Sämtliche Dramen
oder vier Stück schwarzen Atlas hat er ihn in unsre Gesellschaft eingeschwärzt. Dann haben wir hier den jungen Schwindlich, und den jungen Herrn Fluchmaul, und Herrn Kupfersporn, und Herrn Hungerdarm, den Dolch- und Degenmann, und den jungen Fegesack, der den lustigen Pudding tot schlug; und Junker Stichfest, den Klopffechter, und den schmucken Herrn Schuhriem, den weitgereisten; und den wilden Halbnösel, der dem Krug den Garaus machte, und ich glaube ihrer vierzig mehr; lauter tapfre Leute in unsrer Hantierung, und werden jetzt heimgesucht um des Herrn willen.
Grauslich kommt.
Grauslich
. Fort Kerl! Hol’ uns Bernardin her! –
Pompejus
. Meister Bernardin! Ihr müßt wach werden und Euch hängen lassen! Meister Bernardin! –
Grauslich
. He, holla! Bernardin! –
Bernardin
. Daß Euch das Donnerwetter übern Hals käme! Wer macht den Lärm da? Wer seid Ihr?
Pompejus
. Euer guter Freund, mein Herr, der Henker! Ihr müßt so gut sein, mein Herr, und aufstehn und Euch hinrichten lassen!
Bernardin
. Fort, du Schurke, fort, sag’ ich, ich will schlafen.
Grauslich
. Sag ihm, er muß wach werden, und das gleich.
Pompejus
. Bitt’ Euch, Meister Bernardin, werdet nur wach, bis man Euch hingerichtet hat, nachher könnt Ihr weiter schlafen.
Grauslich
. Geh hinein und hol’ ihn heraus!
Pompejus
. Er kommt schon, Herr, er kommt schon; ich höre sein Stroh rascheln.
Bernardin tritt auf.
Grauslich
. Ist das Beil auf dem Block, du?
Pompejus
. Fix und fertig, Herr.
Bernardin
. Nun, Grauslich? Was habt Ihr vor?
Grauslich
. Im Ernst, Freund, macht Euch dran und haspelt Euer Gebet herunter; denn, seht Ihr, der Befehl ist da.
Bernardin
. Ihr Schurke, ich habe die ganze Nacht durch gesoffen; es ist mir ungelegen.
Pompejus
. Ei desto besser; wenn er die ganze Nacht durch gesoffen hat, und man hängt ihn den Morgen früh, da hat er den andern Tag, um auszuschlafen.
Der Herzog kommt.
Grauslich
. Seht, Freund, da kommt Euer Beichtvater. Meint Ihr noch, es sei Spaß? He!
Herzog
. Mein Freund, ich hörte, wie bald Ihr die Welt verlassen müßt, und kam aus christlicher Nächstenliebe, Euch zu ermahnen, zu trösten und mit Euch zu beten.
Bernardin
. Pater, daraus wird nichts. Ich habe die ganze Nacht scharf gesoffen und muß mehr Zeit haben mich zu besinnen, sonst sollen sie mir das Hirn mit Keulen herausschlagen. Ich tu’s nicht, daß ich mich heut hinrichten lasse; dabei bleibt’s.
Herzog
. O Freund, Ihr müßt; und darum bitt’ ich Euch, schaut vorwärts auf den Weg, der Euch bevorsteht.
Bernardin
. Ich schwöre aber, daß kein Mensch mich dazu bringen soll, heut zu sterben.
Herzog
. So hört nur!
Bernardin
. Nicht ein Wort! Wenn Ihr mir was zu sagen habt, kommt in mein Gefängnis, denn ich will heut keinen Schritt heraustun. Ab.
Der Schließer kommt zurück.
Herzog
.
Ganz unbereit
Zum Leben wie zum Tod. O steinern Herz! –
Ihm nach, Gesellen, führt ihn hin zum Block!
Grauslich und Pompejus ab.
Schliesser
.
Nun, Herr, wie fandet Ihr den Delinquenten?
Herzog
.
Durchaus verstockt, unfertig für den Tod;
In der Verfassung ihn hinauszuführen
Wäre verdammlich.
Schliesser
.
Hier im Kerker, Vater,
Starb diesen Morgen grad’ am hitz’gen Fieber
Ragozyn, ein berüchtigter Pirat,
Ein Mann von Claudios Alter: Bart und Haare
Genau von gleicher Farbe. Sagt, wie wär’s,
Wenn wir dem Mörder Zeit zur Buße gönnten,
Und täuschten den Regenten mit dem Kopf
Des Ragozyn, der mehr dem Claudio gleicht? –
Herzog
.
Das ist ein Glücksfall, den der Himmel sendet:
Verfügt es augenblicks; es naht die Zeit,
Die Angelo bestimmt. Mit Pünktlichkeit
Vollzieht den Auftrag, während ich durch Lehre
Den Rohen dort zu reu’gem Tod bekehre.
Schliesser
.
Das soll geschehn, Ehrwürd’ger, unverzüglich;
Doch Bernardin muß diesen Abend sterben.
Und wie verfährt man weiter nun mit Claudio
Und wendet die Gefahr, die mich bedroht,
Wird es bekannt, daß er noch lebt?
Herzog
.
Verfügt es so: bringt in geheime Haft
Bernardin so wie Claudio; eh’ die Sonne
Zweimal in ihrem Tageslauf gegrüßt
Die untern Erdbewohner, findet Ihr
Vollkommne Sicherstellung.
Schliesser
.
Ich tu’ mit Freuden, wie Ihr sagt.
Herzog
.
So eilt,
Besorgt’s, und schickt das Haupt dem Angelo!
Schließer ab.
Nun schreib’ ich Briefe gleich dem Angelo
(Der Schließer bringt sie ihm), nach deren Inhalt
Ihm Meldung wird, ich sei der Heimat nah,
Und daß ein wicht’ger Anlaß mich bestimmt
Zu öffentlichem
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