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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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nicht mehr gewöhnt war und wohl eher eine Verulkung vermutete, mißtrauisch machen. Jedenfalls antwortete er nicht.
    Nur wenig besser ging es ihm mit Christian Felix Weiße, der in Leipzig als Kreissteuereinnehmer wohnte. Man sieht schon an der Auswahl der Schriftsteller, an die Jean Paul sich wandte, daß er noch ganz in einer entschwundenen Zeit lebte. Um Weiße lag der Glanz alter Tradition. Er war noch mit Lessing und der Neuberin bekannt gewesen, hatte einen (durch Goethe verewigten) Streit mit Gottsched gehabt, war mit Gellert und Rabener befreundet gewesen und hatte sich nach gescheiterten Bemühungen um das deutsche Drama der Schäferpoesie des Rokoko und den Kinderbüchern zugewandt. Dieser freundliche alte Herr empfing Jean Paul, ging mit ihm seine Satiren durch und tadelte, bei allgemeiner Anerkennung, daß der Scheinernst der Satire nicht durchgehalten sei. Jean Paul glaubte, in Weiße den langgesuchten älteren Berater und Freund gefunden zu haben. In einer neuen Arbeit vermied er die von diesem gerügten Fehler und sandte sie ihm nach einiger Zeit zu. Aber Weiße ließ nichts mehr von sich hören. Das kaum geöffnete Tor schloß sich wieder. Jean Paul stand einsamer als zuvor in der fremden Stadt.
    Eine herunterziehende Kritik der »Grönländischen Prozesse« in dem »Leipziger Allgemeinen Bücherverzeichnis« war vollends geeignet, ihm jede Hoffnung zu nehmen. »Die Sucht, witzig zu sein, reißt ihn durch das ganze Werkchen so sehr hin, daß wir nicht zweifeln, die Lektüre desselben werde jedem vernünftigen Leser gleich beim Anfang so viel Ekel erregen, daß er sich, solches aus der Hand zu legen, genötigt sehen wird.« Es ist dieselbe Besprechung, deren Jean Paul noch in der Vorrede zur zweiten Auflage dreißig Jahre später im Unmut gedenkt.
    Diese Kritik entsprach nur der allgemeinen Aufnahme des Buches durch das Publikum. Voß lehnte es ab, einen dritten Band der Satiren oder ein neues Satirenbuch des Verfassers zu verlegen. Mit den fertigen »Teufelspapieren« ging Jean Paul wieder wie einst auf die Verlegersuche.
    Inzwischen war das Honorar für die »Grönländischen Prozesse« nahezu aufgebraucht, und hinter dem Suchenden drängte die Not. Noch einmal wandte er sich an Weiße mit der Bitte, sein Bändchen bei seinem Freund Reiche, dem Besitzer der Weidmannschen Buchhandlung, unterzubringen. Auch dieser Brief blieb unbeantwortet, obwohl Jean Paul unmißverständlich auf seine dringende Not hingewiesen hatte. Am 22. Mai versuchte er sein Glück bei dem Rigaer Buchhändler Hartknoch, dem Verleger Herders, der die Leipziger Messe besuchte. Diesen originellen, aber in seinem Ausgang für Jean Paul beschämenden Versuch hat er später genau in den »Flegeljahren« geschildert. Er suchte Hartknoch auf und überreichte ihm einen Brief, in dem er sein Manuskript zum Druck anbietet. Er hatte sich ausgemalt, wie Hartknochs Gesicht sich allmählich zum Lachen verziehen, wie das Überraschende der Situation sie beide in einem Augenblick zu Freunden machen würde. Aber Hartknochs korrektes Gesicht veränderte sich während der Lektüre nicht. Am Ende sagte er nur kalt, er bedaure, überlaufen zu sein, und schlage kleinere Buchhändler vor.
    Noch einmal glaubte er mit Reiche einen direkten Versuch wagen zu sollen. Aber wiederum blieb sein Brief unbeantwortet. Nicht besser ging es mit auswärtigen Größen, die er sich bis zum Schluß aufgehoben hatte in der Hoffnung, daß ihm auch diesmal, wie bei seinem ersten Werkchen, das Glück aus der Ferne lachen würde. Aber weder Nicolai noch Lichtenberg, der in Göttingen eine Professur hatte, beantworteten seine Hilferufe. Eine Satire »Zerstreute Betrachtungen über das dichterische Sinken«, die er für Lichtenbergs »Magazin« gedacht hatte, wanderte in seine Dachstube zurück.
    Hingegen konnte sie im Oktober desselben Jahres (1784) in Archenholz’ »Literatur- und Völkerkunde« erscheinen, die im Laufe der nächsten Jahre mehrere Aufsätze aus seiner Feder brachte. Archenholz, heute noch als Geschichtsschreiber des Siebenjährigen Krieges bekannt, übte damals hauptsächlich durch sein Buch »England und Italien« Einfluß aus, das auch Jean Pauls Begeisterung für das freie England zum Teil mitbestimmte. Nicht minder wichtig war für ihn die Verbindung mit August Gottlieb Meißner, der sich durch »Skizzen« und seinen historischen Roman »Alzibiades« einen Namen gemacht hatte und damals in Dresden (zusammen mit Canzler) eine Zeitschrift »Für ältere

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