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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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bloß versprochen, ohne die größten Schwierigkeiten scheide –: eben ganz natürlich; denn dort bei der langen Ehe ist wahrer Ehebruch durch die Scheidungbulle abzuwenden, weil unkopulierte Leiber da sind; hier aber bei der Verlobung sind die Körper, die den Vertrag gemacht, noch völlig da, und sie müssen erst lange in der Ehe leben, bevor sie zur Scheidung taugen. Das ist die wahre Auflösung eines Scheinwiderspruchs, der so viele Schwache schon verleitet hat, uns sämtlich im Konsistorio für sportelsüchtig, mich für den Markör und unsre grünen Sessiontische für grüne Billarde zu halten, um welche sich Präsident und Räte mit langen Queues herumtreiben, um die Partien auszuspielen; ach, ein Konsistorialsekretär schneidet ohnehin mehr Federn als Geld.
    Warum wird uns überhaupt nicht von den Pastoren jedes eingepfarrte Ehepaar, das über 3 Jahre beisammen geschlafen, einberichtet, damit mans scheide zu rechter Zeit? Eine solche Scheidung, wozu man keine weitern Gründe braucht als den, daß die zwei Leute lange beisammen waren, hat in allen Ländern ja keine andere Absicht als die, daß sie nachher sich wieder ordentlich kopulieren lassen mit den erneuerten Leibern. Das Konsistorium und ich fahren am fatalsten dabei, falls die Sache sich nicht etwa bessert, wenn der neue Minister den Thron besteigt. Wahrlich, ein solches geistliches Landeskollegium legt oft die lange Säge an und zersägt Eheblöcher oder Betten, in denen Ehepaare 21 Jahre lang gehauset hatten, die in so langer Zeit wenigstens siebenmal (alle drei Jahre sind Ehebruch und Ehescheidung fällig) wären zu scheiden und zu trauen gewesen: was für Sportelneinbuße, da wir die Scheidungkosten, die wir hätten versiebenfachen können, vervierfachen mußten! Es ist ohnehin an einer solchen Scheidliquidation wenig, weil sie bekanntlich moderiert wird, und zwar vom Konsistorium selber. Man gebraucht noch dazu im Konsistorialzimmer die Vor- und Nachsicht, daß ich allemal den Sportelzettel, wenn ihn das geschiedne Paar abgezahlt hat, nach 15, 20 Jahren wieder extrahiere und dem Konsistorialboten und Pfennigmeister von neuem mitgebe, nicht sowohl um die Sporteln zweimal einzukriegen (welches Nebensache ist), als um zweimal darüber zu quittieren, falls das getrennte Paar die erste Quittung etwa verloren hätte, und auch, um es vor einer dritten Zahlung sicherzustellen. Man will dem Paare alles leicht machen, wenn man es in mehren und großen Terminen zahlen lässet.
    …. Und heute vor drei Jahren kopulierte man mich für meine Person auch…. aber die damalige Strohkranzrede war zu schlecht….

Siebenter Sektor oder Ausschnit t
     
    Robisch – der Star – Lamm statt der obigen Katze
    Nach einer solchen Entführung schränkte man Gustavs Spieltheater und Lustlager ganz auf den Wall des Schlosses ein; in die wogende Flur und ins Dörfchen Auenthal, das wohl eine 1 / 17 deutsche Meile davon ablag, durft’ er nur hinein – sehen. Dieses blumige Empor-Eiland umkreisete er den ganzen Tag, um jeden roten Käfer niederzuschlagen, jedes marmorierte Schneckenhäuschen von seinem Blatte abzudrehen und überhaupt alles, was auf sechs Füßen zappelte, einzufangen in seinem eignen Kerker. Auf Kosten seiner unerfahrnen Finger unternahm er anfangs auch die Biene an ihrem Hinterleibe aus ihrem Freudenkelche zu ziehen. Die bunten Arrestanten drängte er nun – wie Fürsten alle Menschenklassen in eine Hauptstadt – sämtlich in einen schönen Salomons-Tempel oder in eine Silberschlag -Noachitische Arche von Pappendeckel mit mehr Fenstern als Mauer zusammen. Der Baumeister dieses vierten salomonischen Tempels war nicht, wie bei dem ersten, der Teufel oder der Wurm Lis , sondern ein Mensch, der leicht beiden glich, der sogenannte Kammerjäger Robisch. Dieser Hintersasse des Rittmeisters besuchte jährlich die besten Zimmer und Gärten des ganzen Landes, um beide nicht sowohl von ihren schlimmsten als von ihren kleinsten Bewohnern zu säubern – von Mäusen und Maulwürfen. Ich will die Gelehrten-Republik eben nicht bereden, daß dieser Mausschächter so viele unterirdische Maulwürfe aus der Welt fortschickte, als jährlich schriftstellerische hineintreten, um sich auf die Hinterfüße zu setzen und dann mit den Vorderfüßen, die an beiden Maulwurfarten Menschenhänden gleichen, in den Buchläden und auf dem Leipziger Buchhändlermarkte ihre Erdhäufchen als kleine Musenberge aufzuwerfen; – inzwischen bezahlt wurde Robisch gerade so, als habe der

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