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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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geschrieben: das Glück aufblühender Liebe, seliges Sichfinden mit einem Mädchen, das durch ihn zur Frau wird und an seiner Seite reift. Otto glaubte, zuraten zu müssen. Was er im Leben aufgäbe, würde ihm die Kunst ersetzen. Gerade das ungelebte Leben würde sich ins Werk umsetzen und ihn zu den höchsten Schöpfungen tragen. Jean Paul stand ernstlich am Scheidewege. Er fragte sich, ob ihm überhaupt das Glück junger Liebe zuteil werden könne, da es ihm so lange ausgeblieben. Otto wies ihn auf seine Ansichten über die Simultan- und Tutti-Liebe hin: ». . . und darum wird Dir Deine Verbindung ein dichterisches Jünglingstum, Deine Tutti-Liebe, Deine Sehnsucht nach einem unerlangten unbefriedigten Ehestande, ganz rein bleiben.« Otto kannte den Freund. Er sah voraus, daß die bürgerliche Ehe, die Jean Paul so heiß ersehnte, ihm nur Kämpfe und Enttäuschungen bringen würde. Aber Jean Paul hätte sich selbst die Lebenswurzel und damit auch die Quelle seiner Dichtung abgeschnitten, wenn er eingewilligt hätte. Es gelang ihm; Emilie zu beruhigen und zur allmählichen Resignation hinüberzuführen. Sie rang sich zur Freundschaft durch und steckte ihre Ansprüche an seine Liebe zurück. Eine Reise nach Dresden sollte den neuen Freundschaftsbund besiegeln. »Ende Mai gehe ich mit der Berlepsch nach Dresden, Seifersdorf, Tharand und auf der Elbe nach Wörlitz. Sie wohnt im Sommer in Gohlis, und hält für mein dichterisches Seildrehen und Seiltanzen eine untere Stube offen und parat… Ich hatte zwei aus der glühendsten Hölle gehobne Tage, und nun schließt sich ihr zerschnittenes Herz sanft wieder zu und blutet weniger. Ich bin frei, frei, frei und selig!«
    Unter diesen Stürmen konnte von großem Schaffen keine Rede sein, und schon aus den Leipziger Tagen hätte Jean Paul ersehen können, was ihn in einer Ehe mit Emilie für Aufregungen erwarteten. Was er in den Monaten des ausgehenden Winters schrieb, war nicht besser und nicht schlechter als alles, was er nach der bedeutenden »Geschichte der Vorrede« in Hof zu Papier gebracht hatte. Es war der mit dem Geraer Buchhändler Heinsius besprochene Plan einer Umarbeitung der »Teufelspapiere«, der ihn in Leipzig hauptsächlich beschäftigte. Allerdings waren es kaum einige Bogen des alten Buches, die er zu den »Palingenesieen« oder »Jean Pauls Fata und Werke vor und nach Nürnberg« verwandte. Er machte ein völlig neues Buch daraus. »Palingenesieen« war nicht nur für diese Arbeit die richtige Bezeichnung, sondern für das ganze Schaffen dieser Zeit. Ein neues Erlebnis, das ihn zu einem neuen Werke gezwungen hätte, lag nicht vor. Der »Titan« lag noch immer in weiter Ferne. Es konnte sich für Jean Paul jetzt nur darum handeln, sein errungenes Reich zu behaupten und auszubauen. Er war erschöpft. Mochte er selbst in dem neuen Buch von dem uns bekannten Stich des von Lavater entsandten Malers Pfenninger scherzhaft behaupten, daß er ihn zu alt darstelle, so zeigt sich doch schon das beständige Hervorkehren dieses Umstandes, wie Jean Paul unter diesem Zu alt Erscheinen litt. Später setzte eine neue Periode der schöpferischen Kraft ein, augenblicklich stand er am Ende eines Abschnitts, von dem er sich noch immer nicht durch einen Willensentschluß trennen konnte.
    Es lag nahe, die vergessenen »Teufelspapiere« mit den Personen des »Siebenkäs« zu verbinden. Der Armenadvokat hatte bekanntlich während seiner Ehe mit Lenette das Buch geschrieben. Aus dieser Verbindung ließ sich etwas Witziges machen, und sie lag zugleich ganz in der Richtung, die sein Schaffen seit den letzten Arbeiten genommen hatte. Siebenkäs will, dies ist der äußere Rahmen des neuen Buches, seine »Teufelspapiere« neu herausgeben. Da er als Vaduzer Inspektor aber keine Zeit dazu findet, beauftragt er seinen Freund Jean Paul mit dieser Arbeit. Jean Paul will die Arbeit auf seiner Reise von Leipzig nach Nürnberg erledigen, wie wir ihn schon öfter seine Arbeiten in den Rahmen einer Reise fassen sahen. Jean Paul unternimmt diese Reise, weil er sich mit seiner Frau Hermine gezankt habe. Es ist nur ein Mißverständnis, das zwischen den Ehegatten vorgefallen ist. Durch das ganze Buch hindurch zieht sich die Liebe des Ehemanns, der immer wieder auf die Post schickt, um einen lange sehnlichst erwarteten Brief Hermines zu erhalten, und bei allen Natureindrücken an das geliebte Weib denkt. Wie schon der »Jubelsenior« ist auch das neue Buch ein Hymnus auf die eheliche Liebe. In

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