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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Wolke,
    Ideale Himmelswolke,
    Kann uns nicht kompromittieren.
    Aber tief muß uns empören
    Was wir von der Leda lesen –
    Welche Gans bist du gewesen,
    Daß ein Schwan dich konnt betören!
    In Mathildens Stammbuch
    Hier, auf gewalkten Lumpen, soll ich
    Mit einer Spule von der Gans
    Hinkritzeln ernsthaft halb, halb drollig,
    Versifizierten Firlefanz –
    Ich, der gewohnt mich auszusprechen
    Auf deinem schönen Rosenmund,
    Mit Küssen, die wie Flammen brechen
    Hervor aus tiefstem Herzensgrund!
    O Modewut! Ist man ein Dichter,
    Quält uns die eigne Frau zuletzt,
    Bis man, wie andre Sangeslichter,
    Ihr einen Reim ins Album setzt.
    An die Jungen
    Laß dich nicht kirren, laß dich nicht wirren
    Durch goldne Äpfel in deinem Lauf!
    Die Schwerter klirren, die Pfeile schwirren,
    Doch halten sie nicht den Helden auf.
    Ein kühnes Beginnen ist halbes Gewinnen,
    Ein Alexander erbeutet die Welt!
    Kein langes Besinnen! Die Königinnen
    Erwarten schon kniend den Sieger im Zelt.
    Wir wagen, wir werben! besteigen als Erben
    Des alten Darius Bett und Thron.
    O süßes Verderben! o blühendes Sterben!
    Berauschter Triumphtod zu Babylon!
    Der Ungläubige
    Du wirst in meinen Armen ruhn!
    Von Wonnen sonder Schranken
    Erbebt und schwillt mein ganzes Herz
    Bei diesem Zaubergedanken.
    Du wirst in meinen Armen ruhn!
    Ich spiele mit den schönen
    Goldlocken! Dein holdes Köpfchen wird
    An meine Schulter lehnen.
    Du wirst in meinen Armen ruhn!
    Der Traum will Wahrheit werden,
    Ich soll des Himmels höchste Lust
    Hier schon genießen auf Erden.
    Oh, heil’ger Thomas! Ich glaub es kaum!
    Ich zweifle bis zur Stunde,
    Wo ich den Finger legen kann
    In meines Glückes Wunde.
    K.-Jammer
    Diese graue Wolkenschar
    Stieg aus einem Meer von Freuden;
    Heute muß ich dafür leiden,
    Daß ich gestern glücklich war.
    Ach, in Wermut hat verkehrt
    Sich der Nektar! Ach, wie quälend,
    Katzenjammer, Hundeelend
    Herz und Magen mir beschwert!
    Zum Hausfrieden
    Viele Weiber, viele Flöhe,
    Viele Flöhe, vieles Jucken –
    Tun sich heimlich dir ein Wehe,
    Darfst du dennnoch dich nicht mucken.
    Denn sie rächen, schelmisch lächelnd,
    Sich zur Nachtzeit – Willst du drücken
    Sie ans Herze, lieberöchelnd,
    Ach, da drehn sie dir den Rücken.
    Jetzt wohin?
    Jetzt wohin? Der dumme Fuß
    Will mich gern nach Deutschland tragen;
    Doch es schüttelt klug das Haupt
    Mein Verstand und scheint zu sagen:
    ›Zwar beendigt ist der Krieg,
    Doch die Kriegsgerichte blieben,
    Und es heißt, du habest einst
    Viel Erschießliches geschrieben.‹
    Das ist wahr, unangenehm
    Wär mir das Erschossenwerden;
    Bin kein Held, es fehlen mir
    Die pathetischen Gebärden.
    Gern würd ich nach England gehn,
    Wären dort nicht Kohlendämpfe
    Und Engländer – schon ihr Duft
    Gibt Erbrechen mir und Krämpfe.
    Manchmal kommt mir in den Sinn,
    Nach Amerika zu segeln,
    Nach dem großen Freiheitstall,
    Der bewohnt von Gleichheitsflegeln –
    Doch es ängstet mich ein Land,
    Wo die Menschen Tabak käuen,
    Wo sie ohne König kegeln,
    Wo sie ohne Spucknapf speien.
    Rußland, dieses schöne Reich,
    Würde mir vielleicht behagen,
    Doch im Winter könnte ich
    Dort die Knute nicht ertragen.
    Traurig schau ich in die Höh’,
    Wo viel tausend Sterne nicken –
    Aber meinen eignen Stern
    Kann ich nirgens dort erblicken.
    Hat im güldnen Labyrinth
    Sich vielleicht verirrt am Himmel,
    Wie ich selber mich verirrt
    In dem irdischen Getümmel. –
    Altes Lied
    Du bist gestorben und weißt es nicht,
    Erloschen ist dein Augenlicht,
    Erblichen ist dein rotes Mündchen,
    Und du bist tot, mein totes Kindchen.
    In einer schaurigen Sommernacht
    Hab ich dich selber zu Grabe gebracht;
    Klaglieder die Nachtigallen sangen,
    Die Sterne sind mit zur Leiche gegangen.
    Der Zug, der zog den Wald vorbei,
    Dort widerhallt die Litanei;
    Die Tannen, in Trauermänteln vermummet,
    Sie haben Totengebete gebrummet.
    Am Weidensee vorüber ging’s,
    Die Elfen tanzten inmitten des Rings;
    Sie blieben plötzlich stehn und schienen
    Uns anzuschaun mit Beileidsmienen.
    Und als wir kamen zu deinem Grab,
    Da stieg der Mond vom Himmel herab.
    Er hielt eine Rede. Ein Schluchzen und Stöhnen,
    Und in der Ferne die Glocken tönen.
    Solidität
    Liebe sprach zum Gott der Lieder,
    Sie verlange Sicherheiten,
    Ehe sie sich ganz ergebe,
    Denn es wären schlechte Zeiten.
    Lachend gab der Gott zur Antwort:
    »Ja, die Zeiten sich verändern,
    Und du sprichst jetzt wie ein alter
    Wuchrer, welcher leiht auf Pfändern.
    Ach, ich hab nur eine Leier,
    Doch

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