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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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sie ist von gutem Golde.
    Wieviel Küsse willst du borgen
    Mir darauf, o meine Holde?«
    Alte Rose
    Eine Rosenknospe war
    Sie, für die mein Herze glühte;
    Doch sie wuchs, und wunderbar
    Schoß sie auf in voller Blüte.
    Ward die schönste Ros’ im Land,
    Und ich wollt die Rose brechen,
    Doch sie wußte mich pikant
    Mit den Dornen fortzustechen.
    Jetzt, wo sie verwelkt, zerfetzt
    Und verklatscht von Wind und Regen –
    »Liebster Heinrich« bin ich jetzt,
    Liebend kommt sie mir entgegen.
    Heinrich hinten, Heinrich vorn,
    Klingt es jetzt mit süßen Tönen;
    Sticht mich jetzt etwa ein Dorn,
    Ist es an dem Kinn der Schönen.
    Allzu hart die Borsten sind,
    Die des Kinnes Wärzchen zieren –
    Geh ins Kloster, liebes Kind,
    Oder lasse dich rasieren.
    Autodafé
    Welke Veilchen, stäub’ge Locken,
    Ein verblichen blaues Band,
    Halb zerrissene Billette,
    Längst vergeßner Herzenstand –
    In die Flammen des Kamines
    Werf ich sie verdroßnen Blicks;
    Ängstlich knistern diese Trümmer
    Meines Glücks und Mißgeschicks.
    Liebeschwüre, flatterhafte
    Falsche Eide, in den Schlot
    Fliegen sie hinauf – es kichert
    Unsichtbar der kleine Gott.
    Bei den Flammen des Kamines
    Sitz ich träumend, und ich seh,
    Wie die Fünkchen in der Asche
    Still verglühn – Gut’ Nacht – Ade!
Lazarus
    ~
    1. Weltlauf
    2. Rückschau
    3. Auferstehung
    4. Sterbende
    5. Lumpentum
    6. Erinnerung
    7. Unvollkommenheit
    8. Fromme Warnung
    9. Der Abgekühlte
    10. Salomo
    11. Verlorene Wünsche
    12. Gedächtnisfeier
    13. Wiedersehen
    14. Frau Sorge
    15. An die Engel
    16. Im Oktober 1849
    17. Böses Geträume
    18. Sie erlischt
    19. Vermächtnis
    20. Enfant Perdu
    ~
    1.
Weltlauf
    Hat man viel, so wird man bald
    Noch viel mehr dazubekommen.
    Wer nur wenig hat, dem wird
    Auch das wenige genommen.
    Wenn du aber gar nichts hast,
    Ach, so lasse dich begraben –
    Denn ein Recht zum Leben, Lump,
    Haben nur, die etwas haben.
    2.
Rückschau
    Ich habe gerochen alle Gerüche
    In dieser holden Erdenküche;
    Was man genießen kann in der Welt,
    Das hab ich genossen wie je ein Held!
    Hab Kaffee getrunken, hab Kuchen gegessen,
    Hab manche schöne Puppe besessen;
    Trug seidne Westen, den feinsten Frack,
    Mir klingelten auch Dukaten im Sack.
    Wie Gellert ritt ich auf hohem Roß;
    Ich hatte ein Haus, ich hatte ein Schloß.
    Ich lag auf der grünen Wiese des Glücks,
    Die Sonne grüßte goldigsten Blicks;
    Ein Lorbeerkranz umschloß die Stirn,
    Er duftete Träume mir ins Gehirn,
    Träume von Rosen und ewigem Mai –
    Es ward mir so selig zu Sinne dabei,
    So dämmersüchtig, so sterbefaul –
    Mir flogen gebratne Tauben ins Maul,
    Und Englein kamen, und aus den Taschen
    Sie zogen hervor Champagnerflaschen –
    Das waren Visionen, Seifenblasen –
    Sie platzten – Jetzt lieg ich auf feuchtem Rasen,
    Die Glieder sind mir rheumatisch gelähmt,
    Und meine Seele ist tief beschämt.
    Ach, jede Lust, ach, jeden Genuß
    Hab ich erkauft durch herben Verdruß;
    Ich ward getränkt mit Bitternissen
    Und grausam von den Wanzen gebissen;
    Ich ward bedrängt von schwarzen Sorgen,
    Ich mußte lügen, ich mußte borgen
    Bei reichen Buben und alten Vetteln –
    Ich glaube sogar, ich mußte betteln.
    Jetzt bin ich müd’ vom Rennen und Laufen,
    Jetzt will ich mich im Grabe verschnaufen.
    Lebt wohl! Dort oben, ihr christlichen Brüder,
    Ja, das versteht sich, dort sehn wir uns wieder.
    3.
Auferstehung
    Posaunenruf erfüllt die Luft,
    Und furchtbar schallt es wider;
    Die Toten steigen aus der Gruft,
    Und schütteln und rütteln die Glieder.
    Was Beine hat, das trollt sich fort,
    Es wallen die weißen Gestalten,
    Nach Josaphat, dem Sammelort,
    Dort wird Gericht gehalten.
    Als Freigraf sitzet Christus dort
    In seiner Apostel Kreise.
    Sie sind die Schöppen, ihr Spruch und Wort
    Ist minniglich und weise.
    Sie urteln nicht vermummten Gesichts;
    Die Maske läßt jeder fallen
    Am hellen Tage des Jüngsten Gerichts,
    Wenn die Posaunen schallen.
    Das ist zu Josaphat im Tal,
    Da stehn die geladenen Scharen,
    Und weil zu groß der Beklagten Zahl,
    Wird hier summarisch verfahren.
    Das Böcklein zur Linken, zur Rechten das Schaf,
    Geschieden sind sie schnelle;
    Der Himmel dem Schäfchen fromm und brav,
    Dem geilen Bock die Hölle!
    4.
Sterbende
    Flogest aus nach Sonn’ und Glück,
    Nackt und schlecht kommst du zurück.
    Deutsche Treue, deutsche Hemde,
    Die verschleißt man in der Fremde.
    Siehst sehr sterbebläßlich aus,
    Doch getrost, du bist zu Haus.
    Warm wie an dem Flackerherde
    Liegt man in der

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