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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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unter Männern allzeit verlegen ist und im kleinen Zirkel viel mehr als im großen, zu geschweigen, daß er immer die Aufmerksamkeit aufsucht und auch erjagt, welche bescheidne Leute geschickt vermeiden, die allgemeine nämlich. Wenn ihm diese überall gelingt: so soll er sie doch nicht in meinem Buche haben…. Die folgende Sache ist freilich unmöglich – zumal meiner verdammten lang- und kurzbeinigen oder spondäischen Stellage und Konsole wegen, auf die mein übrigens von Kennern beurteilter Torso gelagert ist – – aber ausmalen kann sich doch ein Mensch die unmögliche Sache, welche diese ist, daß ich mich einmal Beaten mit einer Lieberklärung zeigte und so – wider eigne Erwartung – selber der Held dieser Lebensbeschreibung und sie die Heldin würde – – ich bin ordentlich verdutzt, denn ich wollte wahrhaftig nur sagen und setzen, daß ich bei Röper Gerichthalter würde und hernach im Grunde – weil ich jeden Gerichttag zärtlich wäre, oder eine zärtliche Bestie, wie eine Frau sich ausdrückt, die mehr zum schönen als schwachen Geschlecht gehört – gar sein Schwiegersohn – Mit Freuden wollt’ ich dem so guten Leser, der Mitfreude fühlt, alles biographisch beschreiben und ihn ergötzen…. Aber, wie gesagt, die Sache ist fatalerweise wohl unmöglich, so weit ich in die Zukunft schauen kann; und dies bloß eines verdammten unsymmetrischen Drahtgestelles wegen, das doch der, den sein Unglück darauf geheftet, durch tausend Glasuren und Rasuren wieder gutmachen will und auf welchem ja Epiktet gleichfalls lange stand.
    Im Feuer bin ich ganz aus meinem biographischen Plan herausgegangen; es sollte bisher der Lesewelt geschickt verhalten werden (und glückte auch), daß alle diese Avantüren noch nicht alt sind und daß in kurzem das Leben dieser Personen mit meiner Lebensbeschreibung davon Hand in Hand gleichzeitig gehen werde – – jetzt aber hab’ ich alles losgezündet – Es muß nun überhaupt ein neuer Sektor angefangen werden, worin mehr Vernunft ist…

Neunzehnter Sekto r
     
    Erbhuldigung – Ich, Beata, Oefel
    Vierzehn Tage nach Fenks Brief…. Ist aber auf Leser zu bauen? – Ich weiß nicht, wohers beim deutschen Leser kommt, ob von einem Splitter im Gehirn oder von ergossener Lympha oder von tödlichen Entkräftungen, daß er alles vergisset, was der Schriftsteller gesagt hat – oder es kann auch von Infarktus oder von versetzten Ausleerungen herrühren: genug der Autor hat davon die Plackerei. So hab’ ichs schon auf einer Menge Bogen dem Leser durch Setzer und Drucker sagen lassen (es hilft aber nichts), daß wir 13 000 Taler beim Fürsten stehen haben, welche kommen sollen – daß ich zwar keine Jura studiert, daß ich aber doch, während ich mich zum Advokaten examinieren lassen, manchen hübschen juristischen Brocken weggefangen, der mir jetzo wohl bekommt – daß Gustav Kadett werden soll und ich Gerichthalter werden will – daß Ottomar unsichtbar und sogar unhörbar ist – und daß mein Prinzipal zu viel verschleudert! – –
    Leider freilich: denn solang’ er noch ein Zimmer oder einen Pferdestand ohne tierischen Kubik-Inhalt weiß: so hängt er seine Angelrute nach Gästen ein. Er ist wie die jetzigen Weiber nirgends gesund als im gesellschaftlichen Orkan und Visiten-Dickicht – er und diese Weiber steigen aus einem solchen lebendigen Menschen-Bad so verjüngt und neugeboren wie aus einem Ameisen- und Schnecken-Bad . Er kann sich nie schmeicheln, hier nur die geringste Ähnlichkeit (geschweige mehr) mit dem Kommerzien-Agenten Röper zu haben, der in der Einsamkeit eines Weisen und Rentierers stille nachdenkt über Hausprozesse und rückständige Zinsen und der es weiß, daß sein Schloß nur Schenk- und Kruggerechtigkeit besitzt und also niemand über Nacht beherbergen darf. – Falkenberg! hör auf den Biographen! Ziehe deinen Beutel, dein Schloßtor und dein Herz zuweilen zu! Glaube mir, das Schicksal wird deine großmütige Seele nicht schonen, das rennende Glück wird dein weiches Herz mit seinem Rade überfahren und zerschneiden, um sein Lottorad hinter seiner Binde vor einem Röper auszuladen! O Freund! es wird dir alles nehmen, was du dem fremden Elend oder der eignen Freude geben willst, nicht einmal den Mut wird es dir lassen, dein beschämtes Herz mit seinen Wunden an einem Freunde zu verbergen! – und wie soll es dann deinem Sohn ergehen? –
    Und doch! – ich tadle dich nur vorher ; aber nachher , wenn du dich einmal unglücklich

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