Säule Der Welten: Roman
in einer großen Privatapotheke - Dutzende von Regalen mit Glasflaschen in allen Größen und Farben hingen über langen Arbeitstischen, auf denen Unmengen von Bechern, Petrischalen und Reagenzgläsern standen. Venera räumte mit diebischem Vergnügen mit einer Armbewegung einen Tisch ab und schleuderte die Kerze in den Scherbenregen, als Margit sich von hinten auf sie stürzte.
Jetzt brannte es nicht nur hinter, sondern auch vor ihnen, und der Rauch stieg zur Decke empor. Margit stieß mit Händen und Füßen nach Venera und suchte sich an ihr vorbeizudrängen. Als der Soldat endlich aus dem Qualm auftauchte, stand Venera - mit blutender Nase, aber ein grausames Lächeln im Gesicht - über die Botanikerin gebeugt und schwang ein riesiges Messer, das sie auf dem Tisch gefunden hatte.
»Zurück, oder ich schneide ihr die Kehle durch!« Hinter Venera loderten die Flammen. Der Soldat gehorchte.
Rufe und schrille Alarmglocken schreckten das ganze Haus aus dem Schlaf. Venera zerrte Margit aus dem Inferno und warf sie vor dem qualmenden Kasten auf den Boden.
»Zehn Tage.« Sie deutete auf die Tür. »Du hast zehn Tage Zeit, um deine Leute dazu zu bringen, dass sie dich retten. Ich habe keinen Zweifel, dass Sacrus über das Gegengift verfügt, aber du wirst kniefällig darum bitten müssen. Ich hoffe für dich, dass deine Vorgesetzten versöhnlich gestimmt sind.«
Jetzt drängten sich Leute in der Tür - Männer und Frauen mit Eimern voll Sand und Wasser. Alle schrien
durcheinander, und alle hielten abrupt inne, als sie Venera vor der allmächtigen Botanikerin stehen sahen.
»Du bist nicht mehr die Botanikerin von Liris!« Venera hob den Arm und bot alle Tricks zur Einschüchterung einer Menschenmenge auf, die sie von ihrem Vater gelernt hatte. »Dieser Frau soll hier niemals wieder Einlass gewährt werden! Lauf! Lauf nach Hause, lauf nach Sacrus, und bettle um dein Leben. Diese Nation ist dir verschlossen.«
Margit kam schwankend auf die Füße und hielt sich die Schulter. »Dafür töte ich dich!«, zischte sie.
»Das dürfte nicht so einfach sein«, gab Venera zurück. »Und jetzt verschwinde.«
Die Botanikerin rannte zur Tür und stieß die verdutzten Löschwilligen beiseite.
»Tut endlich etwas!«, schrie Venera. »Bevor das ganze Haus in Flammen aufgeht.«
Sie drängte sich zwischen ihnen hindurch, und als weitere Leute die Treppe heraufkamen, trat sie höflich zur Seite und ließ sie vorbei. Als sie das Erdgeschoss erreichte, brannten alle Lichter, und viele Menschen irrten zwischen den exotisch dekorierten Schreibtischen und Theken umher.
»Was ist geschehen?« Odess’ Gesicht tauchte aus dem Gedränge auf. Der Rest der Handelsdelegation war hinter ihm.
»Ich habe die Botanikerin abgesetzt«, sagte Venera. Alle starrten sie an. Sie seufzte. » So schwer war das auch wieder nicht«, sagte sie.
»Aber - aber wie?« Alle umdrängten sie.
»Und warum ?« Eilen hatte sie am Arm gepackt.
Venera schaute zu ihr auf. Mit einem Mal traten ihr die Tränen in die Augen. »Mein … mein Mann«, flüsterte sie. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. »Mein Mann ist tot.«
Eine Weile schien tiefe Stille zu herrschen, obwohl Venera am Rande wahrnahm, dass alle durcheinanderschrien und die Nachricht von Margits unerwartetem Abgang sich wie ein Lauffeuer durch ganz Liris verbreitete. Auch redeten Eilen und die anderen auf sie ein, aber sie verstand kein Wort.
Seltsam ruhig schaute sie an den hektischen Menschen vorbei auf die zweite Person, die völlig gelassen schien. Der Mann stand am Fuß der Treppe zu Margits Wohnung, gab Anweisungen, streckte den Arm aus, um all jene zurückzuhalten, die keine Gerätschaften zum Feuerlöschen mitgebracht hatten, und zeigte den Neuankömmlingen, wo sie Sand oder Eimer finden konnten. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber seine Gesten waren rasch und gezielt.
»Was sollen wir jetzt tun?« Odess rang buchstäblich die Hände. Das hatte Venera noch nie mit eigenen Augen gesehen. »Was soll aus den Bäumen werden, wenn die Botanikerin nicht mehr da ist? Wird Sacrus uns verzeihen, was du getan hast? Müssen wir womöglich alle sterben? Wer soll uns jetzt führen?«
Eilen drehte sich um und rüttelte Odess ärgerlich an der Schulter. »Warum eigentlich nicht Venera?«
»V-Venera?« Er war außer sich.
Venera lachte. »Ich verlasse Liris. Jetzt gleich. Aber ihr habt ja bereits einen neuen Botaniker.« Sie streckte die Hand aus. »Er ist schon die ganze Zeit hier.«
Moss, der die
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