Sämtliche Werke
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Marie! Marie!
Beaumarchais (auffahrend) .
Das ist seine Stimme! Wer ruft Marie? Wie mit dem Klang der Stimme sich eine glühende Wut in meine Adern goss!
Clavigo .
Ich bin’s.
Beaumarchais (wild hinsehend und nach dem Degen greifend. Guilbert hält ihn) .
Clavigo .
Ich fürchte deine glühenden Augen nicht, nicht die Spitze deines Degens! Sieh hierher, dieses geschlossene Auge, diese gefalteten Hände!
Beaumarchais .
Zeigst du mir das? (Er reißt sich los, dringt auf Clavigo ein, der zeiht, sie fechten, Beaumarchais stößt ihm den Degen in die Brust.)
Clavigo (sinkend) .
Ich danke dir, Bruder! Du vermählst uns. (Er sinkt auf den Sarg.)
Beaumarchais (ihn wegreißend) .
Weg von dieser Heiligen, Verdammter!
Clavigo .
Weh! (Die Träger halten ihn.)
Beaumarchais .
Blut! Blick’ auf, Marie, blick’ auf deinen Brautschmuck und dann schließ deine Augen auf ewig. Sieh, wie ich deine Ruhestätte geweiht habe mit dem Blute deines Mörders! Schön! Herrlich!
Sophie kommt.
Sophie .
Bruder! Gott! Was gibt’s?
Beaumarchais .
Tritt näher, Liebe, und schau’. Ich hoffte, ihre Brautbett mit Rosen zu bestreuen – sieh die Rosen, mit denen ich sie ziere auf ihrem Weg zum Himmel.
Sophie .
Wir sind verloren!
Clavigo .
Rette dich, Unbesonnener! Rette dich, eh’ der Tag anbricht. Gott, der dich zum Rächer sandte, begleite dich! – Sophie – vergib mir! – Bruder – Freunde, vergebt mir!
Beaumarchais .
Wie sein fließendes Blut alle die glühende Rache meines Herzens auslöscht! Wie mit seinem wegfliehenden Leben meine Wut verschwindet! (Auf ihn losgehend.) Stirb, ich vergebe dir!
Clavigo .
Deine Hand! Und deine, Sophie! Und Eure! (Buenco zaudert.)
Sophie .
Gib sie ihm, Buenco.
Clavigo .
Ich danke dir! Du bist die alte. Ich danke euch! Und wenn du noch hier diese Stätte umschwebst, Geist meiner Geliebten, schau’ herab, sieh diese himmlische Güte, sprich deinen Segen dazu und vergib mir auch! – Ich komme! Ich komme! – Rette dich, mein Bruder! Sagt mir, vergab sie mir? Wie starb sie?
Sophie .
Ihr letztes Wort war dein unglücklicher Name. Sie schied weg ohne Abschied von uns.
Clavigo .
Ich will ihr nach und ihr den eurigen bringen.
Carlos. Ein Bedienter.
Carlos .
Clavigo? Mörder!
Clavigo .
Höre mich, Carlos! Du siehst hier die Opfer deiner Klugheit – Und nun, um des Blutes willen, in dem mein Leben unaufhaltsam dahin fließt! Rette meinen Bruder –
Carlos .
Mein Freund! Ihr steht da? Lauft nach Wundärzten! (Bedienter ab.)
Clavigo .
Es ist vergebens. Rette! Rette den unglücklichen Bruder! – Deine Hand darauf! Sie haben mir vergeben, und so vergeb’ ich dir. Du begleitest ihn bis an die Grenze, und – ah!
Carlos (mit dem Fuß stampfend) .
Clavigo! Clavigo.
Clavigo (sich dem Sarg nähernd, auf den sie ihn niederlassen) .
Marie! Deine Hand! (Er entfaltet ihre Hände und fasst die rechte.)
Sophie (zu Beaumarchais) .
Fort, Unglücklicher! Fort!
Clavigo .
Ich hab’ ihre Hand! Ihre kalte Totenhand! Du bist die Meinige – Und noch diesen Bräutigamskuss. Ah!
Sophie .
Er stirbt. Rette dich, Bruder!
Beaumarchais (fällt Sophie um den Hals) .
Sophie (umarmt ihn, indem sie zugleich eine Bewegung macht, ihn zu entfernen) .
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Johann Wolfgang Goethe
Egmont
entstanden 1775-78, veröffentlicht 1788,
uraufgeführt am 31.3.1791 in Weimar
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e g m o n t
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Personen
Erster Aufzug
Zweiter Aufzug
Dritter Aufzug
Vierter Aufzug
Fünfter Aufzug
Personen
Margarete von Parma, Tochter Karls des Fünften, Regentin der Niederlande.
Graf Egmont, Prinz von Gaure.
Wilhelm von Oranien.
Herzog von Alba.
Ferdinand, sein natürlicher Sohn.
Machiavell, im Dienste der Regentin.
Richard, Egmonts Geheimschreiber.
Silva,
Gomez, unter Alba dienend.
Klärchen, Egmonts Geliebte.
Ihre Mutter.
Brackenburg, ein Bürgerssohn,
Soest, Krämer,
Jetter, Schneider,
Zimmermann,
Seifensieder, Bürger von Brüssel.
Buyck, Soldat unter Egmont.
Ruysum, Invalide und taub.
Vansen, ein Schreiber.
Volk, Gefolge, Wachen usw.
Erster Aufzug
Armbrustschießen
( Soldaten und Bürger mit Armbrüsten.)
( Jetter , Bürger von Brüssel, Schneider, tritt vor und spannt die Armbrust. Soest , Bürger von Brüssel, Krämer.)
Soest .
Nun schießt nur hin, dass es alle wird! Ihr nehmt mir’s doch nicht! Drei Ringe schwarz, die habt Ihr Eure Tage nicht geschossen. Und so wär’ ich für dies Jahr Meister.
Jetter .
Meister und König
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