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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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das spanische Quartier,
    Wo Fanfaren ihn begrüßten.
    Wie das Festspiel war betitelt,
    Weiß ich nicht. Es hieß vielleicht:
    »Span’sche Treue!«, doch der Autor
    Nannt sich Don Fernando Cortez.
    Dieser gab das Stichwort – plötzlich
    Ward der König überfallen,
    Und man band ihn und behielt ihn
    In der Burg als eine Geisel.
    Aber Montezuma starb,
    Und da war der Damm gebrochen,
    Der die kecken Abenteurer
    Schützte vor dem Zorn des Volkes.
    Schrecklich jetzt begann die Brandung –
    Wie ein wild empörtes Meer
    Tosten, rasten immer näher
    Die erzürnten Menschenwellen.
    Tapfer schlugen zwar die Spanier
    Jeden Sturm zurück. Doch täglich
    Ward berennt die Burg aufs neue,
    Und ermüdend war das Kampfspiel.
    Nach dem Tod des Königs stockte
    Auch der Lebensmittel Zufuhr;
    Kürzer wurden die Rationen,
    Die Gesichter wurden länger.
    Und mit langen Angesichtern
    Sahn sich an Hispaniens Söhne,
    Und sie seufzten und sie dachten
    An die traute Christenheimat,
    An das teure Vaterland,
    Wo die frommen Glocken läuten
    Und am Herde friedlich brodelt
    Eine Ollea Potrida,
    Dick verschmoret mit Garbanzos,
    Unter welchen, schalkhaft duftend,
    Auch wohl kichernd, sich verbergen
    Die geliebten Knoblauchwürstchen.
    Einen Kriegsrat hielt der Feldherr,
    Und der Rückzug ward beschlossen;
    In der nächsten Tagesfrühe
    Soll das Heer die Stadt verlassen.
    Leicht gelang’s hineinzukommen
    Einst durch List dem klugen Cortez,
    Doch die Rückkehr nach dem Festland
    Bot fatale Schwierigkeiten.
    Mexiko, die Inselstadt,
    Liegt in einem großen See,
    In der Mitte, flutumrauscht:
    Eine stolze Wasserfestung,
    Mit dem Uferland verkehrend
    Nur durch Schiffe, Flöße, Brücken,
    Die auf Riesenpfählen ruhen;
    Kleine Inseln bilden Furten.
    Noch bevor die Sonne aufging,
    Setzten sich in Marsch die Spanier;
    Keine Trommel ward gerühret,
    Kein Trompeter blies Reveille.
    Wollten ihre Wirte nicht
    Aus dem süßen Schlafe wecken –
    (Hunderttausend Indianer
    Lagerten in Mexiko).
    Doch der Spanier machte diesmal
    Ohne seinen Wirt die Rechnung;
    Noch frühzeit’ger aufgestanden
    Waren heut die Mexikaner.
    Auf den Brücken, auf den Flößen,
    Auf den Furten harrten sie,
    Um den Abschiedstrunk alldorten
    Ihren Gästen zu kredenzen.
    Auf den Brücken, Flößen, Furten,
    Hei! da gab’s ein toll Gelage!
    Rot in Strömen floß das Blut,
    Und die kecken Zecher rangen –
    Rangen Leib an Leib gepreßt,
    Und wir sehn auf mancher nackten
    Indianerbrust den Abdruck
    Span’scher Rüstungsarabesken.
    Ein Erdrosseln war’s, ein Würgen,
    Ein Gemetzel, das sich langsam,
    Schaurig langsam, weiterwälzte,
    Über Brücken, Flöße, Furten.
    Die Indianer sangen, brüllten,
    Doch die Spanier fochten schweigend;
    Mußten Schritt für Schritt erobern
    Einen Boden für die Flucht.
    In gedrängten Engpaßkämpfen
    Boten g’ringen Vorteil heute
    Alteuropas strenge Kriegskunst,
    Feuerschlünde, Harnisch, Pferde.
    Viele Spanier waren gleichfalls
    Schwer bepackt mit jenem Golde,
    Das sie jüngst erpreßt, erbeutet –
    Ach, die gelbe Sündenlast
    Lähmte, hemmte sie im Kampfe,
    Und das teuflische Metall
    Ward nicht bloß der armen Seele,
    Sondern auch dem Leib verderblich.
    Mittlerweile ward der See
    Ganz bedeckt von Kähnen, Barken;
    Schützen saßen drin und schossen
    Nach den Brücken, Flößen, Furten.
    Trafen freilich im Getümmel
    Viele ihrer eignen Brüder,
    Doch sie trafen auch gar manchen
    Hochvortrefflichen Hidalgo.
    Auf der dritten Brücke fiel
    Junker Gaston, der an jenem
    Tag die Fahne trug, worauf
    Konterfeit die heil’ge Jungfrau.
    Dieses Bildnis selber trafen
    Die Geschosse der Indianer;
    Sechs Geschosse blieben stecken
    Just im Herzen – blanke Pfeile,
    Ähnlich jenen güldnen Schwertern,
    Die der Mater dolorosa
    Schmerzenreiche Brust durchbohren
    Bei Karfreitagsprozessionen.
    Sterbend übergab Don Gaston
    Seine Fahne dem Gonzalvo,
    Der zu Tod getroffen gleichfalls
    Bald dahinsank. – Jetzt ergriff
    Cortez selbst das teure Banner,
    Er, der Feldherr, und er trug es
    Hoch zu Roß bis gegen Abend,
    Wo die Schlacht ein Ende nahm.
    Hundertsechzig Spanier fanden
    Ihren Tod an jenem Tage;
    Über achtzig fielen lebend
    In die Hände der Indianer.
    Schwer verwundet wurden viele,
    Die erst später unterlagen.
    Schier ein Dutzend Pferde wurde
    Teils getötet, teils erbeutet.
    Gegen Abend erst erreichten
    Cortez und sein Herr das sichre
    Uferland, ein Seegestade,
    Karg bepflanzt mit Trauerweiden.
    2.
    Nach des Kampfes Schreckenstag,
    Kommt die Spuknacht des

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