Saemtliche Dramen
Kleinen.
MARJA
Er ist so schön.
SCHATOW
So eine Freude!
MARJA
Wie werde ich ihn nennen?
SCHATOW
Schatow. Er ist mein Sohn. Lass mich deine Kissen aufschütteln.
MARJA
Nicht! Du bist ungeschickt.
(Er gibt sich Mühe. MARJA SCHATOWA , ohne ihn anzusehen.)
Beugen Sie sich über mich!
(Er gehorcht.)
Tiefer! Näher!
(Sie legt ihm die Hand um den Hals und küsst ihn.)
SCHATOW
Marja! Meine Liebste!
MARJA (dreht sich jäh zur anderen Seite)
Ah! Nikolai Stawrogin ist ein Lump!
(Sie bricht in Tränen aus. SCHATOW streichelt sie und redet leise auf sie ein.)
SCHATOW
Marja, jetzt ist alles gut. Wir drei werden zusammenleben, du und ich gehen arbeiten …
MARJA (wirft sich in seine Arme)
Ja, wir werden arbeiten und vergessen, mein Liebster …
(Man klopft an die Eingangstür.)
Wer ist das?
SCHATOW
Ich hatte ganz vergessen. Marja, ich muss kurz ausgehen. Eine halbe Stunde, mehr nicht.
MARJA
Du willst mich alleinlassen? Wir haben gerade wieder zueinander gefunden, und du lässt mich allein …
SCHATOW
Zum letzten Mal. Danach bleiben wir für immer zusammen und vergessen für immer die schreckliche Vergangenheit.
( SCHATOW küsst sie, nimmt seine Mütze und zieht sacht die Tür zu. Im Gemeinschaftsraum wartet LJAMSCHIN .)
Ljamschin, mein Freund, sind Sie jemals im Leben glücklich gewesen?
Dunkel
( LJAMSCHIN und SCHATOW treten vor den Vorhang, der die Straße darstellt. LJAMSCHIN bleibt stehen und zögert.)
SCHATOW
Was ist? Worauf warten Sie noch?
(Sie gehen.)
Dunkel
Neunzehntes Bild
(Im Wald von Brykowo. SCHIGALEW und WIRGINSKI sind bereits da, als PJOTR WERCHOWENSKI mit dem SEMINARISTEN und LIPUTIN eintrifft.)
PJOTR (hebt die Laterne hoch und schaut ihnen ins Gesicht)
Ich hoffe, Sie haben unsere Abmachung nicht vergessen.
WIRGINSKI
Hören Sie. Ich weiß, dass Schatows Frau heute Nacht zu ihm zurückgekommen ist und ein Kind geboren hat. Wer auch nur ein bisschen Menschenkenntnis besitzt, der weiß, dass er auf keinen Fall mehr an Verrat denkt. Er ist glücklich. Vielleicht können wir darauf verzichten.
PJOTR
Wenn Sie auf einmal glücklich wären, würden Sie auf etwas verzichten, das Sie gerecht und notwendig finden?
WIRGINSKI
Nein. Ganz sicher nicht. Aber …
PJOTR
Wären Sie lieber unglücklich als feige?
WIRGINSKI
Ganz sicher … ja.
PJOTR
Na bitte! Schatow empfindet diesen Verrat als gerecht und notwendig, und außerdem: Was ist so Glücksbringendes daran, dass seine Frau nach dreijähriger Abwesenheit ein Kind von Stawrogin zur Welt gebracht hat?
WIRGINSKI (heftig)
Ja, aber ich bin dagegen. Wir werden sein Ehrenwort verlangen, mehr nicht.
PJOTR
Um von Ehre zu sprechen, muss man im Sold der Regierung stehen.
LIPUTIN
Wie können Sie es wagen? Von uns steht keiner im Sold der Regierung!
PJOTR
Sie selber vielleicht … Gekaufte Verräter haben im Augenblick der Gefahr immer Angst.
SCHIGALEW
Genug jetzt, ich will etwas sagen. Seit gestern Abend habe ich methodisch über diesen Mord nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass er unnütz, leichtfertig und persönlich motiviert ist. Sie hassen Schatow, weil er Sie verachtet und Sie beschimpft hat. Eine rein persönliche Angelegenheit. Aber Persönlichkeit bedeutet Despotismus. Also gehe ich jetzt. Nicht aus Angst vor der Gefahr oder aus Freundschaft für Schatow, sondern weil dieser Mord im Widerspruch zu meinem System steht. Leben Sie wohl. Denunzieren werde ich Sie nicht, das wissen Sie.
(Er dreht sich um und geht.)
PJOTR
Lassen Sie ihn laufen! Den nehmen wir uns später vor. Ich muss Ihnen erzählen, dass Schatow seine Absicht, uns zu denunzieren, bereits Kirillow mitgeteilt hat, und der hat es mir weitergegeben, aus Empörung. Jetzt wissen Sie alles. Und nicht vergessen, Sie haben den Eid geschworen. (Sie sehen einander an.) Gut. Ich erinnere Sie daran, hinterher werfen wir ihn in den Teich und trennen uns. Morgen breche ich nach Sankt Petersburg auf. Sie hören dann bald von mir. (Ein Pfiff. Nach kurzem Zögern erwidert LIPUTIN ihn.) Wir müssen uns verstecken.
(Alle außer LIPUTIN verstecken sich. LJAMSCHIN und SCHATOW kommen herbei.)
SCHATOW
Na? Sind Sie stumm? Wo ist Ihre Hacke? Keine Angst. Hier ist weit und breit kein Mensch. Eine Kanone könnte man abfeuern, ohne dass es in der Vorstadt zu hören wäre. Hier. (Er tippt mit dem Fuß auf den Boden.) Genau hier.
(Der SEMINARIST und LIPUTIN tauchen hinter ihm auf, packen ihn bei den Ellbogen und werfen ihn zu Boden. PJOTR WERCHOWENSKI setzt
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