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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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verhalten sich nicht gerade wie gute Nachbarn«, fügte sie leiser hinzu.
    »Setze sie ab, und fessle sie«, befahl der schwarzhaarige Junge. Er hatte eine hohe Tenorstimme, nicht unmännlich, aber kultiviert, und er artikulierte sehr präzise. Seine grauen Augen waren kalt.
    »Jawohl, Bryce.« Der Mann, der sie hergebracht hatte, drückte sie auf einen robusten Holzstuhl, der neben dem Tisch stand, zog ihr die Arme nach hinten und wickelte ihr ziemlich unbeholfen einen Strick um die Handgelenke.
    Venera schaute sich mühsam nach ihm um. »Sie haben das wohl noch nicht oft gemacht«, bemerkte sie. Dann sah sie diesen Bryce an, als wollte sie ihn durchbohren, und fügte hinzu: »Entführungen sind Präzisionsarbeit. Euer Haufen scheint mir nicht gut genug organisiert zu sein, um so etwas durchzuziehen.«
    Bryces Augenbrauen schossen in die Höhe, die gleiche amüsierte Überraschung wie bei ihrer ersten Begegnung im Keller. »Wenn Sie unsere Aktionen verfolgt hätten, dann wüssten Sie auch, wozu wir fähig sind.«
    »Bomben in eine unschuldige Menschenmenge zu werfen«, sagte sie bissig. »Eine wahre Heldentat.«
    Er zuckte die Achseln, schien aber doch etwas verlegen. »Die Bombe sollte die Ausschussmitglieder treffen«, gestand er. »Aber sie fiel zurück auf den Mann, der sie geworfen hatte, und tötete ihn. Das war ein echter Soldatentod.«
    Sie nickte. »Und wie die meisten Soldatentode leider völlig überflüssig. Was wollen Sie?«

    Bryce drehte einen Stuhl um, setzte sich darauf und legte die Arme um die Lehne. »Wir wollen die großen Nationen zu Fall bringen«, sagte er schlicht.
    Venera dachte lange über eine Antwort nach. Endlich sagte sie: »Und wie kann meine Entführung Ihnen helfen, diesem Ziel näher zu kommen? Ich bin nicht von hier; ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden kümmert, ob ich lebe oder tot bin. Und es wird mich auch niemand freikaufen.«
    »Stimmt«, räumte er achselzuckend ein. »Aber wenn Sie verschwinden, wird man Sie wenig später zur Betrügerin erklären, und dann sind die Besitz- und Eigentumsrechte an Buridan für einen Spottpreis zu haben. Alles wird sich darum prügeln, und wir werden dafür sorgen, dass darüber ein Bürgerkrieg ausbricht.«
    Für Venera hörte sich das nach einem erstaunlich realistischen Plan an - aber wohlwollend zu lächeln, war in dieser Situation nicht angebracht.
    Sie überlegte eine Weile. Nur das langsame Tropf , Tropf des Wassers aus den rostigen Rohren an der Decke war zu hören; wenn sie um Hilfe schrie, würde das kaum jemand bemerken. »Ich nehme an, Sie haben meine Geschichte verfolgt«, sagte sie schließlich. »Glauben Sie, dass ich Amandera Thrace-Guiles, die Erbin von Buridan bin?«
    Er winkte lässig ab. »Das ist mir vollkommen gleichgültig. Ich halte Sie zwar für eine Hochstaplerin, aber was spielt das für eine Rolle? Sie werden bald von der Bildfläche verschwunden sein.«
    »Angenommen, ich wäre tatsächlich eine Hochstaplerin.« Sie beobachtete ihn genau. »Wo bin ich Ihrer Meinung nach her?«

    Jetzt sah er sie verdutzt an. »Von hier … aber Sie haben einen fremdländischen Akzent. Sind Sie etwa von außerhalb Spyres?«
    Sie nickte. »Von außerhalb Spyres und deshalb keiner der hiesigen Gruppierungen in irgendeiner Weise verpflichtet. Stattdessen bin ich ganz aus eigener Kraft, nur mit meinem Verstand, zu viel Macht und Reichtum gekommen.«
    Er lehnte sich zurück und lachte. »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er. »Dass Sie mit uns sympathisieren? Ich halte Sie eher für eine Opportunistin; und warum sollte ich für diese Haltung etwas anderes als Verachtung empfinden?«
    »Weil meine Macht … nur Mittel zum Zweck ist«, sagte sie. »Wer hier regiert oder wer letztlich das Geld bekommt, das ich mir verschafft habe, kümmert mich nicht. Ich habe eigene Pläne.«
    Er schnaubte. »Sehr vage und sehr faszinierend. Aber von mir haben Sie bei Ihren nicht näher definierten ›Plänen‹ sicher keine Hilfe zu erwarten. Wir sind nur an Leuten interessiert, die an unsere Sache glauben . An Leuten, die wissen, dass es noch andere Regierungsformen gibt als die Tyranneien, die wir hier haben. Ich spreche von emergenter Demokratie, aber davon hat eine Barbarin wie Sie wahrscheinlich noch nie gehört.«
    »Emergent?« Jetzt war die Überraschung auf Veneras Seite. »Das ist doch nur ein Mythos. Eine Volksregierung, die spontan aus zwischenmenschlichen Interaktionen entsteht … so etwas funktioniert doch niemals.«
    »O

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