Säule Der Welten: Roman
Außenseiter - oder als wenn Sie mich töten. Zu Ihrem Bürgerkrieg wird es wahrscheinlich ohnehin nicht kommen. Sie sagen ja selbst, dass die großen Nationen zu sehr auf Stabilität angewiesen sind. Und wenn der Krieg nicht kommt, was dann? Dann heißt es, zurück ans Reißbrett, und Ihren Unterschlupf hätten Sie auch verloren. Sie wären wieder beim Bombenwerfen und anderen unwirksamen Terrorakten angekommen.«
Bryce schloss das Buch und steckte es in seine Jacke zurück. »Und wenn schon? Dieses Versteck haben wir
ohnehin eingebüßt. Wenn der Krieg ausbleibt, gibt es keine Alternative.«
»Aber überlegen Sie doch mal, was Sie anfangen könnten, wenn Sie einen Verbündeten - eine Beschützerin - hätten, die nicht nur über Geld und Einfluss, sondern auch über mehr Erfahrung mit Geheimoperationen verfügt als Sie und Ihre Leute.« Sie sah ihm fest in die Augen. »Ich habe in meinem Leben schon eine ganze Reihe von Menschen getötet. Ich habe eine eigene Spionageorganisation aufgebaut und geleitet. Nein, ich bin nicht Amandera Thrace-Guiles, ich kann unendlich viel mehr als irgendeine Erbin irgendeiner Hinterwäldlernation auf diesem zurückgebliebenen Habitaträdchen. Und mit meiner Macht, meinem Geld und meinem Einfluss … kann ich Ihnen helfen.«
»Nicht interessiert.« Er stand auf, ging auf die Metalltür zu und winkte den anderen, ihm zu folgen.
»Eine Druckerpresse!«, rief sie ihm nach. Verdutzt drehte er sich um. »Damit Ihr Geld arbeiten kann«, fuhr sie fort, »müssen Sie die Scheine doch in Tausenden von Kopien in Umlauf bringen, nicht wahr? Das Geld kann seine Wirkung nicht tun, wenn es nicht jeder verwendet. Wo ist denn Ihre Druckerpresse?«
Er warf einen Blick auf seine Leute. »Das kommt schon noch.«
»Ach ja? Und wenn ich Ihnen eine eigene Druckerei anbiete - Lieferung der Pressen in einem Monat - und dazu eine solide Summe, um die Druckkosten zu bestreiten?«
Bryce schien zu überlegen, doch dann griff er nach der Türklinke.
Hektisch überlegte sie, womit sie ihn noch umstimmen könnte. Sie hatte nur eine einzige Idee. »Angenommen, Sie hätten einen sicheren Ort, um Ihre Presse aufzustellen?«, rief sie. »Angenommen, der Buridan-Turm würde Ihnen gehören?«
Einer von den Stellvertretern legte Bryce die Hand auf den Arm. Er warf ihm einen kurzen Blick zu, dann schnitt er eine Grimasse und drehte sich um. »Warum in Spyres Namen sollten wir uns darauf verlassen, dass Sie Ihr Versprechen einhalten?«
»Der Turm enthält Beweise dafür, dass ich eine Hochstaplerin bin«, sagte sie rasch. »Der Rat wird ihm sicherlich einen Besuch abstatten wollen - aber wie kann ich ihn säubern und in einen Zustand versetzen, in dem man ihn vorzeigen kann? Ich könnte keinem meiner neuen Diener das Geheimnis anvertrauen. Aber Ihnen schon - und Sie könnten Fotos machen oder was immer nötig ist, um zu beweisen, dass ich nicht die wahre Erbin bin. Dann hätten Sie ein Druckmittel gegen mich in der Hand. Sie hätten den Turm, Sie hätten Geld, und Sie hätten so viel Einfluss, wie ich erübrigen kann.«
Sie sah, dass er den Vorschlag in Erwägung zog. Auch die anderen waren beeindruckt. »Und das Beste ist«, schob sie noch nach, bevor er es sich wieder anders überlegte, »dass Sie Ihren Bürgerkrieg am Ende doch bekommen könnten, wenn mein Betrug nämlich irgendwann aufgedeckt wird. Was könnten Sie sich noch mehr wünschen?«
Bryce kam langsam zu ihr zurück. »Ich sage noch einmal, warum sollten wir Ihnen trauen? Wenn es im Buridan-Turm die Beweise gäbe, von denen Sie reden … Selbst wenn Sie zuließen, dass wir an sie herankämen,
bevor uns die Polizei schnappte … Es sind zu viele Wenns, Lady Thrace-Guiles.«
»Ich schreibe Ihnen gleich jetzt ein paar Zeilen«, sagte sie. »An die Nachtwache an den Fahrstühlen. Sie soll Ihren Leuten gestatten, den Fahrstuhl zum Buridan-Turm zu benutzen. Sie können sofort hinunterfahren, und sobald Sie sich vergewissert haben, dass ich Ihnen die Wahrheit sage, lassen Sie mich frei.«
»Damit wir dort festsitzen, wenn Ihr Schwindel auffliegt?«
Jetzt war für Venera das Maß voll. »Dann lass es doch bleiben, du Dreckskerl«, schrie sie ihn an. »Los, verschwinde! Du willst doch nur den umschwärmten Revolutionsführer spielen. Dann geh doch und opfere noch ein paar von deinen Freunden, damit dir die Übrigen abnehmen, dass du tatsächlich etwas tust. Danach kannst du gleich noch ein paar Frauen und Kinder in die Luft jagen, das tut dir bestimmt
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