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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Gefieder.
    Nach der Heimat meiner Feinde,
    Die Europa ist geheißen,
    Will ich flüchten, dort beginn ich
    Eine neue Karriere.
    Ich verteufle mich, der Gott
    Wird jetzund ein Gottseibeiuns;
    Als der Feinde böser Feind,
    Kann ich dorten wirken, schaffen.
    Quälen will ich dort die Feinde,
    Mit Phantomen sie erschrecken –
    Vorgeschmack der Hölle, Schwefel
    Sollen sie beständig riechen.
    Ihre Weisen, ihre Narren
    Will ich ködern und verlocken;
    Ihre Tugend will ich kitzeln,
    Bis sie lacht wie ein Metze.
    Ja, ein Teufel will ich werden,
    Und als Kameraden grüß ich
    Satanas und Belial,
    Astaroth und Beelzebub.
    Dich zumal begrüß ich, Lilis,
    Sündenmutter, glatte Schlange!
    Lehr mich deine Grausamkeiten
    Und die schöne Kunst der Lüge!
    Mein geliebtes Mexiko,
    Nimmermehr kann ich es retten,
    Aber rächen will ich furchtbar
    Mein geliebtes Mexiko.«

Zweites Buch:
Lamentationen
    ~
    Waldeinsamkeit
    Spanische Atriden
    Der Ex-Lebendige
    Der Ex-Nachtwächter
    Plateniden
    Mythologie
    In Mathildens Stammbuch
    An die Jungen
    Der Ungläubige
    K.-Jammer
    Zum Hausfrieden
    Jetzt wohin?
    Altes Lied
    Solidität
    Alte Rose
    Autodafé
    Lazarus
    ~
    Das Glück ist eine leichte Dirne,
    Und weilt nicht gern am selben Ort;
    Sie streicht das Haar dir von der Stirne
    Und küßt dich rasch und flattert fort.
    Frau Unglück hat im Gegenteile
    Dich liebefest ans Herz gedrückt;
    Sie sagt, sie habe keine Eile,
    Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.
    Waldeinsamkeit
    Ich hab in meinen Jugendtagen
    Wohl auf dem Haupt einen Kranz getragen;
    Die Blumen glänzten wunderbar,
    Ein Zauber in dem Kranze war.
    Der schöne Kranz gefiel wohl allen,
    Doch der ihn trug, hat manchem mißfallen;
    Ich floh den gelben Menschenneid,
    Ich floh in die grüne Waldeinsamkeit.
    Im Wald, im Wald! da konnt ich führen
    Ein freies Leben mit Geistern und Tieren;
    Feen und Hochwild von stolzem Geweih,
    Sie nahten sich mir ganz ohne Scheu.
    Sie nahten sich mir ganz ohne Zagnis,
    Sie wußten, das sei kein schreckliches Wagnis;
    Daß ich kein Jäger, wußte das Reh,
    Daß ich kein Vernunftmensch, wußte die Fee.
    Von Feenbegünstigung plaudern nur Toren –
    Doch wie die übrigen Honoratioren
    Des Waldes mir huldreich gewesen, fürwahr,
    Ich darf es bekennen offenbar.
    Wie haben mich lieblich die Elfen umflattert!
    Ein luftiges Völkchen! das plaudert und schnattert!
    Ein bißchen stechend ist der Blick,
    Verheißend ein süßes, doch tödliches Glück.
    Ergötzten mich mit Maitanz und Maispiel,
    Erzählten mir Hofgeschichten zum Beispiel:
    Die skandalose Chronika
    Der Königin Titania.
    Saß ich am Bache, so tauchten und sprangen
    Hervor aus der Flut, mit ihrem langen
    Silberschleier und flatterndem Haar,
    Die Wasserbacchanten, die Nixenschar.
    Sie schlugen die Zither, sie spielten auf Geigen,
    Das war der famose Nixenreigen;
    Die Posituren, die Melodei,
    War klingende, springende Raserei.
    Jedoch zuzeiten waren sie minder
    Tobsüchtig gelaunt, die schönen Kinder;
    Zu meinen Füßen lagerten sie,
    Das Köpfchen gestützt auf meinem Knie.
    Tällerten, trillerten welsche Romanzen,
    Zum Beispiel das Lied von den drei Pomeranzen,
    Sangen auch wohl ein Lobgedicht
    Auf mich und mein nobeles Menschengesicht.
    Sie unterbrachen manchmal das Gesinge
    Lautlachend, und frugen bedenkliche Dinge,
    Zum Beispiel: »Sag uns, zu welchem Behuf
    Der liebe Gott den Menschen schuf?
    Hat eine unsterbliche Seele ein jeder
    Von euch? Ist diese Seele von Leder
    Oder von steifer Leinwand? Warum
    Sind eure Leute meistens so dumm?«
    Was ich zur Antwort gab, verhehle
    Ich hier, doch meine unsterbliche Seele,
    Glaubt mir’s, ward nie davon verletzt,
    Was eine kleine Nixe geschwätzt.
    Anmutig und schalkhaft sind Nixen und Elfen;
    Nicht so die Erdgeister, sie dienen und helfen
    Treuherzig den Menschen. Ich liebte zumeist
    Die, welche man Wichtelmännchen heißt.
    Sie tragen Rotmäntelchen, lang und bauschig,
    Die Miene ist ehrlich, doch bang und lauschig;
    Ich ließ nicht merken, daß ich entdeckt,
    Warum sie so ängstlich die Füße versteckt.
    Sie haben nämlich Entenfüße
    Und bilden sich ein, daß niemand es wisse.
    Das ist eine tiefgeheime Wund’,
    Worüber ich nimmermehr spötteln kunnt.
    Ach Himmel! wir alle, gleich jenen Zwergen,
    Wir haben ja alle etwas zu verbergen;
    Kein Christenmensch, wähnen wir, hätte entdeckt,
    Wo unser Entenfüßchen steckt.
    Niemals verkehrt ich mit Salamandern,
    Und über ihr Treiben erfuhr ich von andern
    Waldgeistern sehr wenig. Sie huschten mir

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