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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Bach.)
     
    Käthchen (mit dem ersten Schritt ins Wasser). Ah!
     
    Gottschalk. Du mußt dich ein wenig schürzen.
     
    Käthchen. Nun, bei Leibe, schürzen nicht! (Sie steht still.)
     
    Gottschalk. Bis an den Zwickel nur, Käthchen!
     
    Käthchen. Nein! Lieber such ich mir einen Steg! (Sie kehrt um.)
     
    Gottschalk (hält sie). Bis an den Knöchel nur, Kind! bis an die äußerste, unterste Kante der Sohle!
     
    Käthchen. Nein, nein, nein, nein; ich bin gleich wieder bei dir! (Sie macht sich los, und läuft weg.)
     
    Gottschalk (kehrt aus dem Bach zurück, und ruft ihr nach). Käthchen! Käthchen! Ich will mich umkehren! Ich will mir die Augen zuhalten! Käthchen! Es ist kein Steg auf Meilenweite zu finden! – – Ei so wollt ich, daß ihr der Gürtel platzte! Da läuft sie am Ufer entlang, der Quelle zu, den weißen schroffen Spitzen der Berge; mein Seel, wenn sich kein Fährmann ihrer erbarmt, so geht sie verloren!
     
    Der Graf vom Strahl (draußen). Gottschalk! Himmel und Erde! Gottschalk!
     
    Gottschalk. Ei, so schrei du! – – Hier, gnädiger Herr; ich komme schon. (Er leitet sein Pferd mürrisch durch den Bach. – Ab.)
     
     
Szene: Schloß Wetterstrahl. Platz, dicht mit Bäumen bewachsen, am äußeren zerfallenen Mauernring der Burg. Vorn ein Holunderstrauch, der eine Art von natürlicher Laube bildet, worunter von Feldsteinen, mit einer Strohmatte bedeckt, ein Sitz. An den Zweigen sieht man ein Hemdchen und ein Paar Strümpfe usw. zum Trocknen aufgehängt.
     

Zweiter Auftritt
     
    Käthchen liegt und schläft. Der Graf vom Strahl tritt auf.
     
    Der Graf vom Strahl (indem er das Futteral in den Busen steckt). Gottschalk, der mir dies Futteral gebracht, hat mir gesagt, das Käthchen wäre wieder da. Kunigunde zog eben, weil ihre Burg niedergebrannt ist, in die Tore der meinigen ein; da kommt er und spricht: unter dem Holunderstrauch läge sie wieder da, und schliefe; und bat mich, mit tränenden Augen, ich möchte ihm doch erlauben, sie in den Stall zu nehmen. Ich sagte, bis der alte Vater, der Theobald sich aufgefunden, würd ich ihr in der Herberge ein Unterkommen verschaffen; und indessen hab ich mich herabgeschlichen, um einen Entwurf mit ihr auszuführen. – Ich kann diesem Jammer nicht mehr zusehen. Dies Mädchen, bestimmt, den herrlichsten Bürger von Schwaben zu beglücken, wissen will ich, warum ich verdammt bin, sie einer Metze gleich, mit mir herum zu führen; wissen, warum sie hinter mir herschreitet, einem Hunde gleich, durch Feuer und Wasser, mir Elenden, der nichts für sich hat, als das Wappen auf seinem Schild. – Es ist mehr, als der bloße sympathetische Zug des Herzens; es ist irgend von der Hölle angefacht, ein Wahn, der in ihrem Busen sein Spiel treibt. So oft ich sie gefragt habe: Käthchen! Warum erschrakst du doch so, als du mich zuerst in Heilbronn sahst? hat sie mich immer zerstreut angesehen, und dann geantwortet: Ei, gestrenger Herr! Ihr wißts ja! – – – Dort ist sie! – Wahrhaftig, wenn ich sie so daliegen sehe, mit roten Backen und verschränkten Händchen, so kommt die ganze Empfindung der Weiber über mich, und macht meine Tränen fließen. Ich will gleich sterben, wenn sie mir nicht die Peitsche vergeben hat – ach! was sag ich? wenn sie nicht im Gebet für mich, der sie mißhandelte, eingeschlafen! – – – Doch rasch, ehe Gottschalk kommt, und mich stört. Dreierlei hat er mir gesagt: einmal daß sie einen Schlaf hat, wie ein Murmeltier, zweitens, daß sie, wie ein Jagdhund, immer träumt, und drittens, daß sie im Schlaf spricht; und auf diese Eigenschaften hin, will ich meinen Versuch gründen. – Tue ich eine Sünde, so mag sie mir Gott verzeihen.
     
    (Er läßt sich auf Knieen vor ihr nieder und legt seine beiden Arme sanft um ihren Leib. – Sie macht eine Bewegung als ob sie erwachen wollte, liegt aber gleich wieder still.)
     
    Der Graf vom Strahl.
Käthchen! Schläfst du?
     
    Käthchen. Nein, mein verehrter Herr.
     
    (Pause.)
     
    Der Graf vom Strahl.
Und doch hast du die Augenlider zu.
     
    Käthchen.
Die Augenlider?
     
    Der Graf vom Strahl. Ja; und fest, dünkt mich.
     
    Käthchen.
- Ach, geht
     
    Der Graf vom Strahl. Was! Nicht? Du hättst die Augen auf?
     
    Käthchen.
Groß auf, so weit ich kann, mein bester Herr;
Ich sehe dich ja wie du zu Pferde sitzest.
     
    Der Graf vom Strahl.
So! – Auf dem Fuchs – nicht?
     
    Käthchen.   Nicht doch! Auf dem Schimmel.
     
    (Pause.)
     
    Der Graf vom Strahl.
Wo bist du denn,

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