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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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nun hinauskomme in das pulsierende, drängende, knospende Gewühl der nicht ermordeten Natur, wo eine Wurzel die andre umklammert, wo alles mit- und ineinander wächset und alle kleinere Leben sich zu einem großen unendlichen Leben ineinander schlingen: da tritt jeder Bluttropfen meines Herzens zurück vor den Pechkränzen, Trancheekatzen und vor den Wischkolben, womit die Artillerie unsere blauen Morgenstunden ausstopfet. – Dennoch vergess’ ich die grünende Natur und die Kontraminen, womit wir sie in die Luft aufschleudern lernen, und sehe bloß die langen Flöre, die an den Stangen aus dem Hause eines Färbers gegenüber in die Höhe fliegen, schon wie Nächte über den Gesichtern armer Mütter hängen, damit der Tau des Jammers im Dunkeln hinter den Leichen falle, die wir am Morgen machen lernen. – – Ach! seitdem es keinen Tod mehr für , sondern nur wider das Vaterland gibt; seitdem ich, wenn ich mein Leben preisgebe, keines errette, sondern nur eines binde: seitdem muß ich wünschen, daß man mir, wenn mich der Krieg einmal ins Töten hineintrommelt, vorher die Augen mit Pulver blindbrenne, damit ich in die Brust nicht steche, die ich sehe, und die schöne Gestalt nicht bedaure, die ich zerschnitze, und nur sterbe, aber nicht töte….. O da ich noch aus Kartausen, noch aus Ihrem Studierzimmer in die Welt hinaussah, da breitete sie vor mir sich schöner und größer aus mit wogenden Wäldern und flammenden Seen und tausendfach gemalten Auen – jetzo steh’ ich auf ihr und sehe das kahle Nadelholz mit kotigen Wurzeln, den schwarzen Teich voll Sumpf und die einmähige Wiese voll gelbes Gras und Abzuggräben. –
    Vielleicht könnt’ ich aber doch meine Träume, den Menschen zu nutzen, mehr verwirklichen, wenn ich eine andre Laufbahn einschlage und statt des Schlachtfeldes den Sessiontisch wählen und den Zweck der Aufopferung veredeln dürfte …. Die rote Sonne steht vor meiner Feder und bewirft mein Papier mit laufenden Schatten: o du wirkst stehend, Himmeldiamant, und machst licht wie der Blitz, aber ohne seinen mörderischen Knall! Die ganze Natur ist stumm, wenn sie erschafft, und laut, wenn sie zerreißet. Große, im Abendfeuer stehende Natur! der Mensch sollte nur deine Stille nachahmen und bloß dein schwaches Kind sein, das deine Wohltaten dem Dürftigen hinausträgt!
    Wenn Sie heute von Auenthal zu den im Sonnengolde wogenden Fenstern unsers Schlosses aufsehen: so schauet jetzt meine Seele auch hinüber, aber mit einem Seufzer mehr.« etc.
     
    Die Offiziere sehen ein, daß Gustav keiner werden will; aber er hat seinen ganzen Vater wider sich, der bloß den stürmenden Krieger liebt und ruhigere Geschäftmänner ebenso verschmähst, wie diese den noch ruhigern geschäftlosen Gelehrten verachten. –

Zweiundzwanzigster oder XVIIII. Trinitatis-Sekto r
     
    Der echte Kriminalist – meine Gerichthalterei – ein Geburttag und eine Korn-Defraudation
    Als ich am Donnerstag darauf meinen Gustav besuchen und ein wenig belehren will: hat ihn Herr von Oefel aus einer Ursache, die bloß ein ganzer Sektor vor- und auswickeln kann, mit einigen Husaren an die Grenze verschickt, wo sie einen Frucht-Kordon bildeten, der kein Korn hinaus- und keinen Pfeffer hereinließ. Da die meisten Bewegungen des Volks sich von peristaltischen anfangen: so wollten es manche feine Leute gerochen haben, der Landesvater täte die Sache, damit seine Landskinder etwas zu brocken und zu beißen hätten.
    Ich bekam aber am Ende die größte Teufelei damit, und man soll es jetzo hören, aber nur von vornen an.
    Nämlich so: das große Rittergut Maußenbach hat, wie bekannt, die Obergerichtbarkeit, obgleich ich und der Rittergutbesitzer, Herr Kommerzien-Agent von Röper, darüber aus entgegengesetzten Gründen ärgerlich sind. Ich bin ärgerlich, weil ich das Leben, wenigstens die Ehre von einigen hundert Menschen nicht in den Händen eines ganzen römischen Volks, sondern eines Amtmanns etc. sehe; – der Erb-, Lehn- und Gerichtherr ist ärgerlich, weil der Blutbann nichts einträgt, da es mehr kostet, das Richtschwert schleifen zu lassen, als alles abwirft, was damit in den Beutel hineinzumähen ist. »Ehebruch ist für eine malefizische Obrigkeit noch das einzige!« sagt der Erbherr. – Ganz das Gegenteil sagte sein Gerichthalter Kolb ; hohe Frais war seine hohe Oper, peinliche Akten waren ihm Klopstocks Gesänge und ein Scherge sein Orest und Sancho Pansa – Er hätte die Welt in zwei Reihen zerteilet, in die

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