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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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die weiblichen deutschen Kreise regieren – und diese hölzernen Plenipotentiare senden wieder ihre Köpfe (Haubenköpfe) als missi regii weiter herunter, damit diese die gemeinem Honoratiorinnen beherrschen. Können diese regierenden Häupter von Holz nicht selber kommen: so schicken sie – wie lebende Fürsten im geheimen Rate ihre Stelle durch ihr Porträt versehen lassen – ihre Gesetze und ihre Bildnisse in Schmaußens Corpus aller Reichsabschiede der Mode, welches Corpus wir alle unter dem Namen Modejournal in Händen haben. Bei solchen Umständen – da ein Holz dem andern in die Hände arbeitet, aber uneigennütziger als ganze Kollegien, da ferner jährlich neue wie die Prokonsule gewählet werden – wunder’ ich mich nicht, daß es mit dem Regimentwesen an den Toiletten gut bestellet ist, und daß das ganze weibliche gemeine Wesen, das Männer nicht beherrschen können, von den in Baßgeigenfutteralen geschickten Wahlregentinnen, die in dieser Aristokratie von Petersburg bis nach Lissabon stehen und lenken, vortrefflich in Ordnung und unter Gesetzen erhalten wird. – –
    Ich bin der Mann nicht, dem man es erst zu sagen braucht, daß die Puppen, auch die hölzernen, überkleidete Statuen sind, die man verdienten Frauen (in Rücksicht des Anzugs) setzet; – vielmehr bin ich überzeugt, daß diese öffentlichen Denkmäler, die man dem ankleidenden Verdienste errichtet, schon recht viele zur Nacheiferung angefrischet haben und hoffentlich noch mehre anfrischen werden, da ein großer Mann selten so viel Gutes wirkt als seine Statue, die man verehrt; aber ein Hauptpunkt, ohne den sonst alles hinkt, ist offenbar der, daß die Statuen zu – sehen sein müssen. Ohne den geb’ ich keinen Deut für alles. Was Sokrates an der Philosophie tat, möcht’ ich an den besten Puppen tun und sie vom Himmel der Großen auf die Erde des Pöbels ziehen. Ich meine, daß, wenn man die Marienbilder oder auch selber Apostel und Heilige, die man in katholischen Kirchen bisher ohne den geringsten Nutzen und Geschmack aus- und anzog, vernünftiger und zweckmäßiger ankleidete, nämlich so wie die französischen Puppen – wenn die Kirche sich allemal jedes Monat des Modejournals kommen ließe und nach dessen farbigen Vorbildern die Marien (als Damen) und die Apostel (als Herrn) umkleidete und um die Altäre stellte: so würden diese Leute mit mehr Lust nachgeahmet und verehret werden, und man wüßte doch, weswegen man in die Kirche ginge und was sie gerade in Paris oder Versailles anhaben; – man würde die Moden zu rechter Zeit erfahren, und selbst der Pöbel würde etwas Vernünftigeres umlegen, die Apostel würden die Flügelmänner des Anzugs und die Marie die wahre Himmel-Königin der Weiber werden. So müssen kirchliche Vorurteile zu Staats-Vorteilen genützet werden; ebenso wendete der Dominikaner-Mönch Rocco in Neapel (nach Münter ) die Verschwendung, am Altar der Maria auf der Straße Lampen zu brennen, zur Vermehrung dieser Gassen-Altäre und zur – Straßen-Erleuchtung an.
    Ende des Worts über die Puppen
    Ich bin dem Leser noch die Ursache schuldig, aus der die Ministerin sich zur Jeannen-Rolle drängte – es war, weil ihre Rolle ihr einen kürzern Rock erlaubte, – oder mit andern Worten, weil sie alsdann ihre lilliputischen Grazien-Füße leichter spielen lassen konnte. An ihrer Schönheit waren sie das einzige Unsterbliche, wie am Achilles das einzige Sterbliche; in der Tat hätten sie, wie des Damhirschchen seine, zu Tabakstopfern getaugt.
    Wie viel besser nahm sich Oefel aus! Der ist ein Narr geradezu, aber in gehörigem Maße. Die Residentin überholte jene in jeder Biegung des Arms, den ein Maler, und in jeder Hebung des Fußes, den eine Göttin zu bewegen schien; sogar im Auflegen des Rots, woran die Bouse ihre Wangen bei einer Fürstin angewöhnen mußte, welche von allen ihren Hofdamen diese flüchtige Fleischgebung zu fodern pflegte – ihr Rot bestreifte, wie der Widerschein eines roten Sonnenschirms, sie nur mit einer leisen Mitteltinte…. In Rücksicht der Schönheit unterschied sich die ihrige von der ministeriellen, wie die Tugend von der Heuchelei….
    Das Drama wurde von den fünf Spielern nicht im Operhause, sondern in einem Saale des Schlosses, der die Krönung der Residentin begünstigte, in die Welt geboren. Ich war nicht dabei; aber man hinterbrachte mir alles. Die gute Marie, Beata, hatte zu viele Empfindung, um sie zu zeigen; sie fühlte, daß sie die Wiederholung ihres

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