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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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und hin und wieder kam es zu einem Bruch; dann dröhnte die Welt für die nächsten ein bis zwei Stunden wie eine Glocke, es knirschte in den Fugen, und weitere Teile fielen ab.

    Davon abgesehen, dass diese Kabel die Welt zusammenhielten, erfüllten sie zahlreiche andere Aufgaben. Einige trugen Fahrstühle. Bei dem Kabel, das Garth anpeilte, ringelten sich kleinere Seile um die ausgefranste schwarze Oberfläche - es war ein alter, rostiger Flaschenzug, der längst nicht mehr benützt wurde. Die Haupttrosse war an einem korrodierten Metallkegel verankert, der aus der Erde ragte. Garth befestigte zwei Ecken seines Netzes an den alten Haken. Dann trabte er von den Schienen weg und zog dabei die Rolle hinter sich her.
    Er brauchte viel zu lange, um eine dritte Ecke des riesigen Netzes an einer verwitterten Fahnenstange festzumachen. Schwitzend und mit wild pochendem Herzen rannte er zum Flaschenzug zurück. Und schon kam die Frau wieder vorbei.
    Sie war wie ein Geschoss. In Wirklichkeit raste freilich das Land unter ihr weg und riss die Luft mit sich. Selbst wenn sie vorher noch gelebt hatte, war sie jetzt wohl endgültig tot; er bezweifelte, dass ein Mensch in einem solchen Sturm atmen konnte.
    Sobald sie an ihm vorüberschoss, begann Garth an den Seilen des Flaschenzugs zu ziehen. Das Netz hob sich schlingernd Handbreite um Handbreite. Nicht schnell genug! Fluchend verdoppelte er seine Anstrengungen. Jeden Moment musste er damit rechnen, vom Lager der Konservationisten her angerufen zu werden.
    Quälend langsam entfaltete sich ein dreieckiges Maschengewebe. Ein Ende war an der Fahnenstange fest verankert; zwei weitere glitten an der Kabeltrosse des Flaschenzugs empor. Hatte er die Flugbahn der Frau
richtig eingeschätzt? Es spielte keine Rolle mehr; dies war auf Hunderte von Metern der einzige Befestigungspunkt, und inzwischen war sie ohnehin schon zu tief. Der Luftwiderstand zog sie nach unten, und in wenigen Augenblicken würde sie auf dem Boden aufschlagen und einfach zerplatzen.
    Da war sie wieder. Garth wischte sich den Schweiß aus den Augen und zog mit aufgeschürften Händen an den Seilen. Im Lager der Konservationisten schrillte eine Dampfpfeife. Die rostige Lokomotive fuhr an.
    Die geheimnisvolle Frau raste dicht über den höchsten Bäumen heran. Garth war überzeugt, dass sie sein Netz verfehlen würde. Doch gerade als die Lokomotive auf den Schienen vorbeiglitt - er fing Schnappschüsse von überraschten Konservationisten-Gesichtern und offenen Mündern auf -, prallte sie dagegen und riss es vom Flaschenzugkabel ab.
    Eine Schraube spritzte davon und traf Garth an der Nase. Er setzte sich auf sein Hinterteil. Kreischende Bremsen schlugen Funken aus den Schienen. Die schwarze Gestalt raste zwischen den Ästen eines Baumes hindurch, die Maschen verfingen sich in den Spitzen und rissen sie ab, und die Frau landete erstaunlich sanft auf einem Haufen Unkraut.
    Garth war in Sekundenschnelle bei ihr und durchschnitt das Netz mit seinem Messer. Der Kleidung nach war sie Ausländerin, ihr Freikaufwert war also eher niedrig. Wahrscheinlich wäre nicht einmal bei der Kleidung viel herauszuschlagen; solche Stoffe wurden in Spyre nicht getragen. Na schön, vielleicht besaß sie ein paar Schmuckstücke, die so viel einbrachten, dass er sich die nächsten Wochen davon ernähren konnte.

    Nur für alle Fälle fasste er mit der Hand an ihren Hals - und spürte einen Puls. Er fluchte verblüfft. Dann hackte er überglücklich die restlichen Maschen durch und zog sie heraus. In diesem Moment erschütterte ein Warnschuss die Luft.
    Er konnte nicht widerstehen, er musste das schwarze Haar zurückstreichen, das ihr Gesicht verdeckte. Sie war noch ziemlich jung - in den Zwanzigern - und hatte feine, aber markante Züge, wohlgeformte schwarze Augenbrauen und volle Lippen. Nur eine sternförmige Narbe an ihrem Unterkiefer störte die Symmetrie. Die an sich sehr helle Haut war von der Sonne tiefrot verbrannt.
    Sie wog nur etwa zehn Kilo. Er konnte sie sich mühelos über die Schulter werfen und mit ihr zu dem dichten Gebüsch an der Grenze des umstrittenen Gebiets laufen.
    Dort zwängte er sich durch die Äste und stand auf privatem Grund. Die Konservationisten hielten kurz vor der Grenze an und fluchten verärgert. Garth Diamandis rannte lachend weiter und hatte ein paar kostbare Minuten lang das Gefühl, wieder zwanzig zu sein.

1
    Eine niedrige Balkendecke schwamm in Venera Fannings Blickfeld. Sie runzelte die Stirn. Ein Stich

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