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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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von Otahaiti –
    Missionärisiert ist jene –
    Die ich meine, die ist wild,
    Eine ungezähmte Schöne.
    Zweimal in der Woche zeigt sie
    Öffentlich sich ihrem Volke
    In dem Garten Mabill, tanzt
    Dort den Cancan, auch die Polke.
    Majestät in jedem Schritte,
    Jede Beugung Huld und Gnade,
    Eine Fürstin jeder Zoll
    Von der Hüfte bis zur Wade –
    Also tanzt sie – und es blasen
    Liebesgötter die Fanfare
    Mir im Herzen, rufen: »Heil!
    Heil der Königin Pomare!«
    2.
    Sie tanzt. Wie sie das Leibchen wiegt!
    Wie jedes Glied sich zierlich biegt!
    Das ist ein Flattern und ein Schwingen,
    Um wahrlich aus der Haut zu springen.
    Sie tanzt. Wenn sie sich wirbelnd dreht
    Auf einem Fuß, und stillesteht
    Am End’ mit ausgestreckten Armen.
    Mag Gott sich meiner Vernunft erbarmen!
    Sie tanzt. Derselbe Tanz ist das,
    Den einst die Tochter Herodias’
    Getanzt vor dem Judenkönig Herodes.
    Ihr Auge sprüht wie Blitze des Todes.
    Sie tanzt mich rasend – ich werde toll –
    Sprich, Weib, was ich dir schenken soll?
    Du lächelst? Heda! Trabanten! Läufer!
    Man schlage ab das Haupt dem Täufer!
    3.
    Gestern noch fürs liebe Brot
    Wälzte sie sich tief im Kot,
    Aber heute schon mit vieren
    Fährt das stolze Weib spazieren.
    In die seidnen Kissen drückt
    Sie das Lockenhaupt, und blickt
    Vornehm auf den großen Haufen
    Derer, die zu Fuße laufen.
    Wenn ich dich so fahren seh,
    Tut es mir im Herzen weh!
    Ach, es wird dich dieser Wagen
    Nach dem Hospitale tragen,
    Wo der grausenhafte Tod
    Endlich endigt deine Not,
    Und der Carabin mit schmierig
    Plumper Hand und lernbegierig
    Deinen schönen Leib zerfetzt,
    Anatomisch ihn zersetzt –
    Deine Rosse trifft nicht minder
    Einst zu Montfaucon der Schinder.
    4.
    Besser hat es sich gewendet,
    Das Geschick, das dich bedroht’ –
    Gott sei Dank, du hast geendet,
    Gott sei Dank, und du bist tot.
    In der Dachstub’ deiner armen
    Alten Mutter starbest du,
    Und sie schloß dir mit Erbarmen
    Deine schönen Augen zu.
    Kaufte dir ein gutes Leilich,
    Einen Sarg, ein Grab sogar.
    Die Begräbnisfeier freilich
    Etwas kahl und ärmlich war.
    Keinen Pfaffen hört’ man singen,
    Keine Glocke klagte schwer;
    Hinter deiner Bahre gingen
    Nur dein Hund und dein Friseur.
    »Ach, ich habe der Pomare«,
    Seufzte dieser, »oft gekämmt
    Ihre langen schwarzen Haare,
    Wenn sie vor mir saß im Hemd.«
    Was den Hund betrifft, so rannt er
    Schon am Kirchhofstor davon,
    Und ein Unterkommen fand er
    Späterhin bei Ros’ Pompon,
    Ros’ Pompon, der Provenzalin,
    Die den Namen Königin
    Dir mißgönnt und als Rivalin
    Dich verklatscht mit niederm Sinn.
    Arme Königin des Spottes,
    Mit dem Diadem von Kot,
    Bist gerettet jetzt durch Gottes
    Ew’ge Güte, du bist tot.
    Wie die Mutter, so der Vater
    Hat Barmherzigkeit geübt,
    Und ich glaube, dieses tat er,
    Weil auch du soviel geliebt.
    Der Apollogott
1.
    Das Kloster ist hoch auf Felsen gebaut,
    Der Rhein vorüberrauschet;
    Wohl durch das Gitterfenster schaut
    Die junge Nonne und lauschet.
    Da fährt ein Schifflein, märchenhaft
    Vom Abendrot beglänzet;
    Es ist bewimpelt von buntem Taft,
    Von Lorbeern und Blumen bekränzet.
    Ein schöner blondgelockter Fant
    Steht in des Schiffes Mitte;
    Sein goldgesticktes Purpurgewand
    Ist von antikem Schnitte.
    Zu seinen Füßen liegen da
    Neun marmorschöne Weiber;
    Die hochgeschürzte Tunika
    Umschließt die schlanken Leiber.
    Der Goldgelockte lieblich singt
    Und spielt dazu die Leier;
    Ins Herz der armen Nonne dringt
    Das Lied und brennt wie Feuer.
    Sie schlägt ein Kreuz, und noch einmal
    Schlägt sie ein Kreuz, die Nonne;
    Nicht scheucht das Kreuz die süße Qual,
    Nicht bannt es die bittre Wonne.
    2.
    »Ich bin der Gott der Musika,
    Verehrt in allen Landen;
    Mein Tempel hat in Gräcia
    Auf Mont-Parnaß gestanden.
    Auf Mont-Parnaß in Gräcia,
    Da hab ich oft gesessen
    Am holden Quell Kastalia,
    Im Schatten der Zypressen.
    Vokalisierend saßen da
    Um mich herum die Töchter,
    Das sang und klang la-la, la-la!
    Geplauder und Gelächter.
    Mitunter rief tra-ra, tra-ra!
    Ein Waldhorn aus dem Holze;
    Dort jagte Artemisia,
    Mein Schwesterlein, die Stolze.
    Ich weiß es nicht, wie mir geschah:
    Ich brauchte nur zu nippen
    Vom Wasser der Kastalia,
    Da tönten meine Lippen.
    Ich sang – und wie von selbst beinah
    Die Leier klang, berauschend;
    Mir war, als ob ich Daphne sah,
    Aus Lorbeerbüschen lauschend.
    Ich sang – und wie Ambrosia
    Wohlrüche sich ergossen,
    Es war von einer Gloria
    Die ganze Welt umflossen.
    Wohl tausend Jahr’

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