Sämtliche Werke
möcht erheitern
Dieses gramumflorte Herz,
Doch die Liebesblicke scheitern
An dem Panzer, der von Erz
Nannerl mit dem Riegelhäubchen
Girrt ihn an so muntern Sinns –
»Geh ins Kloster, armes Täubchen«,
Spricht er wie ein Dänenprinz.
Seine Freunde sind vergebens
Zu erlust’gen ihn bemüht,
Singen: »Freue dich des Lebens,
Weil dir noch dein Lämpchen glüht!«
Kann dich nichts zum Frohsinn reizen
Hier in dieser hübschen Stadt,
Die an amüsanten Käuzen
Wahrlich keinen Mangel hat?
Zwar hat sie in jüngsten Tagen
Eingebüßt so manchen Mann,
Manchen trefflichen Choragen,
Den man schwer entbehren kann.
Wär der Maßmann nur geblieben!
Dieser hätte wohl am End’
Jeden Trübsinn dir vertrieben
Durch sein Burzelbaumtalent.
Schelling, der ist unersetzlich!
Ein Verlust vom höchsten Wert!
War als Philosoph ergötzlich
Und als Mime hochgeehrt.
Daß der Gründer der Walhalla
Fortging und zurücke ließ
Seine Manuskripte alle,
Gleichfalls ein Verlust war dies!
Mit Cornelius ging verloren
Auch des Meisters Jüngerschaft;
Hat das Haar sich abgeschoren,
Und im Haar war ihre Kraft.
Denn der kluge Meister legte
Einen Zauber in das Haar,
Drin sich sichtbar oft bewegte
Etwas, das lebendig war.
Tot ist Görres, die Hyäne.
Ob des heiligen Offiz
Umsturz quoll ihm einst die Träne
Aus des Auges rotem Schlitz.
Dieses Raubtier hat ein Sühnchen
Hinterlassen, doch es ist
Nur ein giftiges Kaninchen,
Welches Nonnenfürzchen frißt.
Apropos! Der erzinfame
Pfaffe Dollingerius –
Das ist ungefähr sein Name –
Lebt er noch am Isarfluß?
Dieser bleibt mir unvergeßlich!
Bei dem reinen Sonnenlicht!
Niemals schaut ich solch ein häßlich
Armesünderangesicht.
Wie es heißt, ist er gekommen
Auf die Welt gar wundersam,
Hat den Afterweg genommen,
Zu der Mutter Schreck und Scham.
Sah ihn am Karfreitag wallen
In dem Zug der Prozession,
Von den dunkeln Männern allen
Wohl die dunkelste Person.
Ja, Monacho Monachorum
Ist in unsrer Zeit der Sitz
Der Virorum obscurorum,
Die verherrlicht Huttens Witz.
Wie du zuckst beim Namen Hutten!
Ex-Nachtwächter, wache auf!
Hier die Pritsche, dort die Kutten,
Und wie eh’mals schlage drauf!
Geißle ihre Rücken blutig,
Wie einst tat der Ullerich;
Dieser schlug so rittermutig,
Jene heulten fürchterlich.
Der Erasmus mußte lachen
So gewaltig ob dem Spaß,
Daß ihm platzte in dem Rachen
Sein Geschwür und er genas.
Auf der Ebersburg desgleichen
Lachte Sickingen wie toll,
Und in allen deutschen Reichen
Das Gelächter widerscholl.
Alte lachten wie die Jungen –
Eine einz’ge Lache nur
War ganz Wittenberg, sie sungen
»Gaudeamus igitur!«
Freilich, klopft man faule Kutten,
Fängt man Flöh’ im Überfluß,
Und es mußte sich der Hutten
Manchmal kratzen vor Verdruß.
Aber »Alea est jacta!«
War des Ritters Schlachtgeschrei,
Und er knickte und er knackte
Pulices und Klerisei.
Ex-Nachtwächter, Stundenrufer,
Fühlst du nicht dein Herz erglühn?
Rege dich am Isarufer,
Schüttle ab den kranken Spleen.
Deine langen Fortschrittsbeine,
Heb sie auf zu neuem Lauf –
Kutten grobe, Kutten feine,
Sind es Kutten, schlage drauf!
Jener aber seufzt, und seine
Hände ringend er versetzt:
»Meine langen Fortschrittsbeine
Sind europamüde jetzt.
Meine Hühneraugen jücken,
Habe deutsche enge Schuh’,
Und wo mich die Schuhe drücken,
Weiß ich wohl – laß mich in Ruh’!«
Plateniden
Iliaden, Odysseen
Kündigst du uns prahlend an,
Und wir sollen in dir sehen
Deutscher Zukunft größten Mann.
Eine große Tat in Worten,
Die du einst zu tun gedenkst! –
Oh, ich kenne solche Sorten
Geist’ger Schuldenmacher längst.
Hier ist Rhodus, komm und zeige
Deine Kunst, hier wird getanzt!
Oder trolle dich und schweige,
Wenn du heut nicht tanzen kannst.
Wahre Prinzen aus Genieland
Zahlen bar, was sie verzehrt,
Schiller, Goethe, Lessing, Wieland
Haben nie Kredit begehrt.
Wollten keine Ovationen
Von dem Publiko auf Pump,
Keine Vorschußlorbeerkronen,
Rühmten sich nicht keck und plump.
Tot ist längst der alte Junker,
Doch sein Same lebt noch heut –
Oh, ich kenne das Geflunker
Künftiger Unsterblichkeit.
Das sind Platens echte Kinder,
Echtes Platenidenblut –
Meine teuern Hallermünder,
Oh, ich kenn euch gar zu gut!
Mythologie
Ja, Europa ist erlegen –
Wer kann Ochsen widerstehen?
Wir verzeihen auch Danäen –
Sie erlag dem goldnen Regen!
Semele ließ sich verführen –
Denn sie dachte: eine
Weitere Kostenlose Bücher