Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
herstellten - nur dass sie sagenhafte Preise dafür erzielten und dass sie jeden, der in der Welt draußen etwas darüber verriet, mit dem Tod bedrohten.
    Drei von zwölf waren ihr sicher. Mit drei weiteren war vielleicht zu rechnen, wenn die verschwenderische Verteilung von Buridan-Vermögen die erhoffte Wirkung erzielt hatte. Aber das war keineswegs garantiert. Sie würde sehr schlau sein und alle Mittel ausschöpfen müssen, um diesen Abend mit heiler Haut und in Freiheit zu überstehen.
    Alle Ratsmitglieder setzten sich und warteten, während Veneras neue Diener Karaffen mit Wein und hohe Gläser auf den Tisch stellten. Dann stand Pamela Anseratte
auf und lächelte in die Runde. »Ich heiße alle Anwesenden willkommen. Ich hoffe, den Nationen geht es gut, und Sie konnten den gastlichen Empfang der Herrin dieses Hauses gebührend würdigen. Ja? Dann können wir ja beginnen. Wir sind heute Abend zusammengekommen, um zu entscheiden, ob wir Buridan, vertreten durch die Frau, die behauptet, Amandera Thrace-Guiles, die Erbin der genannten Nation zu sein, wieder in seine Rechte einsetzen und als handlungsfähige Nation anerkennen wollen. Ich …«
    »Warum sind Sie allein?« Herzog Ennersin wandte sich direkt an Venera. »Warum sollen wir einer einzelnen Person glauben, dass sie die ist, als die sie sich ausgibt? Wo ist der Rest ihrer Bürger? Warum taucht sie gerade jetzt auf, nach jahrhundertelanger Abwesenheit?«
    »Wir werden alle diese Fragen noch ansprechen«, begütigte Lady Anseratte. »Doch zunächst gilt es einige Formalitäten zu klären. Amandera Thrace-Guiles’ Anspruch ist unbegründet und von vornherein nichtig, wenn sie keine Nachweise für ihre Herkunft und Abstammung erbringen kann; vorzulegen sind außerdem die notariell beglaubigten Besitz- und Eigentumsurkunden ihrer Nation und, zu guter Letzt, der Schlüssel.« Sie strahlte Venera an. »Sie haben das alles mitgebracht?«
    Venera erhob sich schweigend, trat vor und legte einen dicken Packen Papiere vor Anseratte auf den Tisch. Dann zog sie sich den schweren Siegelring vom Finger und legte ihn oben auf den Stapel.
    Das war ihr Eröffnungszug, aber sie konnte nicht sicher sein, ob er seine Wirkung tun würde.

    »Aha«, sagte Lady Anseratte. »Darf ich mir den Ring genauer ansehen?« Venera nickte und kehrte auf ihren Platz zurück. Lady Anseratte nahm einen flachen Kasten mit einigen Lichtern darauf und hielt ihn über den Ring. Die Lichter leuchteten auf, und ein melodisches »Dong« war zu hören.
    »Echtheit bestätigt«, sagte die Lady. Sie legte den Ring vorsichtig beiseite und nahm sich den Papierstapel vor. Viele von den Dokumenten waren echt. Die Besitz- und Eigentumsurkunden hatte Venera im Turm gefunden. Die Erweiterung des Familienstammbaums um etliche Jahrhunderte und die Einfügung ihres Namens am Ende hatten große Sorgfalt verlangt und mehrere Tage gedauert. Sie hatte eigentlich vorgehabt, die Fälschung selbst vorzunehmen, sie war auf diesem Gebiet sehr begabt, doch als ihre Unpässlichkeit sie mattsetzte, hatte Garth sich eingeschaltet und sich als unerwartet geschickt erwiesen. Während die Papiere am Tisch hin und her gereicht wurden, blieb Veneras Miene nichtssagend freundlich. Sie nippte an ihrem Weinglas und strich noch einmal die Falten ihres Rocks glatt.
    »Überzeugend«, sagte Jacoby Sarto, nachdem er den Stapel durchgeblättert hatte. »Aber was überzeugend ist, braucht noch lange nicht wahr zu sein. Es ist nur überzeugend, aber nicht mehr. Wie können Sie beweisen, dass Ihre Ansprüche auf Wahrheit beruhen?«
    Venera legte den Kopf schief. »Es wäre ebenso unmöglich, einen Beweis zu liefern, der jeden zufriedenstellt, wie Sie unmöglich zweifelsfrei beweisen können, dass Sie Jacoby Sarto von der Nation Sacrus sind. Ich glaube eher, die Beweislast liegt bei diesem Rat. Er muss meinen Anspruch widerlegen, wenn er das kann.«

    August Virilio öffnete ein Augenlid einen Spaltbreit. »Warum fangen wir nicht mit Ihrer Geschichte an? Nach dem Abendessen kommt mir eine gute Geschichte gerade recht.«
    »Ausgezeichnete Idee«, sagte Pamela Anseratte. »Herzog Ennersin hat gefragt, wie es kommt, dass Sie ausgerechnet jetzt, zu diesem Zeitpunkt hier vor uns sitzen. Können Sie uns erklären, warum sich Ihre Nation so lange und so gründlich versteckt hat?«
    Darauf hatte Venera tatsächlich eine Antwort - sie hatte sie in den verrenkten Körpern der Soldaten im Innern des Turms und in den Berichten der Frau im Schlafgemach

Weitere Kostenlose Bücher