie nicht, ich halte Sie nicht aus!
    (Sie stößt SCHATOW , der sich über das Bett gebeugt hat, zurück.)
    SCHATOW
    Marja, ich tue alles, was du willst … Ich stehe nicht mehr herum … Ich erzähle.
    MARJA
    Sehen Sie denn nicht, dass es angefangen hat?
    SCHATOW
    Angefangen? Was denn?
    MARJA
    Sehen Sie nicht, dass das Wehen sind? Verflucht sei dieses Kind! ( SCHATOW steht auf.) Wohin gehen Sie, wohin gehen Sie? Ich verbiete Ihnen …
    SCHATOW
    Ich bin gleich wieder da. Wir brauchen Geld, eine Hebamme … Oh, Marja! Kirillow! Kirillow!
    Dunkel
    (Langsam graut der Tag.)
    SCHATOW
    Sie ist nebenan, mit dem

Weitere Kostenlose Bücher