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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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    Mein Geliebter! Hört mich an!
     
    Der Graf vom Strahl.
Ich bin gleich wieder da!
    (Er setzt einen Fuß auf die Leiter.)
     
    Flammberg (aufschreiend).    Halt! Gott im Himmel!
     
    Kunigunde (eilt erschreckt von der Leiter weg).
Was gibts?
     
    Die Knechte.    Das Haus sinkt! Fort zurücke!
     
    Alle.
Heiland der Welt! Da liegts in Schutt und Trümmern!
     
    (Das Haus sinkt zusammen, der Graf wendet sich, und drückt beide Hände vor die Stirne; alles, was auf der Bühne ist, weicht zurück und wendet sich gleichfalls ab. – Pause.)
     

Vierzehnter Auftritt
     
    Käthchen tritt rasch, mit einer Papierrolle, durch ein großes Portal, das stehen geblieben ist, auf; hinter ihr ein Cherub in der Gestalt eines Jünglings, von Licht umflossen, blondlockig, Fittiche an den Schultern und einen Palmzweig in der Hand.
     
    Käthchen (so wie sie aus dem Portal ist, kehrt sie sich, und stürzt vor ihm nieder).
Schirmt mich, ihr Himmlischen! Was widerfährt mir?
     
    Der Cherub (berührt ihr Haupt mit der Spitze des Palmenzweigs, und verschwindet).
     
    (Pause.)
     

Fünfzehnter Auftritt
     
    Die Vorigen ohne den Cherub.
     
    Kunigunde (sieht sich zuerst um).
Nun, beim lebendgen Gott, ich glaub, ich träume! –
Mein Freund! Schaut her!
     
    Der Graf vom Strahl (vernichtet). Flammberg!
    (Er stützt sich auf seine Schulter.)
     
    Kunigunde.      Ihr Vettern! Tanten!
Herr Graf! so hört doch an!
     
    Der Graf vom Strahl (schiebt sie von sich). Geht, geht! – – Ich bitt Euch!
     
    Kunigunde.
Ihr Toren! Seid ihr Säulen Salz geworden?
Gelöst ist alles glücklich.
     
    Der Graf vom Strahl (mit abgewandtem Gesicht). Trostlos mir!
Die Erd hat nichts mehr Schönes. Laßt mich sein.
     
    Flammberg (zu den Knechten).
Rasch, Brüder, rasch!
     
    Ein Knecht.      Herbei, mit Harken, Spaten!
     
    Ein anderer.
Laßt uns den Schutt durchsuchen, ob sie lebt!
     
    Kunigunde (scharf).
Die alten, bärtgen Gecken, die! das Mädchen,
Das sie verbrannt zur Feuersasche glauben,
Frisch und gesund am Boden liegt sie da,
Die Schürze kichernd vor dem Mund, und lacht!
     
    Der Graf vom Strahl (wendet sich).
Wo?
     
    Kunigunde. Hier!
     
    Flammberg.    Nein, sprecht! Es ist nicht möglich.
     
    Die Tanten.
Das Mädchen wär –?
     
    Alle.   O Himmel! Schaut! Da liegt sie.
     
    Der Graf vom Strahl (tritt zu ihr und betrachtet sie).
Nun über dich schwebt Gott mit seinen Scharen!
    (Er erhebt sie vom Boden.)
Wo kommst du her?
     
    Käthchen.       Weiß nit, mein hoher Herr.
     
    Der Graf vom Strahl.
Hier stand ein Haus, dünkt mich, und du warst drin.
- Nicht? Wars nicht so?
     
    Flammberg.       – Wo warst du als es sank?
     
    Käthchen.
Weiß nit, ihr Herren, was mir widerfahren.
     
    (Pause.)
     
    Der Graf vom Strahl.
Und hat noch obenein das Bild.
    (Er nimmt ihr die Rolle aus der Hand.)
     
    Kunigunde (reißt sie an sich).     Wo?
     
    Der Graf vom Strahl.       Hier.
     
    Kunigunde (erblaßt).
     
    Der Graf vom Strahl.
Nicht? Ists das Bild nicht? – Freilich!
     
    Die Tanten.    Wunderbar!
     
    Flammberg.
Wer gab dir es? Sag an!
     
    Kunigunde (indem sie ihr mit der Rolle einen Streich auf die Backen gibt).
   Die dumme Trine!
Hatt ich ihr nicht gesagt, das Futteral?
     
    Der Graf vom Strahl
Nun, beim gerechten Gott, das muß ich sagen
- Ihr wolltet das Futtral?
     
    Kunigunde. Ja und nichts anders!
Ihr hattet Euren Namen drauf geschrieben;
Er war mir wert, ich hatts ihr eingeprägt.
     
    Der Graf vom Strahl.
Wahrhaftig, wenn es sonst nichts war –
     
    Kunigunde.      So? meint Ihr?
Das kommt zu prüfen mir zu und nicht Euch .
     
    Der Graf vom Strahl.
Mein Fräulein, Eure Güte macht mich stumm.
     
    Kunigunde (zu Käthchen).
Warum nahmst dus heraus, aus dem Futteral?
     
    Der Graf vom Strahl.
Warum nahmst dus heraus, mein Kind?
     
    Käthchen.      Das Bild?
     
    Der Graf vom Strahl.     Ja!
     
    Käthchen.
Ich nahm es nicht heraus, mein hoher Herr.
Das Bild, halb aufgerollt, im Schreibtischwinkel,
Den ich erschloß, lag neben dem Futtral.
     
    Kunigunde.
Fort! – das Gesicht der Äffin!
     
    Der Graf vom Strahl.      Kunigunde! –
     
    Käthchen.
Hätt ichs hinein erst wieder ordentlich
In das Futtral –?
     
    Der Graf vom Strahl. Nein, nein, mein liebes Käthchen!
Ich lobe dich, du hast es recht gemacht.
Wie konntest du den Wert der Pappe kennen?
     
    Kunigunde.
Ein Satan leitet’ ihr die Hand!
     
    Der Graf vom Strahl.      Sei ruhig! –
Das

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