Sämtliche Dramen
Frauensleute wie das liebe Vieh verkaufen, so wird noch die ganze Welt braunen und weißen Bastard trinken.
Herzog
. O Himmel! Was haben wir hier für Zeug! –
Pompejus
. Mit der lustigen Welt ist’s zu Ende, seit sie von zwei Wucherern dem lustigsten sein Handwerk gelegt hat und dem schlimmsten von Gerichts wegen einen Pelzrock zuerkannt, um sich warm zu halten; und noch dazu gefüttert mit Lämmerfell und verbrämt mit Fuchs, um anzudeuten, daß List besser fortkommt als Unschuld.
Elbogen
. Geht Eurer Wege, Freund! Gott grüß’ Euch, guter Vater Bruder!
Herzog
. Und Euch, werter Bruder Vater! Was hat Euch dieser Mann zu Leide getan, Herr? –
Elbogen
. Dem Gesetze hat er etwas zu Leide getan, Herr; und obendrein, Herr, halten wir ihn für einen Dieb; denn wir haben einen ganz besondern Dietrich bei ihm gefunden, Herr, den wir an den Statthalter eingeschickt haben.
Herzog
.
Pfui, Schuft, ein Kuppler, ein verruchter Kuppler! –
Die Sünde, die dein Beistand fördern hilft,
Verschafft dir Unterhalt. Denk’, was das heißt,
Den Wanst sich füllen, sich den Rücken kleiden
Mit so unsauberm Laster! Sprich zu dir:
Von ihrem schändlich viehischen Verkehr
Trink’ ich und esse, kleide mich und lebe: –
Und glaubst du wohl, dein Leben sei ein Leben,
Wenn es so stinkt zum Himmel? Geh! Tu’ Buße! –
Pompejus
. Freilich, auf gewisse Weise stinkt es, Herr; aber doch, Herr, könnt’ ich beweisen, ...
Herzog
.
Ja, gibt der Teufel dir Beweis für Sünde,
Bist du ihm überwiesen. – Führt ihn fort;
Zucht und Ermahnung müssen wirksam sein,
Eh’ solch ein störrig Vieh sich bessert.
Elbogen
. Er muß vor den Statthalter, Herr, der hat ihn gewarnt; der Statthalter kann solch Hurenvolk nicht ausstehn; wenn er dergleichen Hurenhändlerhandwerk treibt und kommt vor ihn, da wäre ihm besser eine Meile weiter.
Herzog
.
So mancher scheint von allen Fehlern rein;
Oh, wär’ er’s auch! Und jeder Fehl vom Schein! –
Lucio kommt.
Elbogen
. Sein Hals wird’s nun bald machen wie Euer Leib, Herr: ein Strick darum.
Pompejus
. Da wittre ich Rettung – ich rufe mir einen Bürgen; hier kommt ein Edelmann, ein Freund von mir.
Lucio
. Was macht mein edler Pompejus? Was, an Cäsars Fersen? Wirst du im Triumph aufgeführt? Was? Wo sind nun deine Pygmalionsbilder, deine neugebacknen Weiber, die einem eine Hand in die Tasche stecken und sie als Faust wieder heraus ziehn? Was hast du für eine Replik, he? Wie gefällt dir diese Melodie, Manier und Methode? Ist sie nicht im letzten Regen ersoffen? Nun, was sagst du, Pflastertreter? Ist die Welt noch, wie sie war, mein Guter? Wie heißt nun dein Lied? Geht’s betrübt und einsilbig? Oder wie? Was ist der Humor davon? –
Herzog
. Immer so und wieder so! Immer schlimmer!
Lucio
. Wie geht’s meinem niedlichen Schätzchen, deiner Frau? Verschafft sie noch immer Kunden, he?
Pompejus
. I nun, Herr, sie war mit ihrem Vorrat von gesalznem Fleisch zu Ende, nun hat sie sich selbst in die Beize begeben.
Lucio
. Ei, recht so; so gehört sich’s; so muß es sein: Eure Fische immer frisch, Eure Hökerin in der Lauge: so ist’s der Welt Lauf, so muß es sein. Begibst du dich ins Gefängnis, Pompejus?
Pompejus
. Ja, mein’ Seel’, Herr.
Lucio
. Ei, das läßt sich hören, Pompejus! Glück zu! – Geh, sag, ich hätte dich hingeschickt; Schulden halber, Pompejus; oder vielleicht –
Elbogen
. Weil er ein Kuppler ist, weil er ein Kuppler ist.
Lucio
. Schön! Darum ins Gefängnis mit ihm; wenn sich das Gefängnis für einen Kuppler gehört, dann geschieht ihm ja sein Recht; ein Kuppler ist er unleugbar, und zwar von alters her: ein geborner Kuppler. Leb wohl, teurer Pompejus, empfehlt mich dem Gefängnis; Ihr werdet wohl nun ein guter Haushalter werden, denn man wird Euch zu Hause halten.
Pompejus
. Ich hoffe doch, Euer Hochgeboren wird für mich Bürge sein? –
Lucio
. Nein, wahrhaftig, das werd’ ich nicht, Pompejus; das ist jetzt nicht Mode. Ich will mich für dich verwenden, daß man dich noch länger sitzen läßt; wenn du dann die Geduld verlierst, so zeigst du, daß du Haare auf den Zähnen hast. Leb wohl, beherzter Pompejus! – Guten Abend, Pater! –
Herzog
. Gleichfalls.
Lucio
. Schminkt sich Brigittchen noch immer, Pompejus?
Elbogen
. Fort mit Euch! Kommt jetzt! –
Pompejus
. Ihr wollt also dann nicht Bürge sein, Herr?
Lucio
. Weder dann noch jetzt. – Was gibt’s auswärts Neues, Pater? – Was gibt’s Neues? –
Elbogen
. Fort mit Euch!
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